Sag das mal den 50 % der Bevölkerung ins Gesicht, die unterm Median von ca. 1500 € im Monat zur Verfügung haben, und womöglich in einem Ballungsraum mit entsprechenden Mieten wohnen...
Ohne erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel ist dieser Teil der Bevölkerung (national und global) auch der Teil der langfristig am meisten unter den Klimawandelfolgen leiden wird.
Sei es dass sie sich auf Dauer nicht den Strom für Klimaanlagen (bzw. die Klimaanlagen selbst) leisten können (wie in den USA und Kanada im Rahmen der letzten Hitzewelle zu beobachten), sei es dass für diese Haushalte Versicherungen gegen Elementarschäden unerschwinglich sind und sie sich zukünftig möglicherweise auch nur das Wohnen in überflutungsgefährdeten Gegenden leisten können, denn auf lange Sicht wird bei steigenden Meeresspiegeln natürlich das Risiko für Elementarschäden nicht nur bei Versicherungsprämien eingepreist, sondern auch bei Immobilienpreisen und Mietpreisen.
Das Problem ist natürlich dass Einkommen und Bildung eng miteinander verknüpft sind und dass bildungsferne Schichten, die weitaus empfänglicher für populistische Wahlversprechen z.B. von der AFD und Teilen der Union sind, in Demokratien dasselbe Stimmrecht haben, wie besser gebildete Wähler.
Politiker wiederum werden nur auf Zeit gewählt (und auch totalitäre Regimes wie z.B. China oder die Golfstaate orientieren sich bei ihrer Politik mit Blick auf die Sicherung des persönlichen Machterhaltes an erheblich kürzeren Zeiträumen, als es der Kampf gegen Klimawandel notwendig macht.
Ohne erfolgreichen Kampf gegen den Klimawandel ist dieser Teil der Bevölkerung (national und global) auch der Teil der langfristig am meisten unter den Klimawandelfolgen leiden wird.
Vielleicht. Aber sicherlich leidet dieser Teil der Bevölkerung auch am meisten darunter, wenn sie weniger Geld zur Verfügung haben (und mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr und direkter, als unterm Klimawandel); daher fand ich die süffisant-zufriedene Bemerkung von Körbel dazu nicht angebracht. Sowas kann man nur aus der Arroganz von komfortablem Einkommen bringen, wenn man selbst locker Einbußen wegstecken kann.
Zitat:
Zitat von Hafu
Das Problem ist natürlich dass Einkommen und Bildung eng miteinander verknüpft sind und dass bildungsferne Schichten, die weitaus empfänglicher für populistische Wahlversprechen z.B. von der AFD und Teilen der Union sind, in Demokratien dasselbe Stimmrecht haben, wie besser gebildete Wähler.
Ich finde es problematisch, diejenigen, die politische Ansichten vertreten, die einem nicht passen, mit geringer Bildung zu verbinden. Es schmeckt mir zu sehr nach billigen Diffamierung des Gegners. Weniger Bildung kann die Menschen natürlich anfälliger für propagandistische Manipulation machen, egal von welcher Seite. Aber auch Gebildete sind nicht gefeit vor ideologischer Verblendung, wie es aus der Geschichte immer wieder zu sehen ist. Ansonsten ist es eine alte Idee (noch von den alten Griechen), daß Wahlrecht an ein gewisses Vermögen gekoppelt wird, was damals mit einer gewissen Bildung einherging. Spiegelt halt eine paternalistische Haltung wieder, nach der viele Menschen nicht wirklich mündige Bürger sind, was sich in ihrer "falschen" politischen Haltung zeigt.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
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Ich finde es problematisch, diejenigen, die politische Ansichten vertreten, die einem nicht passen, mit geringer Bildung zu verbinden. Es schmeckt mir zu sehr nach billigen Diffamierung des Gegners.
Habe ich ja so nicht geschrieben. Du hast mit den einkommensschwachen Haushalten, die besonders unter Klimaschutzmaßnahmen leiden werden, angefangen und ich habe diesen Aspekt beleuchtet.
Natürlich gibt es auch unter einigen besser gebildeten Menschen (z.B. bei der FDP) viele mit haarsträubenden Ansichten, was sinnvolle Klimaschutzpolitik angeht.
