Zitat:
Zitat von jannjazz
Liebe Astrid,
Zu Weihnachten wünsche ich Dir eine Herde wilder Hengste, mit viel Lametta, da mit Du Dir etwas adäquates aussuchen kannst.
Und Weltfrieden.
Ahoi,
Dein Jan
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Danke Dir! Ich hoffe, Du hattest schöne Weihnachten.
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Love, Peace and Happiness
„Schick mal ein Foto von der Anfield Road“, bitte ich meinen alten Kumpel vor drei Tagen, der sich daraufhin erstmal nicht rührt. Aber dann kommt doch noch ein Video von ihm: FC Liverpool kurz vor dem Anpfiff gegen Arsenal London und 54.000 Zuschauer singen „You´ll never walk alone“. Das Lied ist denkbar ungeeignet für ein Fußballstadion: melancholisch, langsam, kein Rhythmus für Fußball, möchte man meinen. In England ist Weihnachten geradezu Hochsaison der Premier League. Bei mir hingegen geht es beschaulicher zu.
Ein paar Tage zuvor war ich schwimmen gewesen. Ich fand es ein bisschen gruselig, was ich den erstaunten Gastgebern auch sagte, als ich frisch geduscht in ihrem Wohnzimmer stand und mir einen Schokokeks nach getaner Schwimmarbeit zwischen die Kiemen schob. „Ich weiß nicht“, meinte ich, „es wurde draußen dunkel und ich musste die ganze Zeit an „Tatort“ denken, dieses Mal in einem Unternehmerhaushalt … aber am Ende ging´s …“ Schallendes Gelächter bekam ich zur Antwort: „Unternehmer ertränkt ehemalige Kommilitonin in eigener Schwimmhalle, oder wie?“ „So ungefähr“, meinte ich grinsend und gab dann noch artig Auskunft, dass ich einen Kilometer geschwommen sei. Nicht viel, aber immerhin.
Das traditionelle Weihnachtstreffen hatte dieses Mal in komplett veränderter Besetzung stattgefunden. „Pantone“, hatten die Gastgeber mich aufmunternd verabschiedet,“ wir sind gespannt, wen Du nächstes Jahr mitbringst.“ „Niemanden“, hatte ich entgegnet,“ich muss mich erst mal von allem erholen.“ „Ach, komm ….“ „Nee, echt jetzt“, hatte ich gemeint, “auch ein Schweineherz kann bluten oder wie mein Zahnarzt immer sagt: „Die Schmerzen der anderen sind immer nicht so schlimm!““ Aber ich verspreche, 2019 wiederzukommen. In diesem Jahr war auch mein Sohn nicht dabei gewesen, so dass zwei Plätze zu viel gedeckt waren. Wir hatten uns unter großem Gelächter vorgestellt, wie sich die Tradition wohl fortsetzen oder wer am Ende übrig bleiben wird für ein „Dinner for One“.
Während die einen ans Abdanken im Berufsleben denken, gibt es noch neue und sehr schöne Aufgaben für die anderen: Ich werde Patentante eines Hamburger Jung. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Die Kinder einer anderen Hamburger Freundin sind mittlerweile so groß, dass der 15-Jährige bereits bequem auf mich herabbschauen kann. Immerhin kann ich noch mit meinen Mitbringseln punkten. Das gibt einem gelegentlich das Gefühl, noch nicht komplett vergreist zu sein.
Neulich hatten wir Besuch aus einer anderen Generation. Nachdem die beiden Jungs Latein gelernt hatten, war der junge Mann zum Essen geblieben. Am nächsten Tag meinte seine Mutter zu mir, ihr Zögling sei ja sehr spät nach Hause gekommen und beim nächsten Mal könne ich ihn auch gern früher nach Hause schicken, wenn mir das zu viel würde. „Ach, was, kein Problem“, hatte ich erwidert. Der Junge ist 19 Jahre alt, hat das Abi in der Tasche und war bei einer Flasche Rotwein bis Mitternacht geblieben. Ich hoffe sehr, dasss er das durfte.
Und heute nun der letzte Tag des Jahres. Viel gelernt habe ich in diesem Jahr: Meine technischen Fertigkeiten haben sich deutlich verbessert: Lampen anbringen, Stühle zusammenschrauben, Tische aufbauen, Geschirrspüler und Dunstabzugshaube reparieren. IT-Kram warten etc. Sogar die schleifende Bremse am Rad habe ich wieder hinbekommen, nur leider konnte ich danach gar nicht mehr bremsen. Aber das dürfte dann eine Aufgabe für den ersten Januar sein. Gleich Anfang Januar werde ich auch die Saisonkarte für das hiesige Freibad beauftragen. Familienkarte jetzt für zwei. In meinem Alter sollte man ausgedehnte Sonnenbäder vermeiden, aber da werde ich wie seit 40 Jahren auch weiterhin fröhlich drauf pfeifen.
Es gibt Vieles, was mir bereits jetzt entgangen wäre, wenn mein Leben weiter so verlaufen wäre wie die letzten Jahre. Es gibt ein sehr schönes Foto von Mario Götze, auf dem er nach einem Tor bei der Weltmeisterschaft 2014 mit weit ausgebreiteten Armen und dem Gesicht Richtung Himmel lachend ein Stück läuft, bevor er von seinen Kollegen eingefangen wird. So in etwa stelle ich mir das heute um Mitternacht vor: Das neue Jahr freundlich aufnehmen und hoffen, dass es ein gutes wird. Mehr kann man vom Leben nicht verlangen. Den Rest muss man selber machen.
Euch allen für 2019 nur das Beste: Love, peace & happiness.