Aus meiner Laiensicht wäre es besser gewesen, dass gesamte Jahr 2020 schon dafür zu nutzen, um konstant an seinen Schwächen zu arbeiten. Nicht unbedingt in Bezug auf die Zeiten, sondern in Bezug auf die Schwimmtechnik.
Ich glaube, da tust Du ihm etwas unrecht. Du weißt, wie schnell beim Schwimmen das Wassergefühl schwindet und wie zäh es ist, wieder den Einstieg zu finden.
Wenn ich auf 2020 zurückblicke, dann konnte ich eigentlich nur in den Sommermonaten ansatzweise so viel schwimmen, wie ich wollte. Manche Bäder haben vor dem Herbst überhaupt nicht mehr aufgemacht um dann gleich wieder zu schließen. Knappe fünf Monate waren bei mir Totalausfall.
Ich glaube nicht, dass es Lionel viel besser ergangen ist. Im Dayton-Post-Race-Video hat er explizit bedauert, dass er Justin Slade, der einen eigenen Pool besitzt, erst so spät kennengelernt hat, weil er sonst nicht 70 Tage am Stück auf dem Trockenen gesessen hätte, während Leute wie Sanders der Schwimmform ewig hinterherlaufen bzw. -schwimmen müssen.
Das soll nicht heißen, dass er nicht mehr hätte tun können, aber ich glaube, dass 2020 besonders für Profitriathleten so chaotisch und unvorhersehbar war, dass man die schlechte Schwimmperformance im Training und im Wettkampf nicht hauptsächlich seiner Lustlosigkeit ankreiden kann. Generell haben meiner Meinung nach bessere Schwimmer auch dadurch Vorteile, dass sie schneller und mit weniger Aufwand wieder in der Lage sind an alte Zeiten anzuknüpfen.
Sanders hat in Daytona die fünfschlechteste Zeit des Tages hingelegt, noch eine Minute langsamer als der erkältete Kienle. Letztes Jahr auf Hawaii war er noch ungefähr gleichauf mit Kienle. Offensichtlich ist die Rad-/Laufform zu Lasten des Schwimmtrainings gegangen.
Ich meine mich zu erinnern aus seinem post-Daytona Video, dass er eine Ausrede hatte. Ich glaube es hatte etwas mit dem Radanzug zu tun, was ein reiner Radanzug war mit zu wenig Schulterbeweglichkeit.
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Teil einer seriösen Vorbereitung ist immer, sich Ausreden zurechtzulegen.
Ich meine mich zu erinnern aus seinem post-Daytona Video, dass er eine Ausrede hatte. Ich glaube es hatte etwas mit dem Radanzug zu tun, was ein reiner Radanzug war mit zu wenig Schulterbeweglichkeit.
Er hatte seinen Zeitfahranzug, den er beim Stundenrekord trug, beim Rennen an. Der war viel zu eng. Er hat schon beim Aufwärmen gemerkt, dass die Schultern spannten.
Schwimmen war wie erwartet. Er hat er es ("once that elastic snapped") nicht mehr gepackt dranzubleiben und er war am Ende eine Minute hinter der Gruppe, die er eigentlich halten wollte. Er kam mit dreieinhalb Minuten Rückstand zum Führenden aufs Rad.
Man darf Sanders 1500m Zeit aus Anfang 2018 nicht vergessen. Damals schwamm er im 50m Pool eine 18 hoch wenn ich es richtig im Kopf habe. Sicherlich keine Weltklasse-Zeit für einen Toptriathleten, aber damit dürfte er grundsätzlich schon das Potential haben deutlich weiter vorne mitzuschwimmen.
Das Video habe ich mir nochmal angeschaut. War eine 18:50. Hochgerechnet auf 2km also knapp über 2000m Die Wenden inkl. Abstoßen im Becken rechne ich mal nicht als Vorteil für Sanders
Zitat:
Zitat von BananeToWin
Es liegt an ihm, ob er noch einen ganz großen Titel holen kann. Ich wünsche es ihm un bin optimistisch.
Stimmt, es liegt an ihm. Bin gespannt, was er draus macht!
Zitat:
Zitat von schnodo
Ich glaube, da tust Du ihm etwas unrecht. Du weißt, wie schnell beim Schwimmen das Wassergefühl schwindet und wie zäh es ist, wieder den Einstieg zu finden.
