Zitat:
Zitat von PabT
(...) und lege mich daher schuldbewusst unter "Tiefen" ab. (...)
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Sehr brav, vielleicht gelobst Du auch gleich noch Besserung für nächste Jahr
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... also ich erwähnte es , die Anreise klappte eigentlich problemlos, tapfer schlurften wir durch die gefühlt einsamsten Gegenden von Hannover in Richtung Messehallen. Es regnete. Nicht dolle, aber es reichte um unsere Laune zwischenzeitlich ernsthaft zu gefährden. Meine Füße waren zwischenzeitlich nass, zum Glück hatte ich noch zwei weitere Paar Socken und einmal Schuhe dabei.
Wir waren seeeeeehr rechtzeitig vor Ort, Zeit ersteinmal um ausgiebig zu frühstücken ... und dabei den ersten "normalo-" Damen bei ihrem Start zuzuschauen.
Die Zeit verging langsam, der Adrenalinpegel stieg, die Zweifel mehrten sich. War ich irgendwie besser vorbereitet? Hätte ich noch mehr Hanteln und Kettlebells stemmen müssen??? War meine Erkältung WIRKLICH wieder weg? Es war zu spät, half eh nix mehr.
Um 14.30 Uhr war es endlich so weit, die "Pro-"Damen traten zum Briefing an. Schweigend die Konkurrenz ausspähend hockte ich in meinem Ironmanshirt (das ich zum Start aber noch auszog) zwischen geschätzten 90 % Crossfit-Ladies. Eine weitere Teilnehmerin trug ein Triathlon Shirt vom Berlin-Triahlon, sehr sympathisch
Das Briefing brachte keine neuen Erkenntnisse, im Anschluss ging es ein letztes mal "für kleine Mädchen", anschließend noch ein kurzes Warmup bevor auch ich an der Startlinie landete mit vielleicht knapp 20 weiteren Damen. Der Startschuss fiel pünktlich um 15.00 Uhr ... und das Feld stürmte los, als wäre der WK nach 2 Runden in der Halle laufen bereits wieder vorbei. Neeeeee, ich halte mich ja eigentlich für keinen ganz schlechten Läufer, aber dort mitzurennen - no way. Okay, die meisten waren ja jünger als ich und somit wohl eher nicht mit Diesel-Motor ausgestattet ... egal. Ich war raus und ließ, ich hoffte vernünftigerweise ... rund 2/3 des Feldes ziehen. Nach drei Runden im Kreis (die ersten Damen hatte ich ohne Anstrengung bereits wieder eingesammelt) ging es zur ersten Station: dem Ski-Ergometer. Ein, wie ich finde, recht unspektakuläres Gerät. Sowas habe ich natürlich nicht zum Üben, aber egal. Die Griffe so schnell wie möglich von oben nach unten ziehen, Anzeige beobachten. 1000m geschafft, weiter. Hier gab es wohl noch nicht viel zu gewinnen oder verlieren. Nach weiteren drei Laufrunden (also einem weiteren Kilometer) wurde es schon spannender. 125kg Gewichte, aufgestapelt auf einem zusätzlich 30kg schweren Schlitten stellten sich meinen (vergleichsweise) lumpigen 57kg Lebendgewicht in den Weg und wollten 50m geschoben werden. Also: ATTACKE und
LOOOOOOS!!! Die ersten 25m waren gut machbar. Umdrehen, wieder zurück. Ich schnaufte zwischenzeitlich erbärmlich. Mini-Zwischenstopp. Blick um mich herum -
He, was willst Du denn hier??? Ein Kameramann, der mir seine olle Knipse direkt vor`s schweißtriefende Gesicht hielt! Ich versuchte ihn böse anzuschauen, ich glaube er merkte es kaum. War in seinem Element und ließ tatsächlich fast bis zum Ende der Schlittenschieberei nicht mehr von mir ab, die Kamera immer direkt ins Gesicht gerichtet... so what. Ich war fertig, hatte auch das, wie ich meinte, recht ordentlich gemeistert, und bog wieder ab auf die Laufrunden. Versuchte die Konkurrenz auszuspähen, was sich aber als nicht so einfach erwies, da ich mir nicht mehr sicher war, wer überhaupt zu den Pro-Damen gehörte und wer nicht.
Als nächstes - das verhasste Schlittenziehen. Der aufmerksame Leser erinnert sich an meine beim letzten mal ruinierten Hände und jede Menge Frust ... also hatte ich mir die Hände an den betroffenen Stellen bereits im Vorfeld liebevollst verpflastert und hoffte das Beste. Hier galt es immerhin "nur" 75kg Gewichte plus Schlitten über 50m zu bringen, was mich aber diverse male herzhaft fluchen ließ. Memo an mich: ich muss mehr Klimmzüge, vorgebeugtes Rundern, etc. machen...
(und mir speziell dafür idealerweise noch 15 Zusatzkilos anfressen ...) Neee, erneut konnte ich auch hier keine Plätze gut machen, war aber trotzdem rund 1:45 Minuten schneller als in HH. Immerhin. Und die Hände waren heile.
Nächste Laufrunde, ich merkte, dass ich langsamer wurde.
Die nun folgenden 80 m Burpee-Broad-Jumps stellten kein Problem dar. Nach gut 3,5 Minuten und mindestens zwei gutgemachten Plätzen war ich da wieder raus.
Wieder laufen, dann rudern. 1000m ... und während ich da so rudere, nebenbei noch die Nachbarin beobachte, die mit 150 m gerudertum Vorsprung auf mich gestartet war, fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNNN!!! Kein Wunder, dass es immer furchtbarer wurde! Kein Wunder, dass die Laufrunden immer gruseliger wurden!!! ... ich haderte mit meinem Schicksal, schlagartig war mir klar, dass das
SOOOO nichts gutes mehr werden konnte. Mir war klar, dass es überhaupt an ein Wunder grenzen würde, wenn ich überhaut das Ziel erreichte. Eigentlich konnte ich direkt aufhören.
