Allmächd, jetzt hab ich grad mal die letzten Seiten durchgelesen, ich hab ja tatsächlich ausser am Rande über Arco und die Dolos keinen Ton verloren.
Also der Reihe nach.
Zunächst waren vier Tage Dolos geplant, Mehrseillängenklettern (wenn ein Seil zu kurz ist für bis oben, klettert man soweits Seil halt reicht, baut sich da nen 'Stand' und klettert von dort weiter. Solange, bis man halt oben ist, quasi im wahrsten Sinne des Wortes mehrere Seillängen).
Kurzfristig wurd mir noch bewusst, dass das n Kurs sein muss, weil Touren bei dieser DAV-Sektion nix kosten und ich mir nen Merker gesetzt hatte, dass ich 30Öre für die Aktion überweisen muss.
Naja, egal, keine Ahnung, wieviele MSL-Kurse ich bereits besucht hab;- der Vorteil ist, dass mich das als nicht-so-viel-draussen-Kletterer (haargenau umgekehrt dazu, was ich eigentlich gern tät, denn wenns nach mir ginge, bräucht ich keine Kletterhalle) immer nicht sehr fordert, weils in der Regel in ziemlich leichtem 'Gelände' stattfindet.
Wo in der Halle die Griffe und Tritte bunt sind, sieht draussen halt alles gleich aus und man muss sich erstmal den Weg suchen, wo es lang geht, und das klappt halt umso besser, je öfter mans macht.
Also, kurzum, es war, wie sich rausstellte, kein Anfängerkurs, sondern für Leute, die so einen grad rumhaben und nu n bissl MSL-Luft im alpinen Gelände schnuppern wollen.
Perfekt, also, noch besser (als eh schon).
Wie sich dann auch noch rausstellte, brauchte man ausser Klettergurt, Kletterschuhen und nem Helm und vielleicht nem Gerätchen zum Abseilen gar nix, weil, wir hatten unbewusst all inclusive gebucht, wollte meinen, die zwo Föhrrer klettern vor, suchen den Weg, zimmern Zwischensicherungen in die Wand, und die, die hinterhersteigen sind von oben gesichert (machts an vielen Stellen fürn Kopp etwas einfacher, weil man im Zweifelsfall keinen so weiten Freiflug hat wenn man störzet) und müssen quasi nur dem Seil entlang nachklettern.
Ja also, heureka! Geiler geht eigentlich nimmer.
Plus: Dolomiten/Südtirol.
Die haben so n bissl ne Eigenart, was diese oben erwähnten Stände angeht. In vielen Routen sind da grundsolide Haken als Zwischensicherung und eben Standplatz eingebohrt, gedübelt und/oder geklebt, das erhöht die Sicherheit und vereinfacht die Routenfindung (weil alle paar Meter die Edelstahlhaken aus der Wand blinken) wie auch den Standplatzbau, nicht aber hier.
Zwischensicherungen gibts nur selten, wenn, dann in Sanduhren irgendne alte, ranzige Schlinge, von der keiner weiss, wie lang sie noch hält, oft muss man jedoch mit Keilen oder anderen Klemmgeräten selbst was einbauen, was quasi der Erste macht, während der Letzte den Krempel wieder ausbau, einsammelt und mitnimmt.
Am Standplatz mehr oder weniger genauso, oft selbst abzusichern, häufig jedoch auch schlichte, jahrhundertealte Schlaghaken, die in irgendwelche Ritzen gedemmelt sind.
Die sind natürlich dem Alter nach nicht genormt, oft selbstgeschmiedet oder hin und wieder auch einfach nur Winkelstahl, angespitzt und mit nem Loch reingebohrt, insgesamt mehr so was für gute Nerven, generell verwendbar, aber dann oft und gerne noch mit ner eigenen, zusätzlichen Sicherung versehen.
Das muss man dann alles miteinander verbinden, dafür gibbet dünne Schnüre, und weil das dort eben ständig vorkommt, gibts spezielle Methoden, das alles miteinander zu verknoten, den 'Südtiroler Stand'.
Der nimmt einigen Nachteilen die Spitze, verteilt die Last/Kraft gleichmässig auf alle vorhandenen Sicherungspunkte und vermeidet dabei allzu heftigen Materialbedarf.
Also wie man schon merkt: es gab jede Menge Gründe, sich hier zu immatrikulieren!
Losgehn sollts Donnerstag Abend, ich hoppte Mittwoch nachm Arbeiten in den Bulli und brummte los.
Punkt Mitternacht Ankunft in Corvara, 5 Minuten nach nem Stellplatz für über die Nacht gucken, kleiner Mitternachtsimbiss, heia heia, wunderbar.
