Arne, ich glaube Du kennst einfach die falschen Religionslehrer.
Ich denke, ich weiß schon, worauf Du und maotzedong hinauswollen. Die falschen Religionslehrer lesen aus der Bibel vor und die richtigen diskutieren mit ihren Schülern allgemein über Werte (vereinfachte Darstellung).
Nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung werden dabei jedoch Werte vermittelt, die auf der Überzeugung von der Existenz des christlichen Gottes beruhen. Hier setzt meine Kritik an, betrifft also die "guten" Religionslehrer ebenso wie die "schlechten". Christliche Werte sind nicht nur für sich genommen fragwürdig und werden in Teilen von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt; von Euch lebt beispielsweise kein einziger nach christlichen Werten. Sondern ihr Absolutheitsanspruch, ihre scheinbare Legitimierung durch den Schöpfer der Welt, steht der Toleranz anderer Lebensentwürfe im Wege und schadet damit unserer Gesellschaft.
Davon abgesehen ist aus meiner Sicht, die falsch sein kann, das Konzept der "Sünde" wegen des damit verbundenen Schwarzweißdenkens schädlich für den einzelnen Menschen, wie auch für die Gesellschaft. Warum können gleichgeschlechtlich liebende Paare in Deutschland nicht standesamtlich heiraten? Kaum ein vernünftiger Mensch glaubt heute noch, dass sich hier der Wille des Schöpfers des Weltalls ausdrückt, missverständlich überliefert in einem zweitausend Jahre altem Buch. Stattdessen haben wir es hier mit unklaren Gefühlen zu Werten, Sünden und Gottgefälligkeit zu tun, deren Ursachen man auch in der Werteerziehung sehen kann.
Aus meiner Sicht muss auch diese christliche Werteerziehung einer Kritik zugänglich sein, gerade auch wenn sie an Kindern in staatlichen Schulen vorgenommen wird.
Solange die Diskussion ganz allgemein über Religionslehrer ging, bin allgemein geblieben.
Sobald ein konkretes Beispiel einer Religionslehrerin beschrieben wurde, bin ich konkret darauf eingegangen.
Ich habe gezeigt, warum der peppige Kinder-erforschen-die-Welt-Unterricht in Wahrheit genau dies nicht war. Ich behaupte nicht (wie zappa unterstellt), dass es sich hier um eine Verschwörung handelt. Stattdessen ist es einfach eine über lange Zeit aus Erfahrung geformte Vorgehensweise, die offenbar als effektiv aufgefallen ist und beibehalten wurde. Den beteiligten Personen ist sicherlich nicht bewusst, warum ihre Vorgehensweise effektiv ist, aber das ist auch nicht nötig.
Das Beispiel mit der Religionslehrerin wurde mir präsentiert als Beleg dafür, dass die Kinder keineswegs unfair von Lehrern indoktriniert werden, die ihre überlegene Stellung und die noch nicht ganz entwickelte Urteilsfähigkeit der Kinder ausnutzen. Deswegen wurde ein Beispiel präsentiert, bei dem sich die Kinder quasi eigenständig ein Urteil bilden können, durch Erforschung der Umwelt und durch Auswerten verschiedener Quellen.
Ich konnte jedoch (bis jetzt unwidersprochen) belegen, dass exakt das Gegenteil der Fall ist. Es wurde ausgenutzt, dass die Kinder nicht durchschauen konnten, dass die verschiedenen Quellen zuvor ausgewählt und überhaupt nicht unterschiedlich waren. Es wurde von der Lehrerin genau darauf geachtet, dass die Kinder nicht in Kontakt mit kritischen Stimmen kamen.
Umso kritischer wird es aber je älter die Kinder werden. Da gibt es auch gerne mal geführte Podiumsdiskussionen in denen jeder seine Meinung vertreten soll/darf und wenn diese noch so abwertend ( hinsichtlich des Bezugs zum Glauben) ist. Was ist das deiner Meinung nach?
Nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung werden dabei jedoch Werte vermittelt, die auf der Überzeugung von der Existenz des christlichen Gottes beruhen. Hier setzt meine Kritik an, betrifft also die "guten" Religionslehrer ebenso wie die "schlechten". Christliche Werte sind nicht nur für sich genommen fragwürdig und werden in Teilen von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt
Auch hier ist die Frage gibt es die christlichen Werte und den christlichen Glauben. Von diesem Schwarz - Weiß denken muss man ja eben weg
Wie lege ich selbst die Bibel aus? Wie gehe ich mit den verschiedenen Vorstellungen der Auslegung um? Welche Stellen der Bibel nehme ich für mich als passend raus? usw.
