Zitat:
Zitat von aequitas
Da stehen tatsächlich einige richtige Aspekte und gute Vorschläge drin, die ich hier bereits beschrieben habe und durch verschiedene Quellen auch belegt habe. Gerade die Aspekte der Datenqualität, -Erhebung und -Analyse sowie (weiterer) Kohorten-Studie sind sehr wichtig und ihnen sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Im Bereich der Kohorten-Studien ist bereits erste Vorarbeit geleistet, auf die in diesem Zusammenhang zurückgegriffen werden könnte. Dazu müsste man allerdings mehr als Virologen befragen - die kennen sich damit nämlich größtenteils nicht aus.
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Die Debatte um die aktuelle Coronapolitik der Regierung unterstütze ich, aber ich habe mir gerade die
Zusammenfassung des Thesenpapiers durchgelesen (und auch die kleine Verfassergruppe angesehen) und da entstehen bei mir doch mehr Fragen als ich Antworten finde. Die Langfassung (50 Seiten) werde ich mir sicher nicht
mehr antun.
Rund die Hälfte der Unterzeichner scheinen wohl Rentner zu sein (erkennbar an vorangestelltes a.D. oder ehem. vor ihren Funktionsbezeichungen), so dass nicht anzunehmen ist, dass die Verfechter des Strategiewechsels allzu sehr im praktischen Leben, im praktischen klinischen Alltag oder eben in der praktischen Forschung stehen.
Natürlich würde man sich bei vielen Entscheidungen der Politik eine bessere wissenschaftliche Absicherung wünschen. Aber den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt bei einer Pandemie kann man nicht einfach befehlen, sondern der entsteht nach und nach durch weltweite Forschungsbemühungen und in Verbindung von sorgfältigen Peer-review-Prozessen.
Und gerade politisch beauftragte Studien, wie z.B. die Kinderstudie aus Baden-Württemberg aus dem Sommer (durchgeführt bei weitgehend geschlossenen Kitas und Schulen!) führen z.T. gerade zu systematischen falschen Resultaten die politischen Entscheidungen eher schaden als nutzen.
Im NDR-Text gibt es zwar neben einem Bild des Mitunterzeichners Püschel ein Bild von Schmitt-Chanasit, den ich für vernünftig, fachkundig und praxisorientiert halte, aber der gehört auf jedem Fall nicht zum Unterzeichnerkreis. Hier führt der verlinkte NDR-Text zu einem ziemlich falschen Eindruck.
Die
ersten beiden Punkte des Thesenpapiers sind sogar derart leicht widerlegbar, dass ich fast schon zu Lesen aufgehört habe. Mit Hilfe der Daten aus einem sehr unpräsisen Massengentest aus der Slowakei (der Test ergab dort 1% Positivrate) die Dunkelziffer in Deutschland zu "extrapolieren" ist absolut aberwitzig. Man merkt, dass keiner der Unterzeichner Virologe oder Labormediziner ist.
Völlig unverständlich ist es auch in einem weiteren Versuch in These 2 aus Seroprävalenzstudien aus dem Frühjahr (als es in der Tat wegen damals noch begrenzter Testkapaziäten und Beschränkung der Tests auf symptomatische Verdachtsfälle eine hohe Dunkelziffer gab auf die aktuelle Situation zu schließen.
Erst die dann folgenden Thesen werden dann ein wenig besser nachvollziehbar.
Aber das Problem der Politik ist nunmal, dass die jetzt entscheiden müssen und nicht die Zeit haben, jetzt im November mal noch ein paar Monate abzuwarten, bis die Datenlage zur Übertragung des Virus im Winter vielleicht besser wird.