Ja, bunte Armbinden sind natürlich indirekt gegen den Gastgeber gerichtet. Nichtsingen der Iraner nicht. Mut gehört aber in dem Fall der Iraner trotzdem dazu.
Im Fall der Iraner gehört Mut dazu, weil sie entweder ihre Familie nicht wieder sehen, oder zu Hause Gefängnis riskieren; zur bunten Armbinde gehört kein Mut, höchstens die Bereitschaft, auf sein sportliches Ziel und etwas nicht lebensnotwendiges Einkommen zu verzichten. Und das Schweigen der Iraner richtete sich nicht gegen die Gastgeber, das ist aus Katerer Sicht der Hauptunterschied, hat eben mit Respekt gegenüber dem Gastgeber zu tun. Ansonsten dürften viele der hier so gelobten Iraner volles Verständnis haben für die Abneigung der Katarer gegen die bunte Armbinde.
Noch eine Frage: wieso ist gerade dieses LGBT-Symbol so besonders wichtig, daß es praktisch zum alleinig möglichen/diskutierten Symbol des Protestes gegen die Veranstaltung in gerade diesem Land gemacht werden soll?
Ist das wirklich das größte Problem von Diskriminierung in Katar? Zahlenmäßig dürften unterdrückte Frauen und ausgebeutete Gastarbeiter die Menschen mit bunten sexuellen Identitäten bei weitem übersteigen. Wer setzt ein Zeichen für deren Rechte? Wie empfinden es diese, daß den Fußballern die LGBT-community am wichtigsten erscheint? Wäre z.B. eine Binde mit z.B. einem zerbrochenen Bauhelm o.ä. nicht gezielter, da das direkt mit den Kollateralschäden dieser Veranstaltung verknüpft wäre?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
meinst, die fahren aus Kathar heim in den Iran? Könnten doch von da einfach in friedlichere Länder migrieren, gerade mit etwas Talent zum Spielen...
N bissl einfältig, anzunehmen, dass die einfach woanders hinfahren und Asyl dort beantragen.
Lies dich mal n bissl ein, wie derartige Sportler/Mannschaften im Ausland 'betreut' werden und sichergestellt wird, dass die wieder heimkommen.
Schade. Ich habe die Hoffnung zwar noch nicht aufgegeben, dass die mündigen Spieler dennoch irgendwie ein Zeichen setzen, aber letztlich wäre der einzig spürbare Protest, wenn sich die "großen" Verbände auf einen Boykott geeinigt hätten. Man hatte ja nun wirklich genug Zeit diesen Vorzubereiten.
Man stelle sich einmal vor, dass die Big Player die WM boykottieren und sich ganz zufällig an einem anderen Ort zu einem Freundschaftsturnier zusammenfinden, dessen gesamte Vermarktungseinnahmen NGOs gespendet werden, die Opfern der arabischen Machtapparate helfen.
Was will die FIFA denn machen, wenn Deutschland, Spanien, Frankreich, England, Brasilien, Argentinien und noch die großen aus Asien und Afrika mitmachen? Alle rauswerfen?
Richtig netter Einwurf. Unrealistisch, klar - aber richtig, richtig gut
Zitat:
Zitat von NiklasD
Ich habe die Hoffnung auch noch nicht aufgegeben, aber mir fehlt da die Fantasie welche Spieler bspw. aus der N11 protestieren sollten. So ein Thomas Müller hat sich ja auch eher wirr geäußert. (...)
Goretzka ist da einer der wenigen im Team, dem ich entsprechenden Schneid zutraue.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
(...)
Ansonsten finde ich es auch scheinheilig, daß sich gerade Fußballverbände so toll mit bunten Armbinden in Katar engagieren wollen, wo es gerade für schwule Fußballer so selbstverständlich ist, sich zu outen . Hat irgendwie etwas vom Glashaus, oder erst vor der eigenen Tür kehren und so ...
Warum sollen sich Spieler*innen outen? Nur damit die Neugier von Fußball-Deutschland (mal nur auf "uns" bezogen) befriedigt ist?
Überhaupt: "Outing" als Begriff zeigt doch, dass man vom gewünschten Soll-Zustand noch Lichtjahre entfernt ist.
Und, ohne die Fußballverbände in Schutz nehmen zu wollen:
Das Problem sind die Zuschauer*innen auf den Rängen. Dagegen können die Verbände recht wenig tun. Wenn die vermeintlich sexuelle Orientierung im Chor als Beleidigung eingesetzt wird z.B.
Vor Jahren war es ein Affront, dass Tim Wiese in einem rosa Torwarttrikot spielte. Es ist bekannt, was er sich alles anhören musste dazu.
Goretzka ist da einer der wenigen im Team, dem ich entsprechenden Schneid zutraue.
