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Alt 16.02.2020, 00:02   #15913
Flow
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Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Ich habe mich öfters zum literarischen Wahrheitsbegriff geäußert, weil es der bei religiösen Mythen passende Wahrheitsbegriff ist. Oder denkst Du, Mohammed sei wirklich mit einem geflügelten Pferd von einer Stadt in die nächste geflogen? Er ist im genau gleichen Sinn darauf unterwegs gewesen, wie Ntschotschi die Schwester von Winnetou war.

Wenn Du den physikalischen Wahrheitsbegriff angreifen willst: nur zu! Ich werde interessiert mitlesen. Dem Wahrheitsgehalt religiöser Mythen kommst Du damit jedoch nicht näher.

Mit anderen Worten: Selbst wenn Dir der Nachweis gelänge, dass alle Naturwissenschaft falsch ist, bist Du damit dem eigentlich zu führenden Beweis, dass es den christlichen Gott gibt, kein Stück näher gekommen.
Da galoppierste mir wieder mit Winnetou davon ...

Meine Empfehlung war eine eingehendere Beschäftigung mit den existierenden Konzepten zum Wahrheitsbegriff.
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Alt 16.02.2020, 00:04   #15914
Flow
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Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Die Philosophie beschreibt halt sehr abstrakte Denksysteme über den Sinn des Lebens, (und ist keine empirische Wissenschaft wie die Naturwissenschaften oder Psychologie) innerhalb derer jeweils die Erkenntnisse gelten.

Wer die Philosophie vom Kopf auf die Füsse stellte, war K. Marx. „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern."
Oder halt die Worte des Physikers :

"Philosophie ist die Wissenschaft, über die man nicht reden kann, ohne sie selbst zu betreiben."
- Carl Friedrich von Weizsäcker -
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Alt 16.02.2020, 00:07   #15915
Flow
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Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Die Philosophien bestehen halt aus sehr abstrakten Denksystemen über den Sinn des Lebens
Schon eine recht spartanische Definition ...
Vielleicht überlege ich mir eine ähnliche für die Psychologie ...

Für heute erstmal allgemein danke fürs Gespräch und ¡buenas noches! ...

Hab' noch ein bißchen zu tun ...
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Alt 16.02.2020, 00:17   #15916
Klugschnacker
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Zitat:
Zitat von Flow Beitrag anzeigen
Ferner lese ich aus diesen Zeilen, "was sich über lange Zeit entwickelt und etabliert ist nicht mehr unbegründet". Naja ...

Wie siehst du dies zum Beispiel in Hinblick auf ethische Normen zur Sexualität, nimm "Homosexualität". Was sich diesbezüglich über lange Zeit als ethische Norm herausgebildet hat, gilt ja mittlerweile auch als "unbegründet" und "falsch" ...
Ein gutes Beispiel.

Ich sprach von den Ursachen, die zu moralischen Normen führen. Eine solche Norm wäre, alle Katholiken sind Bürger erster Klasse, Juden Bürger zweiter Klasse. So war das im Mittelalter und den meisten unserer Städte und Gemeinden. Ich kann jetzt nach den Ursachen fragen, die zu dieser Bewertung geführt haben. Es geht nicht darum, ob die Zweitklassigkeit jüdischer Bürger faktisch zutraf.

In gleicher Weise kann ich nach den Ursachen fragen, die zu einem moralischen System führten, welches Minderheiten ausgrenzt, etwa homosexuelle Menschen. Es bedeutet nicht, dass die behauptete Minderwertigkeit eine Tatsache gewesen wäre.

----

Stell’ Dir zwei Gesellschaften vor, etwa Dorf 1 und Dorf 2. Beide haben unterschiedliche moralische Normen. Dorf 1 hält jede Form von Gewalt für falsch. Dorf 2 erlaubt das Töten von Bewohnern anderer Dörfer.

Irgendwann werden die Bürger von Dorf 2 das andere Dorf überfallen und die meisten ihrer Einwohner totschlagen. Das moralische System von Dorf 2 überlebt und wird zur Norm.

Das Dorf prosperiert und wird zur Stadt. Ringsum bilden sich neue Dörfer. Alle leben nach dem moralischen System, welches das Ermorden anderer Dorfbewohner erlaubt. Es dauert nicht lange, bis überall Mord und Totschlag herrscht, denn im Unterschied zu Dorf 1, das unbewaffnet war und auf Gewalt verzichtete, sind die jetzigen Dörfer aufgerüstet und im Kampf geschult. In jedem Konflikt gibt es bewaffnete Gegenwehr.

