Was wäre, wenn jemand "Satire" (also eine lustige Übertreibung/Überspitzung) vermischt mit ernst gemeinten Meinungsaussagen?
Auch das wäre zulässig -- aber das Publikum darf diese Vermischung durchaus benennen und kritisch betrachten. Satire ist eben kein Versteck, hinter dem man die Tür zuknallt und nach draußen ruft: "Ätsch, Ihr dürft mich nämlich nicht kritisieren!".
Wenn Dieter Nuhr erzählt, er würde die Heizung im Kinderzimmer seiner Tochter abstellen, seitdem diese sich so sehr fürs Klima ereifert: Das ist Satire. Warum? Weil es eine Übertreibung ist und eine überraschende Pointe hat. Es steckt auch (wie in jeder guten Satire) ein Bezug zur Realität drin: Nämlich dass Leute, die Wasser predigen, ganz gerne Wein trinken. Das ist zwar keine besonders schlaue Erkenntnis, aber immerhin.
Aber wenn Dieter Nuhr dann via TV der dummen Greta erläutert, warum die Welt von uns Erwachsenen so eingerichtet wurde, wie sie heute nunmal ist: Das ist keine Satire. Es ist weder eine lustige Übertreibung noch hat es eine Pointe. Es ist eine ganz normale Meinungsäußerung, die auch auf einer Demo oder im Bundestag fallen könnte.
Dieter Nuhr hat eine Form entwickelt, die zwischen diesen beiden Elementen hin und her wechselt. Mal ist es Comedy/Satire, mal ist es Dass-muss-jetzt-endlich-mal-gesagt-werden. Es ist zudem eine Form, banalen Konservatismus in einen bunten Anzug zu kleiden.
Man muss nicht über jedes Stöckchen springen, das Dieter Nuhr in die Kamera hält. So wichtig ist er nicht. Aber wenn sich bestimmte Dinge in der Debatte festsetzen, sollte man sie durchaus ansprechen und korrigieren.
Ich finde, Satire hat bei diesem Thema nichts zu suchen, da es die Fakten von Wissenschaft und Forschung verzerrt und mit Lustig kaum etwas zu tun hat.
Wenn sich irgendwann die Faktenlage ändert und das Klimaproblem ein Irrtum war, habe ich auch nichts dagegen, wenn Satire die "Gläubigen" ins Lächerliche zieht.
Danke für die Erläuterung. Ich verstehe jetzt besser wie Du es meinst. Es scheint mir aber nur für einzelne Teile des Ökosystems zu gelten, nicht für das Ökosystem als Ganzes.
Vor allem aber finde ich die Anwendbarkeit auf das vorliegende Problem fraglich. Wir leben einer Überflussgesellschaft und plündern innerhalb weniger Generationen unwiederbringliche Ressourcen. Was ist da mit "obsessiver Sparsamkeit" gemeint, die zur Selbstaufgabe führe?
Mir ist schon klar, dass Du hier bewusst überspitzt. Doch ich denke, Du legst damit nicht den Kern des eigentlichen Anliegens frei.
Ja das stimmt schon, noch mögen Einsparungen sinnvoll sein, oder sogar notwendig. Irgendwann ist Sparsamkeit aber nur noch sinnloses Diktat, irgendwelcher obscuren Statistiken und Annahmen. Weils irgendjemand zu Vorteil gereicht, aber die Allgemeinheit leidet. Man nehme zum Bsp die Austeritätspolitik der EU.
Betrachte den Kapitalismus: Ein bissl Überschuß der Kapazitäten frei macht um die Entwicklung voran zu treiben und das Leben zu erleichtern, das kann sicher niemand ablehnen. Eine obsezive Ausprägung von Profit und Habgier führt aber genau zu der Gesellschaft, von der mittlerweile behauptet wird, sie würde nichts weniger tun als den Planeten zu zerstören.
Ich hätte gern das man bei all den Demonstrationen auf den Kern aufmerksam macht*. Der ist meiner Meinung nach ein Demokratiedefizit. Die gesamte Umweltthematik ist eigentlich eine verschleierte Debatte um Demokratiedefizit. Oder wann hat sich einer von euch eine zerstörte Umwelt gewünscht? Überhaupt, wen interessiert eigentlich der Planet. Ich bin mir sicher es wurden schon viele Planeten zerstört. Nein es ist natürlich der Mensch (vor Ort) den es interessiert, aus gutem Recht. Nur hat er nicht die Macht und Einfluß über seine Umwelt zu bestimmen.
