"Möglichst lange" nehme ich so nicht wahr in der öffentlichen Diskussion. Eher ein "bis die derzeitige Verbrecher weg sind". Ein kleiner, aber doch bedeutender Unterschied in diesem Kontext.
Zwei Beispiele: Baerbock will "für immer" auf russische Rohstoffe verzichten. Die USA nennen eine dauerhafte Schwächung Russlands als ihr Kriegsziel.
Dazu kommt die teilweise verständliche Schadenfreude, die man in vielen Diskussionen spüren kann, wenn es der russischen Gesellschaft nach dem Krieg möglichst schlecht geht. Die Prognose "Russland wird das neue Nordkorea" wird ja nicht mit Sorge ausgesprochen, sondern mit auftrumpfender Zufriedenheit.
"Möglichst lange" nehme ich so nicht wahr in der öffentlichen Diskussion. Eher ein "bis die derzeitige Verbrecher weg sind". Ein kleiner, aber doch bedeutender Unterschied in diesem Kontext.
Wenn die Moderatorin sagt, Russland sei existenziell bedroht, ist das zwar übertrieben und selbst verschuldet, aber ganz von der Hand zu weisen ist es wohl nicht.
Insbesondere ist es selbst verschuldet und nur Russland hat den Hebel, zumindest einen Anfang aus dieser Ecke zu finden.
Ansonsten ist was die Frau verkündigt halt nichts anderes als übliche Kriegspropagande und Durchalteparolen. Besonders autokratische System glauben natürlich sich dadurch über Wasser halten zu können.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Zwei Beispiele: Baerbock will "für immer" auf russische Rohstoffe verzichten. Die USA nennen eine dauerhafte Schwächung Russlands als ihr Kriegsziel.
Auch das ist natürlich erstmal Propaganda um den Preis hoch zu treiben, machen beide Seiten.
Real ist aber letztlich die Energiewende kommt und wir werden signifikant weniger CO2 relevante Rohstoffe kaufen. Das hat sich aber auch Putin allein eingebrockt.
Er hätte die nächsten 10 Jahre nutzen sollen, solange wir sein Gas noch gewollt hätten um seine Wirtschaft zu erweitern.
Problem ist, das kann er nicht. Weil dann die Oligarchen weniger verdienen, kann er das Geld nicht in die Wirtschaft für vernünftigt Produkte stecken, bzw. es dem Volk insgesamt zu geben.
Wir kommen immer wieder zu dem Punkt, wo Autokraten scheitern.
Und ich wiederhole mich, auch China ist auf diesem Weg und wird scheitern und dabei (hoffentlich nicht) viel Unglück erzeugen.
Wenn XI die dritte Amtszeit bekommt, ist China auf dem russischen Weg :-(
Und im übrigen ist das der Unterschied zwischen Autokatien und den USA, deren Staatsform ist stabil seit 200 Jahren. (Was mich im übrigen nicht hindert die USA sehr stark für Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen zu kritisieren, die Realität muss man erstmal sehen).
... Es gibt zumindest in der öffentlichen Debatte zwei Kriegsziele. Erstens die Ukraine befreien, zweitens Russland möglichst stark schwächen: militärisch, wirtschaftlich, politisch, wissenschaftlich. Und das nicht für die Dauer des Krieges, sondern möglichst lange. Wenn die Moderatorin sagt, Russland sei existenziell bedroht, ist das zwar übertrieben und selbst verschuldet, aber ganz von der Hand zu weisen ist es wohl nicht.
Man kann hierbei noch ergänzen, dass es mindestens in den ersten ein bis zwei Wochen des Krieges, als die meisten Experten noch erwartet haben, dass die Ukraine von Russland im Handumdrehen überrollt werden würde sogar nur das zweite der von dir genannten Ziele gab, mit dem man das Risiko, dass Russland nach kurzer Zeit das nächste Land angreifen würde, begrenzen wollte.
Die Sanktionen wurden sehr schnell und vergleichsweise scharf auf den Weg gebracht.
Das Ziel, dass Russland den Krieg verliert und die Ukraine nicht von der Landkarte verschwindet, kam erst durch den unerwartet effektiven Widerstand der Ukraine gegen die russischen Angrifsbemühungen sekundär auf die Agenda möglicher Szenarien dieses Krieges.
Natürlich ist es schmerzlich für die russische Führungsclique (wozu ich Fernsehmoderatorinnen in der Primetime des russischen Propaganda-TVs hinzuzähle), jetzt so langsam zu erkennen, was sie sich eingebrockt haben mit ihrem Angriffskrieg, aber Mitleid muss man angesichts des unermesslichen Leids, das die Russen mit ihrer Kriegsführung jetzt in der Ukraine und auch schon in den früheren von Putin geführten Kriegen in Tschetschenien und Syrien angerichtet haben, nicht haben.