Klar weiß ich das. Ich weiß aber auch, dass ich zu meinen aktiven Zeiten wieder halbwegs schnell in der Nähe meines alten Niveaus war. Und ich war in den Pausenzeiten dann richtig faul, also kein Trockentraining o.ä..
Der Unterschied ist allerdings: Wir sind Amateure, er ist Profi. Da sollten solche Sachen
Zitat:
Zitat von schnodo
70 Tage am Stück auf dem Trockenen gesessen
oder
Zitat:
Zitat von longtrousers
reiner Radanzug war mit zu wenig Schulterbeweglichkeit.
nicht passieren.
Und das ist der Punkt, an dem ich etwas Zweifel habe: Er muss konstant dranbleiben, und das nicht nur über ein Jahr, sondern länger. Mal ein halbes Jahr auf Schwimmen setzen wird ihn nicht so weit bringen, wie er sich das erhofft.
Kleine Korrektur: 2019 ist er 52:22 geschwommen.
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Das ist richtig, aber der Rückstand auf die schnelle Schwimmgruppe (um O'Donell, Hofmann usw.) war 2019 mit über 5 Minuten identisch gegenüber 2017, da 2017 wegen Strömung auf dem Rückweg und anderer Bojensetzung die Schwimmzeiten generell eineinhalb Minuten langsamer waren als zwei Jahre später. Deshalb würde ich die 2019er-Zeit nicht als Verbesserung gegenüber 2017 interpretieren.
Er war halt beide Male in der Kienle-Gruppe und das ist auch das, was für 2021 für ihn realistisch zu erwarten ist, wenn es gut (deutich besser als in Daytona) läuft. Alleine um wieder das Kienle-Niveau zu erreichen, muss bei Sanders schon viel im Schwimmen passieren.
Es ist ja gerade in Kona nicht so, dass wenn man sich um eine Minute über 3,8km verbessert, man dann auch eine Minute schneller aus dem Wasser kommt. In der Realität muss man dort für eine messbar schnellere Schwimmzeit sich gleich um mehrere Minuten verbessern, damit man in der Lage ist den Wasserschatten in der schnellen Gruppe zu halten, die 5 Minuten weiter vorne unterwegs ist, denn irgendwo alleine zwischen den beiden Hauptgruppen herumzudümpeln macht energetisch überhaupt keinen Sinn.
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Tipp, wie man das mit welchem Training am besten macht? Bin da auch Betroffener...
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man sollte verstehen, dass die Hüfte nach vorne hängt und man sie wieder in die Waage bringen muß und das dass nicht von alleine passiert.
Buch: Core Performance / Mark Verstegen
Inhalt: Säulenkraft - Perfekte Körperhaltung und Anleitungen wie man sich "quält", mit einem Hohlkreuz werden viele Übungen nicht funktionieren
=> danach erst kam das Verständnis warum ein Anspannen der waagrechten Bauchmuskulatur die vordere Hüfte hebt und ein Anspannen der Po-Muskulatur die hintere Hüfte nach unten zieht und dadurch erst die Hüfte waagrecht ist und dann erst das Kreuz "frei" drehen kann, um z.B. popeliges Hüftrollen überhaupts machen zu können.
Jetzt wird es doch schwer off-topic; ich bitte die Mitleser um Entschuldigung!
Zitat:
Zitat von DocTom
Tipp, wie man das mit welchem Training am besten macht? Bin da auch Betroffener...
Dazu sollte man möglichst oft versuchen, wirklich sauber in Streamline abzustoßen. Trockenübungen dazu können Wunder wirken:
Zitat:
Zitat von schnodo
Der leider verstorbene Richard Quick erläutert in einer Viertelstunde ganz genau, wie eine gute Körperhaltung fürs Schwimmen auszusehen hat und wie man dazu kommt: Richard Quick Posture Line Land Excercises
Für den Anfang hilft es vielleicht, sich generell im Alltag auf sowas zu konzentrieren:
Zitat:
Zitat von schnodo
Ich habe festgestellt, dass das permanente Anspannen von Po und Bauch für mich nicht praktikabel ist. Um das ordentlich hinzubekommen, müsste ich die einschlägigen Trockenübungen machen, wofür mir die Motivation fehlt. Ich sehe auch nicht, dass es unbedingt notwendig ist, auf dem Bratwurst-Level, auf dem ich mich befinde, jegliche natürliche Krümmung der Wirbelsäule zu neutralisieren.