Hier geht es um die Vermittlung einer Kompetenz um, falls es notwendig ist, für sich selbst diese Fragen zu beantworten.
Warum gründet sich also der Religionsunterricht in diesem oben genannten Gymnasium auf die Bibel und nicht auf... z.B. die Werte des Buddhismus? Was ist am Buddhismus "falsch"?
Ich sehe es ganz einfach so... es ist NICHT Aufgabe einer staatlichen Schule, infividuelle Gottes- und Wertehaltungen zu ... nun ja... zu sortieren.
Es ist doch vielmehr Aufgabe, NEUTRAL über die verschiedenen Religionen zu informieren. Das impliziert der Begriff UNTERRICHT. Darunter verstehe ich das Lehren von Wissen.
Alles war darüber hinaus geht, ist Privatsache und ohnehin absolut individuell.
Sich über gesellschaftliche Probleme unserer Zeit auszutauschen, hat nichts mit RELIGION zu tun.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Umso kritischer wird es aber je älter die Kinder werden. Da gibt es auch gerne mal geführte Podiumsdiskussionen in denen jeder seine Meinung vertreten soll/darf und wenn diese noch so abwertend ( hinsichtlich des Bezugs zum Glauben) ist. Was ist das deiner Meinung nach?
Dann ist das ein anderes Beispiel, welches nichts mit dem Beispiel zu tun hat, auf das ich geantwortet habe. Es ging ganz konkret um die Methoden einer bestimmten Religionslehrerin, die als Beispiel für guten, modernen Unterricht präsentiert wurde.
Bist Du der Meinung, dass es tatsächlich das Ziel der Lehrerin war, den Kindern eine Meinungsvielfalt anzubieten, welche die real vorhandene Meinungsvielfalt in der Gesellschaft widerspiegelt? War sie damit erfolgreich?
Oder bist Du der Meinung, dass es das Ziel der Lehrerin war, nur jene Meinungen anzubieten, mit denen sie selbst übereinstimmte? Sodass diese Meinungen umso mehr Gewicht bekamen? War sie damit erfolgreich?
Wir müssen gar nicht endlos über diese Lehrerin debattieren. Aber es wurde stets behauptet, ich sei pauschal und würde den aktuellen Unterricht nicht kennen -- aber die konkreten Beispiele über den modernen Unterricht waren nach meiner Meinung bisher nicht besonders eindrucksvoll.
(...) Wie lege ich selbst die Bibel aus? (...) Hier geht es um die Vermittlung einer Kompetenz um, falls es notwendig ist, für sich selbst diese Fragen zu beantworten.
Das klingt doch sehr gut.
Worin besteht diese Kompetenz? Wo unterschiedet sich diese Kompetenz von reinem "Wunschdenken" oder "Ach, diesen Vers finde ich hübsch"?
Nach welchem Kriterium unterscheidet diese Kompetenz zwischen richtig und falsch?
Wie lege ich selbst die Bibel aus? Wie gehe ich mit den verschiedenen Vorstellungen der Auslegung um? Welche Stellen der Bibel nehme ich für mich als passend raus? usw.
Wäre man wirklich völlig frei in der persönlichen Auslegung der Bibel, könnte man alles und jedes da herauslesen. Dann bräuchten wir aber keine Bibel, sondern könnten ein beliebiges anderes Buch dazu verwenden, aus dem dann jeder frei seine Werte extrahiert.
Ich denke, wir sehen beide, dass das so nicht funktioniert. Die Kirche, vor allem die katholische, sieht sich durchaus im Besitz einer absoluten Deutungshoheit, die im Katechimus niederlegt ist.
Warum gründet sich also der Religionsunterricht in diesem oben genannten Gymnasium auf die Bibel und nicht auf... z.B. die Werte des Buddhismus? Was ist am Buddhismus "falsch"?
Er gründet sich auf die Bibel, weil der Name evangelische/katholische, wie auch immer Religionslehre ist.
Es werden dennoch genauso Standpunkte aus anderen Religionen aufgenommen und widergegeben wie diese handeln würden.
Wenn man eine andere Sichtweise wünscht besteht die Möglichkeit der Ethik.