Dass die Mehrheit der AFD-Wähler und die Mehrheit der Bild-Zeitungskäufer nicht zu den hellsten Kerzen auf der Bildungstorte unserer Gesellschaft gehören, wirst du mir hoffentlich als Minimalkonsens zustimmen?
Dass Klimaschutzmaßnahmen für bestimmte Bevölkerungsruppen stark abgefedert werden müssen (Energiegeld) hat v.a. eine Partei in ihrem Wahlprogramm detailliert beleuchtet.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
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Weniger Bildung kann die Menschen natürlich anfälliger für propagandistische Manipulation machen, egal von welcher Seite. Aber auch Gebildete sind nicht gefeit vor ideologischer Verblendung, wie es aus der Geschichte immer wieder zu sehen ist. Ansonsten ist es eine alte Idee (noch von den alten Griechen), daß Wahlrecht an ein gewisses Vermögen gekoppelt wird, was damals mit einer gewissen Bildung einherging. Spiegelt halt eine paternalistische Haltung wieder, nach der viele Menschen nicht wirklich mündige Bürger sind, was sich in ihrer "falschen" politischen Haltung zeigt.
Weil ich das genauso sehe, habe ich ja im gleichen Atemzug mit der Demokratiekritik auch die totalitären Regimes (Dikatur, Oligarchie) ins Spiel gebracht und darauf hingewiesen, dass auch sie nicht geeignet sind, das Problem Klimawandel besser zu handhaben.
Von allen suboptimalen Gesellschaftssystemen ist die Demokratie sicherlich noch das sinnvollste, trotz aller Probleme. Warum z.B. ein dementer 85jähriger mit Restlebenserwartung von weniger als 5 Jahren in Deutschland volles Wahlrecht hat, ein 10- oder 15-jähriger aber nicht am politischen Partizipationsprozess teilnehmen darf, ist durchaus diskussonswürdig. Auch die Demokratie hat Verbesserungspotenziale.
@Hafu: jetzt würde mich aber wirklich interessieren, ob du irgendein realistisches Szenario für den Wandel siehst. Mir fällt nach wie vor keine Lösung ein.
Problem ist doch, dass das gesamte Weltwirtschaftssystem auf ständiges Wachstum ausgelegt ist und ohne Wachstum nicht überleben kann. Alle Industriestaaten sind verschuldet und müssen das Schuldenwachstum durch BIP-Wachstum kompensieren. Wachstum bedeutet aber zwangsläufig immer mehr Energie- und Ressourcenverbrauch. Wie kann man es schaffen, alle Industrieländer der Welt auf ein ökologisch vertretbares Wirtschaftssystem umzustellen?
@Hafu: jetzt würde mich aber wirklich interessieren, ob du irgendein realistisches Szenario für den Wandel siehst. Mir fällt nach wie vor keine Lösung ein.
Problem ist doch, dass das gesamte Weltwirtschaftssystem auf ständiges Wachstum ausgelegt ist und ohne Wachstum nicht überleben kann. Alle Industriestaaten sind verschuldet und müssen das Schuldenwachstum durch BIP-Wachstum kompensieren. Wachstum bedeutet aber zwangsläufig immer mehr Energie- und Ressourcenverbrauch. Wie kann man es schaffen, alle Industrieländer der Welt auf ein ökologisch vertretbares Wirtschaftssystem umzustellen?
Eine Möglichkeit besteht darin, dass wir den Begriff "Wachstum" vom industriell bzw. konventiinell gedachten Wachstum lösen. Wachstum könnte sich dann z.B. im sozialen Bereich definieren, messen und ausbreiten.
Was spricht denn dagegen die gigantischen notwendigen Investitionspakete auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft als richtig nachhaltige Wachstumsprogramme zu sehen? Übersehe ich etwas?
Natürlich gibt es auch unter einigen besser gebildeten Menschen (z.B. bei der FDP) viele mit haarsträubenden Ansichten, was sinnvolle Klimaschutzpolitik angeht.
