Beispiele für erfolgreiches gemeinsames Handeln gibt es wie Sand am Meer, finde ich. Es ist für mich schwer nachzuvollziehen, warum Du Dich damit so schwer tust. Kooperation ist erfolgreich. Das hat nichts mit Kommune oder Gottesstaat zu tun.
Kooperation, gemeinsames Handeln ist erfolgreich, wenn alle Beteiligten freiwillig mitmachen, für ein begrenztes, definiertes Ziel, wobei jedem außerhalb der gemeinsamen Aktion seine ganz persönliche Lebensgestaltung erhalten bleibt. Auch ist der Erfolg einer Kooperation unabhängig davon, ob alle mitmachen, oder ob es unbeteiligte Zuschauer gibt, die eben nicht mitmachen. Kriegswirtschaft ist anders, das machen die Menschen aber auch nur über begrenzte Zeit mit.
Das, was aktuell unter "Klimarettung" von vielen angestrebt wird, klingt nach dem Wunsch nach einer Art Kriegswirtschaft, dessen Notwendigkeit ich nicht sehe. Diese Leute geben sich nicht damit zufrieden, daß eine Gruppe "Williger" mitmacht, sie wollen die ganze Gesellschaft zum mitmachen zwingen über Gesetzte, Verbote, moralischen Druck, und sind nicht bereit gelassen zu akzeptieren, daß ihren Weg nicht alle so mitmachen mögen. Das halte ich für übertrieben und nicht erfolgversprechend.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Allerdings haben immerhin die Sozialisten und Kommunisten über Jahrzehnte in vielen Ländern experimentell vorgeführt, welche Nachteile kollektivistische, bevormundende und ideologisch verzerrte Denkweisen für die Entwicklung von Gesellschaften haben.
Und niemand außer dir redet hier von solch einer Ideologie oder unterstellt anderen, einer solchen Ideologie anzuhängen.
Du bringst dies Unterstellung immer nur dann auf, wenn es darum geht, dir unangenehme Fakten und die ganz offensichtlichen, sich daraus resultierende Erkenntnisse mittels der üblichen Gesetzgebung in die Tat umzusetzen. Dadurch ist weder unser Gesellschaftsmodell, noch die freie Welt, noch sonst was in Gefahr. Das ist einfach der totale Unsinn.
Letztendlich bist du hier derjenige, der durch propaganda-artige Kommunikation versucht, von den objektiven Problemen abzulenken, statt sie anzupacken. Ein solches Vorgehen ist dann doch eher aus den Gesellschaftsformen bekannt, in denen du behauptest aufgewachsen zu sein und die du ja angeblich ablehnst. Außer natürlich es passt dir gerade in dem Kram.
Wa meinst du denn mit „umbiegen“? Mich irritiert dieses Wort etwas.
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Ich finde hierfür Begriffe wie Veränderung oder Wandel etwas besser geeignet. Zumindest in meiner Wahrnehmung. Mir ist klar, dass es auch Menschen gibt, die empfinden Veränderung und Wandel als etwas Negatives oder Bedrohliches.
Dann nenn es "Wandel", die Begrifflichkeit spielt überhaupt keine Rolle. Man kann auch das 9-Euro-Ticket als Positivbeispiel heranziehen, falls dir das lieber ist. Es war ein sehr gutes Angebot und entsprechend groß war die Nachfrage.
Hängen geblieben bei mir ist, dass eine Gesellschaft sich innerhalb kurzer Zeit wandeln (ändern) kann, wenn sich die entsprechenden Rahmenbedingungen ändern. Mag sein, dass es nicht immer für alle freiwillig ist, aber auch das ist nicht das Entscheidende: ein Wandel ist möglich, das habe ich gelernt.
Diese Leute geben sich nicht damit zufrieden, daß eine Gruppe "Williger" mitmacht, sie wollen die ganze Gesellschaft zum mitmachen zwingen über Gesetzte, Verbote, moralischen Druck, und sind nicht bereit gelassen zu akzeptieren, daß ihren Weg nicht alle so mitmachen mögen. Das halte ich für übertrieben und nicht erfolgversprechend.
Wen meinst Du mit der Gruppe Williger, die beim Klimaschutz freiwillig mitmacht?
Meines Wissens nach haben wir ein verbindliches Klimaschutzgesetz, das nach höchstrichterlichem Beschluss sogar Verfassungsrang besitzt, wenn ich das richtig verstehe. Wir sprechen bei den "Nullemissionen bis 2045" über geltendes Recht.
Sind wir uns da einig?
Falls ja, was meinst Du dann mit Deiner Beschwerde, die Gesellschaft sei "nicht bereit, gelassen zu akzeptieren, daß ihren Weg nicht alle so mitmachen mögen"?
Verstehe und ja, dass sehe ich absolut genau so. Mehr noch: Das aktive Gestalten dieses Wandels ist möglich.
Zitat:
Zitat von keko#
Hängen geblieben bei mir ist, dass eine Gesellschaft sich innerhalb kurzer Zeit wandeln (ändern) kann, wenn sich die entsprechenden Rahmenbedingungen ändern.