Mitleid muss man angesichts des unermesslichen Leids, das die Russen mit ihrer Kriegsführung jetzt in der Ukraine und auch schon in den früheren von Putin geführten Kriegen in Tschetschenien und Syrien angerichtet haben, nicht haben.
Ich habe auch kein Mitleid für den "normalen" Russen.
Weil: Noch vor kurzer Zeit hatten sie alle Möglichkeiten sich umfassend über ihre "Regierung" und den ganzen korrupten Apparat zu informieren.
Haben sie aber anscheinend nicht gemacht. Warum weiß ich nicht.
Internet gibt es auch in Russland, nicht nur das Staatsfernsehen.
Insofern haben sie Jahrzehnte lang geduldet was dort passiert.
... Die Prognose "Russland wird das neue Nordkorea" wird ja nicht mit Sorge ausgesprochen, sondern mit auftrumpfender Zufriedenheit.
...
In dieser Analyse lässt du komplett unberücksichtigt, dass das vorherrschende Gesellschaftssystem im gesamten Westen nicht nur demokratisch orientiert ist, sondern andererseits auch all diese demokratischen Staaten marktwirtschaftlich und tendenziell kapitalistisch orientiert sind.
Das wird besonders deutlich im Umgang der EU sowie der USA mit China, das zwar einerseits autokratisch regiert ist und Menschenrechte mit Füßen tritt, andererseits aber ein hochattraktiver Markt für westliche Produkte und andererseits auch eine kostengünstige Produktionsstätte ist.
China hat aber bislang eben auch nicht den Fehler gemacht, Nabarstaaten mit imperialistischen Angriffskriegen zu überrollen.
Liebend gerne wäre der Westen auch weiterhin mit dem autokratischen russischen Regime so umgegangen wie mit China, nämlich von der Größe des russischen Volkes als Absatzmarkt zu profitieren und gleichzeitig billige Rohstoffe von dort zu importieren.
An der Schaffung eines neuen Nordkoreas hat grundsätzlich niemand in der westlichen Staatengemeinschaft ein gesteigertes Interesse. Allerdings ist es, wenn ein Staat ein schwer kalkulierbares Sicherheitsrisiko für den Rest der Welt wird, das kleinere Übel, wenn dieser Staat militärisch schwach wird.
Ein wirtschaftlich und militärisch schwacher, international isolierter Schurken-Staat wie Nordkorea ist nunmal weitaus leichter in seinem Imperialismus eingrenzbar, als ein starker Schurkenstaat.
Langfristig, in einer Ära weit nach Putin, ist ein wirtschaftlich starkes Russland (ohne imperialistische Bestrebungen) trotzdem die für den Westen viel attraktivere Option, gerade auch wegen der Nähe Russlands zur EU, der schieren Größe des Landes und den Möglichkeiten die Russland bietet.
Die USA (als Teil der Alliierten) haben es historisch schon einmal geschafft, dass ein militärisch starkes Land, das seine Nachbarn ungerechtfertigt angegriffen hat, durch eine katastrophale Kriegs-Niederlage zurück in die Staatengemeinschaft zurückgefunden hat und haben damals sogar den Aufbau dieses Landes, das gerade erst ein jahrelanger Feind war, nach besten Kräften unterstützt.
Natürlich ist dies auch das sehr langfristige Wunschszenario im Umgang mit Russland.
Ich habe auch kein Mitleid für den "normalen" Russen.
Weil: Noch vor kurzer Zeit hatten sie alle Möglichkeiten sich umfassend über ihre "Regierung" und den ganzen korrupten Apparat zu informieren.
Haben sie aber anscheinend nicht gemacht. Warum weiß ich nicht.
Internet gibt es auch in Russland, nicht nur das Staatsfernsehen.
Insofern haben sie Jahrzehnte lang geduldet was dort passiert.
Im Prinzip hast Du Recht. Aber anscheinend hast Du das Glück, nie in einer Diktatur gelebt zu haben. Sonst wärst Du etwas differenzierter in Deinem Urteil.
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
Ich habe auch kein Mitleid für den "normalen" Russen.
Weil: Noch vor kurzer Zeit hatten sie alle Möglichkeiten sich umfassend über ihre "Regierung" und den ganzen korrupten Apparat zu informieren.
Haben sie aber anscheinend nicht gemacht. Warum weiß ich nicht.
Internet gibt es auch in Russland, nicht nur das Staatsfernsehen.
Insofern haben sie Jahrzehnte lang geduldet was dort passiert.
Und was hätten sie tun sollen? Nicht jeder verschwindet mal so einfach aus seinem Land.
Würde ich auch nicht, selbst wenn jetzt klar werden würde dass bei uns das gleiche passiert würde ich das Land unter keinen Umständen verlasen.