Den hätte ich auch einzig im Kopf gehabt, da er sich im ZDF Interview auch deutlich gegen das Katar Sponsoring bei den Bayern positioniert hat. Da ist Hoeneß vermutlich der Kopf explodiert
Zitat:
Zitat von El Stupido
Warum sollen sich Spieler*innen outen? Nur damit die Neugier von Fußball-Deutschland (mal nur auf "uns" bezogen) befriedigt ist?
Überhaupt: "Outing" als Begriff zeigt doch, dass man vom gewünschten Soll-Zustand noch Lichtjahre entfernt ist.
Und, ohne die Fußballverbände in Schutz nehmen zu wollen:
Das Problem sind die Zuschauer*innen auf den Rängen. Dagegen können die Verbände recht wenig tun. Wenn die vermeintlich sexuelle Orientierung im Chor als Beleidigung eingesetzt wird z.B.
Vor Jahren war es ein Affront, dass Tim Wiese in einem rosa Torwarttrikot spielte. Es ist bekannt, was er sich alles anhören musste dazu.
Ist vermutlich ein wenig von beiden Seiten, da auch die Verbände da noch nicht wirklich fortschrittlich aufgestellt sind. ABer na klar. Gerade auch in den Fankurven Europas brauchen wir nicht so tun, als wäre hier alles Sommer, Sonne, Sonnenschein. Gerade was LGBTQ angeht hat es in Deutschland vor nicht allzu langer Zeit auch noch andere Töne gegeben.
Deswegen ärgert mich das vom DFB umso mehr. Für mich wirkt das immer mehr wie ein billiges PR Manöver, weil man auf den ZUg gerade aufspringen konnte. Am Ende bleibt aber alles wie es ist und Infantino wird bei der nächsten Wahl wieder gewählt, weil man das Geld doch gerne nimmt und keine Konfrontation sucht.
Warum sollen sich Spieler*innen outen? Nur damit die Neugier von Fußball-Deutschland (mal nur auf "uns" bezogen) befriedigt ist?
Überhaupt: "Outing" als Begriff zeigt doch, dass man vom gewünschten Soll-Zustand noch Lichtjahre entfernt ist.
Völlig richtig; keiner muß sich outen - aber viele verbergen jahrelang ihr Schwulsein, und das sollte auch nicht sein.
Solange es in diesem Land nicht völlig wurst ist, mit wem ein Fußballer zusammenlebt oder ins Bett geht (obwohl es inzwischen bei den meisten anderen Berufsgruppen glücklicherweise völlig schnuppe ist), finde ich es schon schräg, wenn gerade Fußballer sich gegen die (zweifelsfrei schlimmeren) Zustände diesbezüglich in einem anderen Land so auffällig auflehnen.
Outing allein tut es sicher nicht - aber wenn bei jedem Outing die ganze Mannschaft, der Verein und der Verband sich offensiv in der Öffentlichkeit hinter den Betroffenen stellt, würde das mehr bewirken als jede bunte Armbinde in Katar.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Man stelle sich einmal vor, dass die Big Player die WM boykottieren und sich ganz zufällig an einem anderen Ort zu einem Freundschaftsturnier zusammenfinden, dessen gesamte Vermarktungseinnahmen NGOs gespendet werden, die Opfern der arabischen Machtapparate helfen.
Was will die FIFA denn machen, wenn Deutschland, Spanien, Frankreich, England, Brasilien, Argentinien und noch die großen aus Asien und Afrika mitmachen? Alle rauswerfen?
Wie so oft, eine Frage der Einigkeit und vor allem, wer mehr Angst vor den potentiellen Folgen hat. Mittlerweile dürfte klar sein, dass die Topmannschaften nicht bereit sind, die gegebenenfalls folgenden Konsequenzen bis in die letzte Konsequenz (Abreise, Bruch mit der FIFA, keine Teilnahme an WM,…) durchzuziehen. Das weiß die FIFA spätestens seit gestern und nutzt das natürlich gnadenlos aus.
Ob die FIFA zur Eskalation bereit wäre und/oder Angst davor hat, werden wir jetzt leider erstmal nicht erfahren.
Zitat:
Zitat von El Stupido
Warum sollen sich Spieler*innen outen? Nur damit die Neugier von Fußball-Deutschland (mal nur auf "uns" bezogen) befriedigt ist?
Überhaupt: "Outing" als Begriff zeigt doch, dass man vom gewünschten Soll-Zustand noch Lichtjahre entfernt ist.
+1!
Für mich ist eine Gleichstellung erst erreicht, wenn das Geschlecht, die sexuelle Orientierung, die Herkunft etc. keine Schlagzeile mehr wert ist. Solange darauf hingewiesen wird, dass eine Person homesexuell, transgender ist, einen Migrationshintergrund hat etc. haben wir diesen Zustant noch nicht erreicht.