Ich habe mir das aktuelle Video gegönnt, hier mal wieder ein Mitschrieb.
Lionel Sanders sind seine Schwimmzeiten peinlich. Auf dem Weg zum Schwimmtest philosophiert er munter vor sich hin: Sogar wenn er eine Bestzeit schwimmt, ist diese peinlich für einen Profi. Schwimmen ist sehr belastend für ihn weil er so schlecht ist und er muss darüber hinwegkommen. Er kann sich nicht davon lösen, dem Wasser Gewalt anzutun und es zu verprügeln. Er schwimmt langsamer dadurch, verausgabt sich, und wird dann noch langsamer. Er glaubt, dass es ihm gut täte, des Öfteren ein Rennen zu simulieren. In Daytona war das Renngefühl komplett ungewohnt.
Er ärgert sich über sich selbst, bekommt eine negative Einstellung dadurch. Er hört beim Schwimmen eine nagende Stimme, "ich arbeite genauso hart wie die anderen, ich sollte schneller sein. Ich werde noch mehr Gas geben." Dann ist er noch geschaffter, schwimmt noch schlechter. Das ist vermutlich auch, was im Rennen passiert, spekuliert er. Im Training schwimmt er solide Zeiten und im Rennen versagt er regelmäßig. Berührungen, der Gedanke daran, dass die anderen schon 200 m voraus sind, lenken ihn ab.
Er sieht einen großen Vorteil darin, dass er nun mit anderen schwimmen kann. Er hat den Biermeilen-Spezialisten
Corey Bellmore in seiner Bahn, außerdem sind da noch
Joanna Brown,
Paula Findlay und
Eric Lagerstrom.
Es wird auf Zeit geschwommen, 1000 Yards (914 m). Coach Justin Slade macht eine Ansage: "Die Zeit ist egal, wichtiger ist, wie du schwimmst." Alles klar. Zwei Sekunden später Lionel zu
Heather Jackson: "Wie schnell willst du schwimmen?"
Der Coach denkt, er steht im Wald: "Ich erzähle, Leute denkt nicht an die Zeit. Und Lionel so: Hey Alte, welche Zeit hast du dir vorgenommen?" – Gelächter – "Scheiss drauf, was der Coach sagt, was willst Du schwimmen?"
Bildinhalt: Justin Slade – Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Lionel nimmt sich vor 1:12 min pro 100 yd bis 200 yd zu schwimmen und dann zu steigern bis 400 yd. (1:12 auf 100 yd entspricht 1:19 auf 100 m.) Nach 300 yd schaut Talbot Cox bei Justin auf die Uhr: Lionel schwimmt eine Pace von 1:10.5, Heather 1:12. Nach 1000 yd stehen 12:03 auf der Uhr, ein Schnitt von 1:12; Coach Justin ist zufrieden.
Später sieht man Lionel auf der Straße. Er zieht sich an fürs Radfahren. Wie im Rennen fühlt er sich vom Schwimmen entmutigt. Er hofft, dass er sich nach ein paar Minuten auf dem Rad weniger mutlos fühlt. Die Coaches sagen ihm immer wieder, es ist eine Frage der Einstellung. Aber er fühlt sich an Land einfach besser. Er muss in sein Schwimmen Feingefühl und Spielfreude bringen.
Er fährt 20 km in Zeitfahrposition und rennt im Anschluss 5 km. Nach dem Radfahren fühlt es sich so an, als könne er das doppelt so lange machen. 133 durchschnittlicher Puls, sehr wenig. Es ist schwer für ihn, Druck zu machen wenn die Strecke so kurz ist. Schwer, sich zu pushen ohne Konkurrenz. Er fährt die 20 km mit 383 W in 25:19 min, was eine Durchschnittgeschwindigkeit von 47,3 km/h ergibt.
Seine schnellste 5-km-Zeit nach dem Radfahren war 15:33
beim Tomatoman; Wenn er unter 16:00 läuft, ist das okay, ganz ordentlich wäre 15:40 bis 15:50 und richtig gut wäre 15:30 bis 15:40. Absolutes Limit unter 15:30. Ihm ist wichtig, dass er Spaß hat. Wenn man keinen Spaß hat, wozu das Ganze?
Beim 5 km Lauf besorgt er es sich. Er braucht 15:08 min. Das ist vermutlich sein bester Lauf überhaupt, meint er. Auch nur 147 Puls im Schnitt. Im August lief er auf der Bahn 15:42 all out.
Er ist nicht unglücklich mit seiner Bike-Performance, aber er spürt, dass er mehr drücken könnte. Es ist nur schwer, das ganz alleine zu tun. Was das Laufen angeht, so ist er zufrieden. Wäre er in einem Rennen gewesen, hätte er vielleicht etwas unter 15 Minuten laufen können.
Das ist der Anfang einer langen Saison. Er erwartet von sich, die gleiche Performe zweimal hintereinander abrufen zu können, wenn seine Kurzdistanz-Phase vorbei ist. Jetzt gibt es erstmal fünf Entlastungstage.
Soweit der aktuelle Stand bei Lionel. Für mich sind seine Eskapaden eine Mischung aus Sport, Blick in menschliche Untiefen und Entertainment. Ich versuche, es nicht allzu ernst zu nehmen und ziemlich oft ist es ja sehr unterhaltsam, was er veranstaltet und wie seine Umgebung auf ihn reagiert.