Und wir standen da und hatten keine Ahnung wie wir nach Kasterlee kommen sollten. Im Dunkeln, das
Navi sagt, dass wir uns abseits der Strassen befinden. So nach Gefühl fuhren wir und fuhren, irgendwann kamen wir in einen Ort, den wir nicht kannten. Offensichtlich halten die Belgier nicht viel von Richtungsschildern, jedenfalls gab es dort keine. Ich wurde jetzt doch etwas aufgeregter. Erst fuhren wir in die eine Richtung, dann in die andere, die uns zum Glück nach Kasterlee brachte.
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Um 7:20 Uhr kamen wir auf dem Parkplatz an und dann ging alles schnell. Die Tasche in die Umkleidekabine, die auch Wechselzone war. Die Plätze waren nach Startnummern sortiert. Dann zum zum Check-Inn gleich durch eine knöcheltiefe Pfütze, die noch eine der flacheren Exemplare heute sein sollte.
Das Rad konnte man abstellen wo man wollte, nur sah ich nix freies mehr, aber ein netter belgischer Ordner half beim Suchen. Langsam machte sich schon die WK-Stimmung breit.
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Noch wenige Minuten zum Start, die verbrachte ich im strömenden Regen unter einem Regenschirm einer Supporterin. Es gab Feuerwerk, es trötete jemand auf der Fanfare irgendwas bekanntes an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Startschuß und los. Es war Dunkel, die Wege waren keine Wege mehr, sondern Bäche. Ich lief von Anfang an in einer Gruppe. Wie schon geschrieben war dies mein erster WK ohne jegliche Pulsmesser, Uhr oder sonstigen Messmittel. Ich wollte mein Tempo finden, von dem ich annahm, dass mich das nicht killen würde, wenn ich noch weiter 12 Std im Matsch spiele. Gesucht, sehr schnell gefunden lief ich in die Morgendämmerung.
Kurz vor der Wechselzone setzte sich die komplette Gruppe ab und ich lief kurz hinter den anderen Mädels in die Wechselzone. Der Raum war gut gefüllt. Aber irgendwas war komisch, die sassen alle und zogen sich komplett um. Ich schlüpfte nur in meine kurz unter dem Knie abgeschnittene Regenhose, wechselte die Schuhe, zog Überschuhe an (hätte ich auch bleiben lassen können), die Winterjacke über die nassen Laufsachen, der Camelback, die Flasche mit dem Peronin, Handschuhe und Helm. Raus gings. Komisch, Last in First out mach ich normalerweise nicht (auch in den Ergebnislisten sieht das anders aus).
Die Biker warten auf die ersten zwei Fietser
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Mein Freund stand zum Glück draussen, wunderte sich auch. Allerdings eher darüber, dass ich mein Rad nicht fand. Etwas Hilfestellung seinerseits retten mich. Schnell raus aus der Wechselzone, rauf aufs Rad, ein paar Meter später gleich wieder runter, Stau an der ersten Rampe. Heftig, gleich nach dem Wechsel auf so eine Strecke, da können sich die deutschen Crossduathlons mal nen Beispiel dran nehmen.
Jeweils am Anfang der ersten bzw zweiten Runde:
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Nach der Crossstrecke kam Feld, das Erste (ich zähl jetzt auch nicht weiter). Gerade auf dem Rad eingerichtet und ein kurzes Asphaltstück zum Durchschnaufen und Verpflegen kam auch schon das berühmt-berüchtigte Maisfeld. Ich versuchte zu Laufen, was für ein putziges Unterfangen. Nach wenigen Metern blieb man auf der ersten Runde schon gut kleben. Am Ende des Maisfeldes wartete ein knietiefer Wassergraben durch den man waten mußte. Später wurde die Holzkonstruktion als Brücke hingedipst. Puhh, nu schnell weiter. Im Tiefschlamm. Es ist nicht gelogen, wenn ich schreibe, dass es nur für wenige Meter keinen Schlamm gab. Es gab ihn in allen erdenklichem Formen. Sehr flüssig im Pfützenform. Man sah nicht wie tief sie waren, es war jedes Mal ein Überraschungspaket. Man konnte auch am Rand der Pfützen fahren, da war man aber auch nur bedingt schneller, wenn man nicht abrutschte in die Pfütze und möglicherweise noch stürzte. Es gab ihn mit Sand gemischt, das war der Killer. Es gab ihn in purer Form, mal mehr mal weniger tief. Ich kam mir vor wie in den ersten Exkursionen zur Bodenkunde, wo wir die Erdkrumen im Mund lutschen mußten, um die Korngröße zu bestimmen. Und es gab den Wind. An meiner Lieblingsecke war ich froh so ein schweres Stahlroß zu haben, mit allem anderen hätte es mich weggeweht, zumindest, wenn ich nicht bis zur Nabe im Wasser gestanden hätte. Die kleinen Wellen auf der Pfütze waren niedlich anzuschauen.
