Welche Rolle sie tatsächlich gespielt hat und wie groß ihr politischer Einfluss tatsächlich war, werden wir wohl nie erfahren. Es gibt doch die Geschichte von Swasiland(?), wo sie gegen M. Tatcher gearbeitet hat. Und bei den Gesprächen mit den Premieministern war ja glaub ich nie wer dabei.[/QUOTE]
Was für eine "Stimme"? Nach meinem Verständnis hat sie sich aus allen gesellschaftlich relevanten Themen konsequent herausgehalten. Ging es jedoch um die Einhaltung höfischer Regeln, war sie stets knallhart auf ihrem Posten.
Für mich war sie kein Sinnbild von Verantwortung und Selbstaufopferung, wie das bei manchen Kommentaren durchklingt. Sondern vom Gegenteil: Von Weltabgewandtheit und einer grotesken Selbstbezogenheit.
Zitat:
Zitat von Antracis
Aber das man aus Tradition an der Tatsache festhält, dass eine sozial exklusive Gruppe mit gesellschaftlichem Vorrang aufgrund von Abstammung höher steht als die anderen, "herrschen" darf und das auch noch mit aufwändigen Festen und Paraden auf breiter Basis feiert, ist schon sachlich betrachtet strange.
Ähnlich wie so manche Rituale der großen Kirchen und Religionen ist das extrem weit von jeglichem aufklärerischen Gedanken entfernt und wird genauso banal bei kritischer Betrachtung dann als quasi bedeutungslose Symbolik verharmlost. Ob das wirklich so harmlos ist, da habe ich aber meine Zweifel. Weil irgendwie wertet man doch alles dadurch, das man es als Tradition bewahrt, dadurch auf.
Ich teile grundsätzlich diesen kritischen Zugang zum Adel und auch zur Queen. Andererseits aber frage ich mich gerade angesichts der aktuelle Weltlage auch, ob eine Queen wie Elisabeth als adeliges Staatsoberhaupt nicht trotzdem wesentlich „besser“ ist, als Präsidenten, die sich dann immer mehr zu Diktatoren entwickeln, demokratische Kontrolle ausschalten, Oppositionelle verfolgen, Kriege anzetteln, usw…
Ganz pragmatisch gedacht: ich denke, Queen Elisabeth hat als Staatsoberhaupt durchaus für Stabilität gesorgt, obwohl sie ja ohnehin keine Regierungsmacht mehr hat. Zum Beispiel liest die Königin/der König alljährlich bei der Parlamentseröffnung ja lediglich die "Thronrede" vor, die der/die Regierungschef/in geschrieben hat. Klar kann man das als teure Folklore betrachten und als Ausbeutung des Volkes, um selbst wie die Made im Speck zu leben – wie gesagt, ein Teil von mir denkt sich das auch.
Aber wenn ich mir aussuchen müsste, ob ich unter King Charles III. leben wollte oder unter Präsident Wladimir – dann wäre meine Wahl eindeutig.
Aber wenn ich mir aussuchen müsste, ob ich unter King Charles III. leben wollte oder unter Präsident Wladimir – dann wäre meine Wahl eindeutig.
Ginge mir wahrscheinlich ähnlich, aber müsste man fairerweise nicht fragen, ob es dann nicht doch unter einem König Waldimir dem I. noch viel viel schlimmer wäre ?
Ist auch etwas unfair, weil wir zwei Systeme vergleichen, die nicht wirklich so funktionieren, wie sie sollten: Putins Demokratie ist ja nahezu eine Scheindemokratie, während die britische Monarchie wiederum weit von einer echten Herrschaft entfernt ist.
Ich würde also im Zweifel immer warten, dass Demokratien deutlich häufiger zu gerechteren Regierungen führen als Monarchien. Ausnahmen bestätigen trefflich die Regel.
Ginge mir wahrscheinlich ähnlich, aber müsste man fairerweise nicht fragen, ob es dann nicht doch unter einem König Waldimir dem I. noch viel viel schlimmer wäre ?