* Das ist kein Anspruch den ich an die Schüler stelle. Die haben mit Sicherheit zu wenig Lebenserfahrung. Aber die begleitenden Erwachsene könnten das leisten.
Geändert von ScottZhang (05.10.2019 um 11:01 Uhr).
Ich erspare mir und Euch jetzt, alle Aussagen zu zitieren, auf die ich mich beziehe, und wende mich gleich an alle, die sich durch die folgende Anrede angesprochen fühlen:
Liebe Verteidiger der "Satire, die alles darf":
Ihr macht es Euch zu leicht. Und damit meine ich NICHT die Frage, ob etwas lustig und humorvoll ist. Darüber könnte man endlos streiten und natürlich hat da jeder seine Meinung.
Hier geht es aber doch darum, dass unter dem Deckmantel der Satire alles mögliche verbreitet wird: nämlich vor allem Lügen. Und da hört die Satire auf. Ein Beispiel zur Verdeutlichung dessen, was ich meine:
Kurzfassung:
Ausgangspunkt der Geschichte war, dass der damalige FPÖ-Chef Strache den ORF-Journalisten Wolf der Lüge bezichtigt hat. Um diesen Vorwurf unangreifbar zu machen, hat Strache dann einfach über sein Facebook-Posting das Wort "Satire" gesetzt. Wolf hat geklagt und hätte nach übereinstimmender Rechtsmeinung praktisch aller Experten Recht bekommen, weshalb Strache sich dann in einem Vergleich zu allem möglichen verpflichtet hat. Wers genauer wissen will, kann gerne dem oben angeführten Link folgen.
Auch Satire darf also nicht alles, und das hat nichts mit Einschränkung der Meinungsfreiheit zu tun. Meinungsfreiheit (und damit auch Satire) ist kein Freibrief zum Lügen.
In diesem Sinne deklariere ich mich gerne als Supporter von LidlRacer und Körbel. Nicht dass die beiden meine Unterstützung nötig hätten, aber schaden wird´s hoffentlich auch nicht . Die beiden schreiben meiner Meinung nach sehr viel Gescheites zum Thema hier.
Um diesen Vorwurf unangreifbar zu machen, hat Strache dann einfach über sein Facebook-Posting das Wort "Satire" gesetzt.
Ja, dieser Trick ging schief.
Jedoch: Hätte Strache eine andere Überschrift gewählt, etwa: "Dies ist mein religiöser Glaube, ätsch!" hätte niemand es gewagt, ihn anzugreifen. Ich verweise als Beleg gerne auf einen sehr langen Thread im Forum, bei dem eine der häufigsten Äußerungen darin bestand, dass man niemals den Glauben eines Menschen beurteilen oder gar (Gott behüte!) kritisieren dürfe. Selten wurden die Argumente inhaltlich untersucht, sondern meist blieb es beim Kopfschütteln darüber, dass überhaupt Kritik geäußert wurde.
Ich weiß, leicht off topic.
Aber aus dieser Erfahrung neige ich zu der Empfehlung, dass die Leute alles äußern dürfen (im Rahmen der Gesetze), dass aber auch alles kritisiert werden darf.
Dass Kunst und Satire frei sind, bedeutet nicht, dass sie nicht kritisiert werden dürfen.
Die Groko macht sich noch lächerlicher, als sie schon ist.
Bei der Vorstellung des Klimapäckchens war von einer wahrscheinlichen Verdopplung der Luftverkehrsabgabe die Rede. Verdopplung klingt nach viel, ist aber Peanuts.
Und auch gegen diese Krümelchen von 3 bis 15 € kämpft die Flugbranche an.
Eine vernünftige Kerosinsteuer in ähnlicher Größenordnung wie bei Benzin würde ein Vielfaches davon ausmachen.
Zitat:
Zitat von trithos
...
Auch Satire darf also nicht alles, und das hat nichts mit Einschränkung der Meinungsfreiheit zu tun. Meinungsfreiheit (und damit auch Satire) ist kein Freibrief zum Lügen.
In diesem Sinne deklariere ich mich gerne als Supporter von LidlRacer und Körbel. Nicht dass die beiden meine Unterstützung nötig hätten, aber schaden wird´s hoffentlich auch nicht . Die beiden schreiben meiner Meinung nach sehr viel Gescheites zum Thema hier.
Danke schön!
Ein wenig Unterstützung beim Kampf gegen Windmühlen (passt hier nicht ganz, ist ja u.a. ein Kampf für mehr Windräder) ist sehr willkommen!