Was ich allerdings versuche, ist möglichst oft der Handlungsanweisung von "Becoming a Supple Leopard" zu folgen:
Bildinhalt: The bracing sequence, Steps 1 and 2
Bildinhalt: The bracing sequence, Steps 3 through 5
Und beim Schwimmen wird der Rumpf, ohne dass man bewusst die Bauchmuskulatur aktiviert, auch dadurch stabilisiert, dass man Luft im Unterbauch hält.
Jetzt wird es doch schwer off-topic; ich bitte die Mitleser um Entschuldigung!
Dazu sollte man möglichst oft versuchen, wirklich sauber in Streamline abzustoßen. Trockenübungen dazu können Wunder wirken:
Für den Anfang hilft es vielleicht, sich generell im Alltag auf sowas zu konzentrieren:
hi schnodo,
dein Aufwand ist imho ein Goldschatz für die Foristinnnen und Foristen und auch die Mitlesenden. Off Topic wurde es, wenn du so möchtest, da der Titel zu beachten ist.
Nun hat hat (... ) Hafu anmerken lassen, dass Triathlon Triathlon ist. Daraufhin entwickelte sich die Diskussion in eine wohl von dir nicht intendierte Richtung? Natürlich ist LS Schwimmstil zu verbessern, nur eben wie?
Ich würde sagen, okay, lassen wir das mit der "Schlappen-Taktik", ich habe den Pfiff gehört. Danke für die wohlformulieren Sätze an Helios und natürlich hat Helios Recht, insofern, dass man diesen Fehler sofort korrigieren muss. Wer das als Trainer_in nicht kann hat seinen Job verfehlt, daher der mein Verweis auf die "Schlappen-Taktik". Insbesondere als Schwimmtrainer.
Diese Fokussierung auf das Schwimmen ist meiner Meinung nach nicht unbedingt angeraten, allerdings unter gruppendynamischer Perspektive sinnvoll. Über die Gruppenphasen nach Tuckman (1954) im Rahmen der Sportpsychologie möchte ich nicht referieren müssen und ich glaube auch, dass die Mitlesenden hier wenig Interesse verspüren an solchen Ausführungen. Ich kann das allerdings, da ich von einem Psychologen, der einen Fußballclub der 1. Fußball BL betreut, unterwiesen wurde (Zertifikat).
Wichtig ist also was das bringt. Sanders verliert viele Minuten beim Radfahren und beim Laufen, kommt aber nicht beim Schwimmen vorab?
Sanders müsste meiner Meinung nach "seinen Stiefel" weiterschwimmen, da dass nichts mehr wird, dafür ist er einfach zu alt, das fängt schon mit dem Erlernen der neurokoordinativen Verschaltung der Feinfmotorik an, ja, klar, nur eben bei den 12 Jährigen und noch früher, und wenn da ansetzt, für den Anfang, so reichten 20 Punkte definitiv nicht aus, für das, was man mit ihm vorhat. Hat LS auch durch die Blume kommuniziert. Sanders reagiert auch entsprechend, weil er eben schlauer ist, er ist ja nicht dumm. Er lässt sich nichts sagen und schwimmt einfach weiter, denn ein Alexander Popov wird eben nicht mehr aus ihm? Um es mal so zu sagen. Im Rekombereich als Ausgleich für das vermehrte Rad- und Lauftraining Technikübungen schwimmen reichten vollkommen mMn. Warum an den Schwächen arbeiten, wenn die Stärken leiden? So hatte ich Hafu verstanden im weiteren Sinne.
Hinzu kommt "das Geschleife", ja, allerdings nicht von den vermeintlichen Schleifern hier im Forum: wozu Lionel um 7.40 Uhr wecken und Schwimmtraining anordnen, wenn beides nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt?
Hier ist der Trainerstab gefordert, nicht nur der Schwimmtrainer, der nichts tut, weil er eben nicht eingreift. Daher, ja, Helios, der Schwimmtrainer müsste eine Ansage erhalten, ob mit oder ohne Trillerpfeife, dass müsste situativ entschieden werden.
Viele Grüße,
Trimichi
Geändert von Trimichi (05.01.2021 um 08:42 Uhr).
Grund: editiert