Diese Bewertung hat aber nun wirklich weder mit Bildungsniveau noch mit Einkommensklasse etwas zu tun (auch wenn unter FDP-Wählern sowohl höhere Bildung als auch höheres Einkommen häufiger sein dürfte, als bei CDU-wählern), sondern mit Deiner subjektiven Sicht darauf, was als "haarsträubend" gelten mag.
Zitat:
Zitat von Hafu
Dass die Mehrheit der AFD-Wähler und die Mehrheit der Bild-Zeitungskäufer nicht zu den hellsten Kerzen auf der Bildungstorte unserer Gesellschaft gehören, wirst du mir hoffentlich als Minimalkonsens zustimmen?
Zur Hälfte: Bild-Zeitungskäufer dürften tatsächlich die weniger gebildeten häufiger kaufen; die Art der Zeitung zielt nun mal auf diese Gruppe. Ob eine Partei mehr "weniger Helle Kerzen" unter den Wählern hat, als andere, hat nun wieder weniger mit Bildung zu tun, da Intelligenz nicht zwingend mit Bildung zu tun hat. Ich vermute, weniger Helle Kerzen finden sich bei allen Wählergruppen in nennenswerter Zahl, und ich würde keiner Wählergruppe eine größere Häufung davon zutrauen nur weil sie eine mir nicht genehme Partei bevorzugen. Mein Menschenbild ist das nicht.
Zitat:
Zitat von Hafu
Dass Klimaschutzmaßnahmen für bestimmte Bevölkerungsruppen stark abgefedert werden müssen (Energiegeld) hat v.a. eine Partei in ihrem Wahlprogramm detailliert beleuchtet.
Hat sie. Allerdings habe ich ernsthafte Zweifel, ob sie daß tatsächlich schaffen, bzw. ob das die einkommensschwachen Menschen als ausreichend ansehen.
Zitat:
Zitat von Hafu
Warum z.B. ein dementer 85jähriger mit Restlebenserwartung von weniger als 5 Jahren in Deutschland volles Wahlrecht hat, ein 10- oder 15-jähriger aber nicht am politischen Partizipationsprozess teilnehmen darf, ist durchaus diskussonswürdig. Auch die Demokratie hat Verbesserungspotenziale.
Demenz schließt nicht eine politische Willensbildung aus, und die Restlebenserwartung hat für das Wahlrecht endgültig keine Rolle zu spielen (sollte es aber dafür bei Entscheidungen, ob man Menschen mit geringer Restlebenserwartung von den Verwandten isoliert im Krankenhaus sterben lässt). Natürlich sollten nicht Verwandte oder Betreuer dies ausnützen, um eine Stimme in ihrem Sinne abzugeben (was leider schwer zu verhindern ist). Wenn aber ein Dementer ausreichend "helle" Momente hat, um sich zur Wahl zu begeben und eine Stimme abzugeben, soll er es dürfen.
Bedenklicher finde ich, wenn ein Richtung Demenz abdriftender Ü75 eine große Weltmacht regieren soll...
Das Thema kenne ich über meinen behinderten Sohn. Ich fand es auch o.k. daß (wie früher) bei "Betreuung in allen Angelegenheiten" es kein Wahlrecht gab (hat meinen Sohn allerdings nicht direkt betroffen, er steht "nur" unter Betreuung für ganz bestimmte Angelegenheiten, wobei alle in der Liste angekreuzt sind - paradoxien der Bürokratie). Seit der Änderung 2019 ist es anders - ich bin nicht von Nutzen überzeugt. Wir lassen unseren Sohn wählen und helfen ihm dabei, indem wir ihm die Haltung der verschiedenen Parteien zu den für ihn relevanten Themen von Behindertenpolitik und Integration erklären, damit er sich eine Präferenz suchen kann. Ist natürlich durch unsere Vermittlung auch nicht ganz sauber.
Bei 10 - 15 Jährigen kann ich mir eine Stimme vorstellen, die die Eltern für ihr Kind abgeben, weil sie schließlich für das Kind verantwortlich sind, aber kein Wahlrecht für Kinder mit noch sehr begrenzter Lebenserfahrung. Ich würde Wahlrecht immer mit voller Strafmündigkeit verknüpfen, da für beides ähnliche Kriterien gelten müssen.
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