Es kam ein Kartoffelacker, der ansich gut zu fahren war, wären nicht diese Äste direkt über dem festen Boden gewesen. Als ich das erste Mal um diese Ecke kam, traf mich der Schlag. Ein Feld im Sturm und es schoben alle. Nicht alle, gerade dort überrundete mich der Erste. Seine Mopedbegleitung fuhr. Der Erste auch. Zum Ende des Schiebestücks kamen Nr Zwo und Drei, die rannten über das Feld. Wie die das gemacht haben ist mir ein Rätsel. Ich steckte Knöcheltief im sehr festem Pamps und hatte Schwierigkeiten meine Füße dort wieder rauszuziehen. Nicht nur ich, auch die anderen um mich rum. Die Pampe klebte am Rad. Zu Scheibenbremsen werde ich mich in diesem Bericht NICHT äussern, nur soviel rufen brauchten die nicht, wenn sie überholen wollten
Das war übrigens bei km 16. Also fast die erste Runde geschafft. Dann kam nur noch das Waldstück. Da hätte man auch abkürzen können wie die Nr. 57 das eindrucksvoll gezeigt hat.
Am Ende der ersten Runde war ich schon etwas fertig.
Sieht man aber nicht, oder?
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Die Hubbel im Wald lief ich alle hoch. Die zweite Runde war schon wesentlich aufgeweichter. In dem Maisfeld konnte ich mein Rad noch nicht mal mehr schieben, es blieb einfach stecken, das Hinterrad rutschte nach vorne. Einige Male hatte ich schon keine Kraft mehr die dicken Modderfelder zu durchfahren, ruschte weg. Vor mir fuhr einer , der immer wieder stehen blieb. Einige waren mit Schaltungen und Bremsen beschäftigt. Aber alle, wirklich alle, hatten immer ein freundliches Wort auf den Lippen.
Im Eifer des Gefechts überholte ich, rauschte durch eine tiefe Pfütze, als ich hinter mir Geschrei hörte. Ich hatte einen Pfeil übersehen und war geradeaus gefahren. Ich hab mich ja schon immer gefragt, wie man sich auf ausgeschilderter Strecke verfahren kann. Jetzt weiss ich es. Hab ich eigentlich geschrieben, dass es ununterbrochen geregnet hat?
Das war aber mein kleinstes Problem. Mein größtes waren meine schwindenden Kräfte. Ponywege gut und
schön. Das hier war eine ganz andere Liga. Keine Verschnaufpausen. Tempoverringern ging nicht, da man sonst einfach umkippte. Die Schaltung sprang nur noch wie sie lustig war, aber nicht wie sie sollte. Nach der zweiten Runde war mir klar ich schaffe den Cutt off nicht. Eine dritte Runde hätte ich vielleicht noch irgendwie machen können. Aber nur vielleicht. Also bin ich raus. Wollte mich abmelden, als mir erzählt wurde es sollten nur vier Runden gefahren werden. Da ich aber kaum noch Kraft zum Stehen hatte, hab ich diesen WK als Kasterlee-Short-Distance mit meiner eigenen Wertung betrachtet.
Etwas übberascht war ich dann als ich mich und mein Rocky zur Halle schleppte und dort zig Räder standen, mit Nummer und Dreck, die auf Säuberung warteten. Waren schon so viele raus? Inzwischen war mein Support von DEM Maisfeld zurück. Die Fritture wurde geplündert, der Erste bis Fünfte noch auf die Laufstrecke geschickt.