Solche Schauplätze gibt es viele im ganzen Land. Nur einige wenige Landstriche lernen, dass sie die Gewalt beschränken müssen. Angriff ist ab sofort verboten. Erlaubt ist nur die Verteidigung. Das ermöglicht es den Bürgern, sich wieder mehr um ihre Arbeit zu kümmern. Die Gegend blüht wirtschaftlich auf, während die Dörfer vom Typ 2 sich gegenseitig abschlachten.

So breitet sich ein neues moralisches System aus. Es kennt Gewalt, unterwirft die aber Regeln. Es ist erfolgreicher als die beiden anderen moralischen Systeme. Bald wird es zur Norm im ganzen Land.

---

Das Beispiel soll modellhaft zeigen, wie sich moralische Systeme durch ihren Erfolg etablieren können. Es geht nicht um richtig oder falsch, wie bei Deiner Frage nach der Bewertung gleichgeschlechtlicher Liebe. Sondern um den Ausbreitungserfolg.

Der Erfolg eines moralischen Systems kann biologisch-evolutionär sein, er kann kulturell sein (z.B. arbeitsteilige Gesellschaft und Kooperation versus Egoismus und Aggression) und er kann wirtschaftlicher Natur sein.

So ungefähr meinte ich das.
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Alt 16.02.2020, 00:27   #15917
Flow
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Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Das Beispiel soll modellhaft zeigen, wie sich moralische Systeme durch ihren Erfolg etablieren können. Es geht nicht um richtig oder falsch, wie bei Deiner Frage nach der Bewertung gleichgeschlechtlicher Liebe. Sondern um den Ausbreitungserfolg.
Ja, evolutionäre Spieltheorie fand ich auch immer toll ...

Aber wie gehabt :
Zitat:
Zitat von Flow Beitrag anzeigen
Ich zielte ursprünglich vielleicht etwas höher ... mir geht es sozusagen um eine fundierte Begründung von Aussagen wie "Handlung A ist gut"/"Handlung B ist schlecht".
Du erklärst mir eher, wie solche Aussagen zustande kommen. Wobei deine diesbezüglichen Ausführungen natürlich erstmal plausibel erscheinen ...
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Alt 16.02.2020, 00:30   #15918
Klugschnacker
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Meine Empfehlung war eine eingehendere Beschäftigung mit den existierenden Konzepten zum Wahrheitsbegriff.
Danke für die Empfehlung. Da Du hier von höherer Warte über die geistigen Landschaften zu blicken scheinst: Teile uns doch bitte mit, welchen Wahrheitsbegriff Du verwenden möchtest und warum.

Also los: Jesus aus Nazareth wurde nach seinem Tod wieder lebendig. Er stieg aus seinem Grab, und nach 40 Tagen fuhr er gen Himmel auf, ohne eine Leiche zu hinterlassen. Weil er das tat, sind seine moralischen Ansichten für uns verbindlich.

Welchen Wahrheitsbegriff legst Du hier zugrunde?

Ich verstehe diese Geschichte mit dem literarischen Wahrheitsbegriff, und ich bestreite sie unter dem faktischen Wahrheitsbegriff. Was habe ich übersehen? Welcher Wahrheitsbegriff bringt uns dem Kern der Sache näher?

Danke und bis Montag!
Klugschnacker ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2020, 01:03   #15919
Klugschnacker
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Zitat von Flow Beitrag anzeigen
Ich zielte ursprünglich vielleicht etwas höher ... mir geht es sozusagen um eine fundierte Begründung von Aussagen wie "Handlung A ist gut"/"Handlung B ist schlecht".

Du erklärst mir eher, wie solche Aussagen zustande kommen. Wobei deine diesbezüglichen Ausführungen natürlich erstmal plausibel erscheinen ...
Ich denke, Du zieltest etwas tiefer. Du suchst nach einer einfachen Antwort für komplexe Zusammenhänge.

Diese moralischen Systeme haben sich entwickelt. Die Antwort, die Du suchst, ist der komplexe Mechanismus ihres Zustandekommens.