Hier würde ich gerne noch etwas nachfragen. Denkst du tatsächlich, das Corona bzw. die Coronamaßnahmen einen nachhaltigen, gesellschaftlichen Wandel bewirkt haben? Das war ja der Ausgangspunkt unseres "Beitragswechsels".
Ich sehe das nicht so. Ich meine, es hat sich genau nichts oder nur sehr wenig geändert. Das beginnt beim Verhalten an der Supermarktkasse und hört bei Flugreisen und Kreuzfahrten auf.
Ich bin auch nicht er Meinung, dass man aus der Coronakrise und der Tatsache, dass die Politik währenddessen Maßnahmen eingeleitet hat, Schlüsse auf das Thema "Politik und Maßnahmen gegen den Klimawandel" ziehen kann. Der Klimawandel ist doch eine völlig andere Situation, die nachhaltigere Veränderungen in einem völlig anderen Maßstab erfordert als die temporäre Maßnahmen der Coronakrise.
Hier würde ich gerne noch etwas nachfragen. Denkst du tatsächlich, das Corona bzw. die Coronamaßnahmen einen nachhaltigen, gesellschaftlichen Wandel bewirkt haben? Das war ja der Ausgangspunkt unseres "Beitragswechsels".
Ich sehe das nicht so. Ich meine, es hat sich genau nichts oder nur sehr wenig geändert. Das beginnt beim Verhalten an der Supermarktkasse und hört bei Flugreisen und Kreuzfahrten auf.
In Teilen ja! Gestern Abend war ich kurz vor Kassenschluss im REWE und sah 2 junge Kunden, die mit Maske ein paar Sachen einkauften. Ich nehme dies zur Kenntniss, denke mir aber praktisch nichts mehr dabei.
Findest du nicht, dass dies ein Wandel ist?
Zitat:
Zitat von Helmut S
Ich bin auch nicht er Meinung, dass man aus der Coronakrise und der Tatsache, dass die Politik währenddessen Maßnahmen eingeleitet hat, Schlüsse auf das Thema "Politik und Maßnahmen gegen den Klimawandel" ziehen kann. Der Klimawandel ist doch eine völlig andere Situation, die nachhaltigere Veränderungen in einem völlig anderen Maßstab erfordert als die temporäre Maßnahmen der Coronakrise.
Einen langfristigen Klimawandel kann man natürlich nicht mit einer relativ kurzzeitigen Coronawelle vergleichen.
Trotzdem: Menschen machen einiges mit, folgen den Aufforderungen, wenn es angeordnet wird, auch wenn es Einschnitte sind.
Mich persönlich hat das sehr überrascht. Ich denke seitdem, dass bzl. dem Kimawandel viel mehr möglich wäre.
Ja, schon. Zumindest auf individueller Ebene. Ich bin durchaus ein Verfechter davon, dass über individuelle Verhaltensweisen im Bekannten und Freundeskreis sowas wie ein "moralisches Milieu" geschaffen wird und das diese kleinen Veränderungen unter'm Strich in vielen Jahren/einigen Generationen in Summe signifikant sind.
Zitat:
Zitat von keko#
Einen langfristigen Klimawandel kann man natürlich nicht mit einer relativ kurzzeitigen Coronawelle vergleichen. [...] Ich denke seitdem, dass bzl. dem Kimawandel viel mehr möglich wäre.
Sehe ich auch so. Das individuelle Verhalten wie oben beschrieben alleine wird aber selbstverständlich nicht reichen. Ein Beitrag ist es trotzdem und - wie vorher geschrieben - halte ich es für eine individuelle Pflicht diesen Beitrag zu leisten.
Was vielmehr darüber hinaus nötig ist, sind gleichzeitige Bemühungen in vielen Bereichen. Ein sehr interessantes Papier über habe ich hier gelesen:
Im Wesentlichen werden in dem Papier sog. "Soziale Kippelemente" (STEs) diskutiert, die durch "Soziale Kippinterventionen" (STIs) angestoßen werden. Die Wörter Kippelemente und Kippinterventionen sind offensichtlich an das Wort "Kipppunkt" angelehnt. In dem Kontext des Papiers ist eine STI und ein STE jedoch positiv im Sinne des nötigen Wandels zu sehen.
Aus dem Abstract:
Zitat:
Here, we discuss and evaluate the potential of social tipping interventions (STIs) that can activate contagious processes of rapidly spreading technologies, behaviors, social norms, and structural reorganization within their functional domains that we refer to as social tipping elements (STEs). STEs are subdomains of the planetary socioeconomic system where the required disruptive change may take place and lead to a sufficiently fast reduction in anthropogenic greenhouse gas emissions.
Es werden sechs Bereiche ("Kippelemente", STEs) betrachtet, in denen Kippinterventionen (STIs) einen Wandel herbeiführen könnten:
STE1, Energieerzeugungs- und -speichersysteme
STE2, menschliche Siedlungen
STE3, Finanzmärkte
STE4, Normen und Wertesysteme
STE5, Bildungssystem
STE6, Informationsrückwirkungen
Ich finde das Papier sehr spannend, weil es aus meiner Sicht etwas ganzheitlicher auf das Problem eingeht und nicht nur auf die Technologie verengt. So verstehe ich einen gesellschaftlichen Wandel.