Das Drama!??? Ich hatte im Vorfeld mein Gel vergessen einzuschmeißen!!!!!!!!!!! Die grauen Zellen arbeiteten auf Hochtouren. Was nun???? Die Beste Hälfte mit dem Gel war irgendwo auf den oberen Zuschauerrängen, da konnte ich lange auf mein Gel warten. Was tun??? Zunehmend hektisch werdend ruderte ich weiter, von einem Moment auf den anderen hatten die Arme sich in Gummi verwandelt. Dass ich auf die Dame neben mir trotzdem knapp 100m gut machen konnte, ist und bleibt mir ein Rätsel ... verzweifelt trabte ich wieder los auf die nächste Laufrunde... bis mir die rettende Idee kam. Ganz klar. Es wurde überall RedBull angeboten, dann musste es das halt tun. Ja, ich hasse RedBull!!!!!!!! ... aber in der Not frisst der Teufel halt Fliegen und die Socke trinkt RedBull. Immerhin sollte es ja Flügel verleihen. Also stürzte ich innerhalb der nächsten geschätzten 5 Minuten mir drei Becher RedBull hinter, der Magen kräuselte sich. Egal. Schlagartig fühlte ich mich besser ... ein Glück. I was back in the game
Ja, ich war einmal mehr zutiefst beeindruckt, was der Kopf so auslösen kann... den anschließenden FarmersCarry über 200m mit 2x24kg Kettlebells brachte ich nicht in Rekordzeit aber doch solide hinter mich. Beim kurzzeitigen Abstellen der Kettlebells achtete ich penibelst drauf, dass nicht allzuviel Schweiß auf die Griffe tropfte, das würde sie unnötig rutschig machen ... wieder laufen ... Lunges. 100m mit einem 20kg-Sandsack auf den Schultern. Motiviert trabte ich zu den Sandsäcken, diese Übung war zwar extrem anstrengend, aber die Beine waren willig. Auch in Hamburg lief es hier recht gut. Ich stürzte mich also auf die Sandsäcke ... und wollte los. Aber Stop -
was war das?????????? War dieses Krückenteil schon immer soooooo schwer??? Also 20 Kilo ist nun kein Fliegengewicht, aber DAS gerade war doch deutlich mehr!??? Verzweifelt blickte ich den "Judge" an, der etwas teilnahmslos neben mir das Geschehen beobachtete. Ich wies hektisch auf den Stapel mit den Sandsäcken ...
muss ich diiiiiiiie nehmen?????????? ... er bloß:
neeeee, das sind die für die Männer gleich! Grandios!!! Mir fiel ein Stein vom Herzen und der 30kg-Sandsack von den Schultern
ich belud mich mit der 20kg-Sparversion und los ging es. Auch hier waren 100m zu absolvieren ... und auch hier lief es vergleichsweise gut. Die Beine brannten erwartungsgemäß wie Feuer, ich stellte mir kurzzeitig den Muskelkater vor, der mich in den nächsten Tagen erwarten würde, aber so what. Das kannte ich ja. Ich lenkte meine Gedanken auf das "Heldengefühl", das sich gewiß im Anschluss einstellen würde, das erschien mir sinnvoller ...
Die letzten Laufrunden, dann kam es zu meiner Hassübung: 100 Wallballs mit einem 6kg-Medizinball auf 2,70m. Bei einigen sah das so aus, als müssten sie den Ball einfach nur kurz anstupsen, dass er das olle Target berührte, bei mir mit meinen lumpigen nicht mal mehr 1,60m sah das anders aus... ich fluchte. Die ersten 20 gingen überraschend problemlos am Stück, nicht ein Fehlwurf. LÄUFT!!! Ein Fünftel hatte ich bereits absolviert!!!!! Die nächsten 10. Wieder eine Mini-Pause... In Hamburg hatte ich für diese besch*** Übung fast 11 Minuten gebraucht!!! Weitermachen, weitermachen, weitermachen... immer schön in 10er-Päckchen. Mein Wachhund machte einen guten Job. Fragte sogar noch brav, ob er mir was zu trinken holen sollte ...
NEIN!!! Natürlich nicht!!! Ich will doch fertig werden!!!!!!!!!!! Noch 20. Die Arme waren am Limit, der furchtbare RedBull half nun auch nichts mehr. Immer schön in den Squat. Die Oberschenkel jedes mal unter die Waagerechte. Der Schweiß lief. Noch 10. Mein Wachhund feuerte mich an, zählte runter. 10 - 9 - 8 - ... ich jubelte innerlich. Kein "no rep" mehr auf den letzten 10 ... schnaufend trabte ich die kleine Rampe hoch zum Ziel, freute mich wie Bolle.
Der Ansager verkündete meine Zeit ... 1:22:46
JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!! Hatte ich doch in Hamburg noch frustrierende 1:27:42 benötigt, war ich gerade soooooooo happy... und noch ein wenig zufriedener, als die Beste Hälfte verkündete, dass ich auch die Mitstreiterin aus meiner AK souverän hinter mir gelassen hatte
Blöd gelaufen, nun mussten wir leider auch noch auf die Siegerehrung warten, zu der ich wieder standesgemäß in meinem IM-Shirt antrat. ... mein "Siegerschild" und ein Hyrox-Sweatshirt, auf dem ebenfalls was von "Winner" stand, konnte ich mir natürlich nicht engehen lassen
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