Angenommen, ich fragte, warum Löwen zum Mord an Antilopen neigen. Daraufhin erklärt man mir die evolutiven Ursachen dieses Verhaltens. Ich erwidere: "Ihr sprecht von den Ursachen dieser Mordlust. Ich suche jedoch auf einer höheren Ebene nach einer Begründung. Wie begründet der Löwe, dass sein Verhalten gut ist, und nicht böse?".

Sein Verhalten wurde deshalb zur Norm, weil es erfolgreich war und sich deshalb ausbreitete. Entscheidend ist der Ausbreitungserfolg. Die Begriffe Gut und Böse kommen erst nachträglich hinzu und etikettieren das moralische System, das sich erfolgreich ausbreiten konnte.

Unsere Ansichten zur Sexualmoral sind so wie sie sind, weil sie sich erfolgreich in unserem Kulturkreis ausgebreitet haben. Erst nachträglich heften wir die Bewertungen gut und böse daran. Sie können sich deshalb auch ändern, teilweise bis in ihr Gegenteil. Früher war vorehelicher Sex eine Straftat, heute würde man jungen Paaren dazu raten (ich zumindest).

Für Gut und Böse gibt es keine abstrakten Herleitungen, denn es sind Bewertungen im Wandel der Zeit.
Klugschnacker ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 16.02.2020, 10:20   #15920
qbz
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Zitat:
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Schon eine recht spartanische Definition ...
Vielleicht überlege ich mir eine ähnliche für die Psychologie ...

Für heute erstmal allgemein danke fürs Gespräch und ¡buenas noches! ...

Hab' noch ein bißchen zu tun ...
Naja, ich wollte damit nur den Aspekt formulieren, dass sich Philosophie ihrem eigenen Selbstverständnis nach quasi als Metadisziplin im Verhältnis zu den Einzeldisziplinen versteht, halt als das "höhere", "Abstraktere" im Vergleich zum "Empirischen".

Und da setzt die Idee "vom Kopf auf die Füsse" stellen an, das "Höhere" aus der Praxis der Menschen zu erklären, aus der Entwicklung der Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse. Am Beispiel des Wertes Gleichheit (und auch Freiheit) lässt sich z.B. sehr gut aufzeigen, dass es bestimmte gesellschaftlich-historische Bedingungen braucht, bis die Idee von der Gleichheit aller Menschen ein allgemein selbstverständlicher Wert geworden ist (und sich auch ein Kant damit dann philosophisch beschäftigt). Die Antike mit ihren Sklaven kannte solche Umstände noch nicht, weshalb auch kein Kant´scher Imparativ in der Antike gedacht wurde.

Erst die Verallgemeinerung der Warenwirtschaft verankerte nämlich den moralischen Wert von der Gleichheit aller in den Köpfen aller Menschen.

"Dass ... in der Form der Warenwerte alle Arbeiten als gleiche menschliche Arbeit und daher als gleichgeltend ausgedrückt sind, konnte Aristoteles nicht aus der Wertform herauslesen, weil die griechische Gesellschaft auf der Sklavenarbeit beruhte, daher die Ungleichheit der Menschen und ihrer Arbeitskräfte zur Naturbasis hatte.

Das Geheimnis des Wertausdrucks (x Ware A = y Ware B), die Gleichheit und gleiche Gültigkeit aller Arbeiten, weil und insofern sie menschliche Arbeit überhaupt sind, kann nur entziffert werden, sobald der Begriff der menschlichen Gleichheit bereits die Festigkeit eines Volksvorurteils besitzt. Das ist aber erst möglich in einer Gesellschaft, worin die Warenform die allgemeine Form des Arbeitsprodukts, also auch das Verhältnis der Menschen zueinander als Warenbesitzer das herrschende gesellschaftliche Verhältnis ist.
" (K. Marx, Kapital I, MEW 23, S. 74)

Und um auf die Religionen zurückzukommen. Auch die ethnischen, traditionellen (Natur)Religionen entsprechen bestimmten Lebensweisen von Völkern mit wenig Handelskontakt untereinander und geringem Entwicklungsstand des Handwerks, der Produktivkräfte und Arbeitsteilung, vorzugsweise Jäger und Sammler mit einem eher unmittelbaren Verhältnis zur Natur.

Geändert von qbz (16.02.2020 um 13:46 Uhr).
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