Ist auch etwas unfair, weil wir zwei Systeme vergleichen, die nicht wirklich so funktionieren, wie sie sollten: Putins Demokratie ist ja nahezu eine Scheindemokratie, während die britische Monarchie wiederum weit von einer echten Herrschaft entfernt ist.
Ich würde also im Zweifel immer warten, dass Demokratien deutlich häufiger zu gerechteren Regierungen führen als Monarchien. Ausnahmen bestätigen trefflich die Regel.
Noch viel viel schlimmer? Da fehlt mir die Vorstellungskraft, was noch viel viel schlimmer sein sollte ...
Aber natürlich hast Du Recht, auch mit den Anmerkungen zum Systemvergleich. Allerdings wird´s dann wirklich kompliziert, weil nicht nur Monarchien (absolute, konstitutionelle, parlamentarische) sondern auch Demokratien ganz unterschiedlich sein können. Die USA und Frankreich z.B. haben Systeme mit viel Regierungsmacht für den Präsidenten, während in Österreich und Deutschland der Regierungschef tatsächlich der Chef ist, und der Präsident eher repräsentative/kontrollierende Aufgaben hat. Und von Scheindemokratie (sich selbst gerne Volks-Demokratie nennend) und "illiberaler" Demokratie (von der z.B. Orban träumt) will ich jetzt gar nicht erst anfangen.
Daher hab ich mich in meiner Anmerkung einfach auf meine persönliche Perspektive zurückgezogen.
Was für eine "Stimme"? Nach meinem Verständnis hat sie sich aus allen gesellschaftlich relevanten Themen konsequent herausgehalten. Ging es jedoch um die Einhaltung höfischer Regeln, war sie stets knallhart auf ihrem Posten.
Die Queen hatte eine traditionelle Rolle zu erfüllen und im Rahmen dessen hat sie meiner Meinung nach schon deutliche politische Signale gesendet, z.B. Kleidung in EU Farben während der Brexit Diskussionen. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie den Regierungschefs durchaus ins Gewissen geredet hat.
Sie hatte politisch nichts zu entscheiden, aber ich glaube sie hatte großen politischen Einfluss.
Schaue mir gerade die Trauersendung im britischen Parlament an. Theresa May sagte, dass die Premierminister ein festes wöchentliches Treffen mit der Queen hatten, das aber meist nicht das einzige Treffen in der Woche blieb. Wenn man wöchentlich 1-2 mal mit einer hochrespektierten Person redet, fließen dessen Meinungen unweigerlich in Entscheidungen mit ein.
Hier bin ich wieder mal typisch Zwilling, mit zwei Herzen in der Brust.
Einerseits lehne ich die Monarchie als völlig überholt ab.
Andrerseits hatte die alte Dame schon so etwas wie einen besonderen Platz in meinem Herzen.....
Bin ja auch Zwilling, hab das von Dir beschriebene aber nicht parallel sondern eher hintereinander.
Das die Monarchie etwas völlig überholtes ist und die Briten vermutlich ziemlich einen an der Waffel haben müssen, weil sie ihre Queen so lieben, wurde uns ja in den 70'ern fest eingeimpft. Das dabei von der Schule und meinem Elternhaus versäumt wurde, mal auf die andere Seite des Mondes zu verweisen, wurde mir erstmals Anfang der 90'er während eines Sprachurlaubs in Neuseeland klar. Die Gast-Eltern und ihre Kinder, eine unglaublich liebenswürdige Familie, stand komplett stramm, als die Queen in den Nachrichten erschien. Ein für mich so irritierendes wie erfreuliches Erlebnis damals.
Heute, 40 Jahre später, sehe ich vor allem die guten Seiten, wenn eine Nation so eine liebenswürdige Integrationsfigur an ihrer Spitze hat. Symbolik und Rituale wurden uns ja auch komplett ausgetrieben, leider.
Auch tue ich mich beim Thema Monarchie viel leichter, Volkes Meinung zu akzeptieren, als beispielsweise beim Brexit. Ersteres ist Herzenssache, letzteres erfordert fundiertes Fachwissen.
Ich beneide die Engländer um die 70 Jahre mit so einer Königin. Und wünsche Charles viel Glück - er wird es schwer haben!