Aloha Athleten,
der Wetterbericht prognostizierte am Sonntag für diesen Dienstag den letzten Tag im Gebirge mit stabilem Wetterbedingungen, beste Begründung für uns Draußensportler also, an diesem Tag alles stehen und liegen zu lassen und noch einmal das Velo auszufahren.
Stonemanzeit!!!
Vorab:
So ganz alleine ist es nix, da man auf der Runde definitiv mindestens einen, wahrscheinlich sogar mehrere Durchhänger bekommt und es dann toll ist, vom Mitfahrer wieder aufgebaut zu werden.
So hatte ich gestern bereits recht zeitig in der tschechischen Tiefebene am Braunkohletagebau ab Kilometer 70 für gute 30 Minuten keinen Bock mehr.
Wind von vorne, zunehmender Regen, kein Frühstück und bis dahin auch nicht verpflegt, alles Scheisse!!!
Zwei Gels und aufhörender Niederschlag am Kloster und ab da lief es die restlichen gut 200 km tippitoppi durch.
Mein Buddy Bernd wiederum krieselte in der Dämmerung und einbrechenden Dunkelheit, so dass ich ihn bergauf und bergab solange sinnlos zutextete, er aber nicht nach vorne wegkam, bis er dann eben notgedrungen und um mein Dauerlabern aus zu stellen, wieder positiv drauf war.
Die Runde selber sind wir mit digitaler Startkarte auf den Handys gefahren, an den vielen Kontrollstellen kurz online gegangen, der Stoneman hat die Koordinaten ausgelesen und die Position bestätigt, Gel rein und weiter zum nächsten Checkpoint.
Navigiert haben wir mit Bernds Garmin und ich ganz simpel mit dem eingelesenen GPS-Datensatz und automatischen Hinweisen meiner Suunto Armbanduhr.
Und Premiere - wir haben uns das erste Mal überhaupt nicht ein einziges Mal verfahren, Halleluja!!!
Die zwei längeren Pausen entstanden einmal durch meine Reifenpanne im Anstieg zum 1244 m hohen Keilberg, den ich hinten platt aber noch bis zum Gipfel durchgefahren bin, da ich bei 16km bergan nicht anhalten kann ohne danach vernünftig wieder einen Rythmus zu finden.
Funfact hier - der Keilberg ist ein Eldorado für Downhill Mountainbiker, die dort komplette Heimwerkstätten in ihren Autos mit hoch fahren.
Ein hilfsbereiter Biker stellte uns sofort und ungefragt seine Standpumpe hin, so dass der Schlauchwechsel ruckzuck gemacht war.
Die zweite Pause gönnten wir uns planmäßig am Edeka in Oberwiesenthal nach 160km und bereits gut 3.500 HM, wo wir die Pullen nachfüllten, beim Bäcker ein Stück Streuselkuchen auf die Hand nahmen und weiter bergab ins Tal ballerten.
Die Temperatur zum Start kurz vor Sonnenaufgang betrug knapp 8 Grad, ging dann in den Tälern Tschechiens auf 6 Grad runter und stieg dann im Laufe der Runde stabil auf 15 bis 18 Grad an.
Der Wind kam aus westlicher Richtung, also die erste Hälfte von vorne und ab dem Fichtelberg helfend von hinten.
Unsere Bedenken wegen dem Berufsverkehr an einem Wochentag waren unbegründet, es war kaum etwas los und manche Anstiege sind wir ewig nebeneinander ohne ein einziges Auto gefahren.
Dazu war die letzte Stunde nach Sonnenuntergang bei völliger Dunkelheit sowas von idyllisch - absolute Ruhe im Wald, gar kein Verkehr mehr, bester Strassenbelag und zwei einsame Athleten, die nebeneinander die letzten 500 Höhenmeter abspulten.
Verpflegungstechnisch bin ich mit 3 Riegeln und 10 Gels plus einmal Streuselkuchen sowie 4 Pullen mit insgesamt ca. 3,5 Liter Wasser super durchgekommen, habe keine echte Schwächephasen erlebt.
Technisch waren wir perfekt ausgestattet, die beiden Bikes - Specialized und Ceepo - surrten wie am Schnürchen, kein Rattern oder Knacken, selbst nach dem Regen war es eine Freude, das die Technik 1A funktionierte und die Scheibenbremsen auch während der Nässephase zuverlässig bei den vielen Serpentinen und einem Topspeed von bis zu 80 kmh sicher arbeiteten.
Wenn ich noch daran denke, wie ich bei meiner letzten Stonemantour und ähnlichen Bedingungen mit dem Speedmax, Felgenbremsen und Todesangst die Berge mit 50kmh runter geeiert bin - kein Vergleich!!!
Schneller als gestern geht's bei mir nicht mehr, musste mich direkt nach der Runde und 301Kilometern mit guten 5.500 HM erstmal drei Minuten vor das Auto legen, die Beine waren fertig.
Für den worst case hatte ich ja vorausschauend bereits auf dem Parkplatz des Altenberger Pflegeheims geparkt um im Fall der Fälle dort gleich mit Treppenlifty einchecken zu können...
Nach einem Liter Vita Cola ging es dann auch wieder.
Bernd musste da noch ein Radler nachschieben, bevor wir uns an die Herausforderung des Räder in das Auto legen und auf die Heimfahrt machen könnten.
Das nächste Mal Stoneman dann Ende Mai 2023 und dem Ziel, die Tour komplett während der längeren Tageslichtzeit zu absolvieren.
Es geht immer weiter - Rock On!
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Komplette digitale Stempelkarte - alle Checkpoints abgefahren - ein Träumchen
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Plattfuss auf 1244m Höhe trotz neuer Bereifung ( nie wieder die sauteurrn Rennschlappen von MAXXIS Race Lite für so eine Tour, die unkaputtbaren Pirelli Race 4S sind für mein RR schon auf der Heimfahrt gestern bereits bestellt worden)
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Checkpoint Klasterec (Kloster) in Tschechien nach der Regenphase, die Stimmung steigt und mein Buddy ist zur Feier der trockenen Phase schon wieder am Futtern...