Mir ist klar, dass es mit meinem Traingszustand bis nach Hause nicht reichen kann, aber ich will mich wenigstens nähern, trabe jetzt mit einem 8er Schritt.
Die 50er sind hart, wie im echten Leben. Jetzt zwickt und zwackt alles Mögliche. Die Lockerheit ist weg.
Gekommen ist die Lebenserfahrung
, die Bereitschaft zu beissen, nicht aufzugeben.
Leicht war früher.
Dummerweise ist mein Trinkvorrat jetzt auch etwas knapp, die nächste Auffüllmöglichkeit nochmals 12 km entfernt. Ich muss rationieren.
Auch ein Symbol für die fünfziger. Vernunft ersetzt Kraft.
Ich schalte geistig ab, träume.
In den sechzigern kommen die Schmerzen. Kreislauf noch top. Muskulär naja, war schon schlimmer
. Nur die Füße kann ich kaum noch aufsetzen, teils die Sehnen, mehr die geschwollenen Adern, die sich an den Schuhen reiben. Allzu lange kann es nicht mehr gut gehen. Naht jetzt die Rente mit 65?
Im Taubertal kann man bei km 71 offiziell aufhören. So lange will ich auch heute laufen. Also trabe ich weiter. Die gleiche Strecke zurück. Es wird wärmer.
Km 70 in 8.28 Stunden. Finito.
Ja, die 70er sind herb. Oft schon eine Sackgasse, oft auch äußerst beschwerlich im Alltag. Aber eben nicht immer. Auch hier kann es noch schöne Momente geben. Eben anders.
Ich schicke Herzblatt eine Nachricht, ob sie mich abholen mag
, sage aber, dass ich bis dahin noch weiter wandere und mich noch einmal melde.
5er Schnitt geht immer, meinte früher Thorsten. Ja, stimmt. Zwar nicht sein 5 min/km, aber immerhin mein 5 km/Std.
Wandern klappt relativ problemlos. Nur meine Füße wollen nicht mehr.
Km 80, ich bin dem Wald entkommen, maile Herzblatt an. Sie verspricht zu kommen
.
Bis dahin gehe ich weiter, summe wie üblich in solchen Momenten.
Ja, in den achtzigern geht es meist nicht mehr alleine. Super, wenn man dann eine liebe Unterstützung erhält.
KM 84. Ich treffe Herzblatt.
Sie ist wirklich einmalig. Sie verzieht keine Miene, als ich zu ihr sage, dass ich jetzt noch 200m zurück und dann wieder her gehen muss, um so auf 84,4 km und damit einen doppelten Marathon zu kommen
.
Nach 11.27 Stunden ist dann endgültig Schluss, ich will mich ja nicht hinmachen, sondern ab morgen wieder meinen Urlaub genießen.
Allen eine hinkefreie Woche.