Natürlich bin ich nicht ohne Grund so früh gefahren, es gibt ja auch jede Menge Klettersteige dort.
Die Begrüssungs- und Ortsschilder sind ja schon etwas geschmeidiger als die mittlerweile vergammelten, oft stählernen Trümmer im (Süd-)Osten aus sozialistischer Zeit...
Hier winkt bereits das Tagesziel. die Optik war schonmal recht amtlich, die mich erwartete, als ich zum Frühstück ausm Bus kroch.
Ich hatte mir den Boèseekofel-Klettersteig aufn Piz da Lech ausgesucht, glücklicherweise wenigstens für die erste Etappe nach oben die Seilbahn gegönnt, obwohl ja alles relativ nah aussieht, die zweite Gondelbahn oben knickte ich und war dann froh, dass ich nicht so leichtsinnig war, alles laufen zu wollen.
In der Art hatte das auch den Vorteil, dass ich erstmal ne Gondel alleine kriegt, oben, nachdem sich alles verlaufen hatte (oder in die weiterführende Seilbahn gestiegen war) komplett meine Ruhe hatte und erst oben am Gipfel wieder auf menschliches Leben stiess.
Kammerlasse!
Danach wurds witzig...
Ich war gg. Zwo wieder am Bulli und schrieb den anderen in die Gruppe, ob schon jemand am/aufm Campingplatz sei, wo wir uns treffen wollten, oder ob ich, nachdem ich dorthin nichtmal 15Minuten brauche, da schonmal Platz für uns okkuppieren solle.
Der Deutschländer als solcher reserviert ja gerne, egal ob Liegestühle per Handtuch, Kletterrouten, vor denen er seinen Kram ablädt oder halt auch Campingplatzparzellen.
Antwort kam bald, ja, wir sind drei Zelte, zwo Autos, give it a go.
Ich also hin, bekanntgegeben dass wir zu sechst wären, zwo Karren, drei Zelte und was zusammen haben wollten.
Bäm, geht nicht.
Hatte ich ja schon erwähnt, dass der Laden da in Colfosco n bissl überreglementiert ist.
Mit Müh und Not kriegte ichs fertig, dass Bulli und Caddy in der gleichen Fahrzeugklasse einsortiert wurden und nebeneinanderstehn dürfen.
Weil, ansonsten sind 'normale Autos' mit Zelten und Autos mit Dachzelt in ner eigenen Liga mit eigener Stellfläche, Bus-Schläfer haben ihr Revier, und ein paar Beiträge vorher hab ich ja das interessante Schild vom Campingplatz gepostet, das bedeutet natürlich nur, dass Caravans und Wohnmobile auch ihre eigene Ecke haben, wo andere sowenig verloren haben wie sie woanders...
Oh mei!
Ich merkte ausserdem bald, dass es ein Fehler war, die andern mit angemeldet zu haben, denn alle 10-15Minuten kam mit schöner Regelmässigkeit der Oberhannes vom Campingplatz um zu fragen, wo die anderen blieben.
Ich dacht schon, er hätte was mitm Kurzzeitgedächtnis, aber nachm schätzungsweise zehnten Mal wo ich ihm sagte, die kreuzten nie und nimmer vor Sechs, halb Sieben auf, liess er zwar nicht ab von mir, aber er verringerte immerhin die Frequenz seiner Vorsprachen.
Nachdem sich beim Rest der Truppe manifestierte, dass die nicht nur alle gemeinsam mit zwo Autos unterwegs waren, sondern zwei von ihnen auch irgendwo in Schnee und Eis der Marmolada hingen und voraussichtlich kaum deutlich vor Neune fertig abgeseilt hätten und beim Auto wären, woraufhin sie ja noch herfahren müssten, verkrümelte ich mich zwangsläufig zu rekordverdächtiger Zeit kurz nach Acht fertig abgefüttert in den Schlafsack, um meine Ruhe vorm Chef aller Camper zu haben, der nun natürlich äusserst beunruhigt war, weil keinerlei Spur meiner Kumpane auftauchte, sie mir aber in Treu und Glauben, die wären bis spätestens kurz vor Sieben fertig mit Name, Geburtstdatum und -ort ordentlich eingecheckt, die Chipkärtchen fürs Öffnen der Schranke wie Sanitäranlagen für alle überlassen hatten.
Ich wusst beim besten Willen nicht, wie ich dem hätte beibringen wollen, dass die vor Zehn oder gar Elf nimmer auftauchen würden, mithin drei Stunden, nachdem die Rezeption schliessen würde...