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Zitat von docpower
Ich entnehme deinen Beiträgen - bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege - eine gewisse pluralistische Anschauung, die dich vielleicht das momentane Vorgehen der Bundesregierung in Sachen Corona etwas kritischer betrachten lässt.
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Naja, das ist jetzt sehr abstrakt und allgemein gehalten.
Ich meine, ich hätte von einem gesamtgesellschaftlichen Meinungspluralismus gesprochen, den ich begrüße und gerne gefördert sehe.
Wenn du mit "pluralistischer Anschauung" meinst, daß ich generell anstrebe, die Dinge von mehreren Seiten zu betrachten, dann möchte ich dem zustimmen.
Das momentane Vorgehen der Bundesregierung in Sachen Corona betrachte ich kritisch, ja, insofern daß ich hinterfrage, was passiert.
Zitat:
Was würdest du denn vorschlagen, wie wäre dein Ansatz mit dem Problem umzugehen, ohne die Vielfalt an Individualität zu beeinträchtigen?
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Sehr vielschichtige Frage !
Mit "dem Problem" meinst du "Corona" "als Ganzes" ? Ich denke da gibt es "tausend Aspekte" ...
"Damit umgehen" ... wie ich selbst damit umgehe ? Wie ich als Bundesregierung damit umgehen würde ? Wie ich mir einen Diskurs hier im Forum wünsche ?
Zu letzterer Frage meine ich meine Ansicht schon einigermaßen skizziert zu haben.
Es wäre schön, wenn eine Vielfalt an Meinungen und Gedanken frei geäußert und zur Diskussion gestellt werden kann. Sicherlich sind diese in unsicheren Zeiten wie diesen gefärbt von diversen Emotionen und nicht immer vollständig ausgegoren. Nichtsdestoweniger könnte man sich zumindest hier im Forum bemühen seinem selbstgewählten Gegenüber ein Minimum an Respekt entgegenzubringen. Was einen nicht interessiert, man für irrelevant, absurd hält oder nicht versteht, darf man selbstverständlich auch einfach ignorieren.
Auf gesamtgesellschafticher Ebene, in der freiheitlich demokratischen Grundordnung,
muß der gesamte Diskurs stattfinden. Da
müssen von Attila bis Drosten und al Sultan, Bahner bis Wodarg und Schäuble alle sprechen dürfen und gehört werden. Hier sind insbesondere auch die Medien als vierte Gewalt des demokratischen Staates in der Verantwortung.
Eine Schwierigkeit stellt sicherlich die Abgrenzung gegenüber verfassungsfeindlichen Gesinnungen bzw. Tendenzen dar. Diese zu unterdrücken ist sicherlich sinnvoll zum (Eigen-)Schutz der demokratischen Ordnung. Auf der anderen Seite widerspricht eben so eine Unterdrückung gerade dem Wesen der (meinungs-)freiheitlichen Ordnung. Eine gewissen Paradoxität. Wenn hier das Augenmaß und Korrektiv verloren geht, alles der "Leitmeinung", der "Leitgesinnung" Widersprechende vorschnell ins Aus gedrängt wird, gleitet man in Richtung totalitärer Staat. Auch darauf ist in Krisenzeiten sehr wohl ein Auge zu haben ! Besser fünfmal Fehlalarm als Unachtsamkeit.
In der "Drucksache 17/ 12051" des Bundestages, "Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012", Kapitel "Pandemie durch Virus Modi-SARS", wurde z.B. beim Schadensausmaß auf das "immaterielle Schutzgut I₂ ("politische Auswirkungen") von der höchsten Schadensklasse ausgegangen.
Allgemein denke ich, daß die Bedrohung durch SARS-CoV-2 deutlich geringer ist als durch das damals veranschlagte Modi-SARS.
Die Reaktion der Regierung scheint mir trotzdem recht nah an der damals adäquat befundenen orientiert.
Prinzipiell ist natürlich auch hier eine erste Überreaktion das geringere Übel als Unachtsamkeit bei potentiell großer Bedrohung.
Nichtsdestoweniger ist das Vorgehen in seiner Angemessenheit aktuell zu hinterfragen, sowie die Gesamtlage laufend neu zu analysieren. Der breite Diskurs ist dabei hilfreich.