Das willst du echt in Interviews hören? Da hast du wichtige Mechanismen des professionellen Sports nicht richtig verstanden.
Ich halte viel von Thorsten Raddes rein statistischem Ansatz auf Trirating.com. Radde lässt automatisiert sämtliche früheren Rennergebnisse analysieren (in abhängigkeit von der jeweiligen, dort anwesenden Konkurrenz und der Schwere des Kurses) und liegt bei den Trirating-seedings sehr oft ziemlich richtig, wie man bei der Betrachtung früherer Rennen unschwer erkennen kann.
Bei allen bisherigen Rennen, für die es ein Seeding auf trirating.com (z.B. IM 70.3 Zell am See, Samorin, 70.3 Lanzarote, Daytona) gab, war Frederic im Ziel stets ein paar Plätze weiter vorne, als von Thorsten Radde vorhergesagt und hatte in der anschließenden Renn-Analyse auch noch nie ein rot eingefärbtes Feld. heute eben dann doch mal wegen der Probleme beim Laufen. Seeding verfehlt in einer von drei Disziplinen. Wobei die Radzeit sogar grün eingefärbt ist, also schneller war als von Trirating vorhergesagt.
Heute lag Radde mit den Ratings so verkehrt wie eigentlich noch nie (die von ihm im Seeding vorhergesagten Ränge 2-5 ((z.B. neben Frederic auch Heemerick, Chartier, Bowden, Davis) spielten für den Rennausgang keinerlei Rolle), was ein Indiz für eine ungewöhnliche Renndynamik ist. Ob die Kampfrichter auf 10m-Abstände achten (und es überhaupt Kampfrichter gibt), oder ob auch 3m-Abstand in einem Rennen hingenommen werden, kann ein statistischer Ansatz wie der von Trirating natürlich im Vorfeld nicht erfassen.genauso wenig wie Stürze, miese Tagesform oder Erkrankungen. Und auch Sonderfaktoren wie ein Höhentraining entgehen dem Trirating-Seeding logischerweise.
Langer Rede kurzer Sinn: wenn man in einer anerkannten und statistisch bewährten Rennprognose auf Rang 4 liegt, halte ich es nicht für vermessen, eine Podiumsplazierung als Ziel zu formulieren, auch wenn das Ziel letztlich deutlich verfehlt wurde.
In den zwei Interviews, die ich vor dem Rennen gesehen habe bzw. gelesen habe, waren die Unwägbarkeiten des Höhentrainings jeweils klar thematisiert.
Was solls? Ein Mensch ist keine Maschine. Gibt solche Tage und andere. Immer alles vorherige zu toppen dürfte niemandem gelingen in keiner Aufgabe im Leben. Mund abputzen, analysieren, draus lernen und nächstes Mal geht's wieder vorwärts.
Die Pushing-Limits-Interviews sind dieses Mal wirklich sehr ergiebig. Bei Frederic Funks Pre-Race-Interview äußert er selbst, dass er sich nicht so gut/müde fühlt nach dem Höhentrainingslager und dass das Rennen auch unter dem Aspekt steht, wie Höhentrainingslager bei Ihm anschlägt.
Das hat sich heute bestätigt. Also ich finde das sehr transparent. Da das eh Programm ist, kann sich jede, den es wirklich interessiert, auch die Trainings- und Wk-Daten ansehen. Aus denen ergibt sich für mich ebenfalls, dass HaFus Analyse des eher schlechten Radparts zutreffend ist. Bin generell sehr erfreut, wie viel Frederic teilhaben lässt.
Eine Frage zum Thema Höhentrainingslager.
Bei den Radsportlern von Bora sieht man ja, dass einige direkt nach dem Höhentrainingslager Probleme mit ihrer Form haben, aber dann nach und nach stärker werden. Es ist doch durchaus möglich, dass die Form von Frederic dann halt in den nächsten Tagen richtig kommt, oder?
Das kann man alles zuvor nicht wissen und muss man testen. Es kann natürlich auch sein, dass das Höhentrainingslager bei ihm gar nicht anschlägt.
Zum Thema Höhentrainingslager kann man auch mal in die aktuelle Folge des „Coaches Corner“ vom PushingLimits Podcast reinhören (Folge 11). Hier ist Dan Lorang zu Gast und erzählt u.a. darüber. Wer geht in ein Höhentrainingslager, wie wird bei Bora ein solches @home mit Zelt gestaltet, etc. Wo sind Vor-, wo die Nachteile eines solchen.
(Ist generell eine der besten Folgen des PL-Podcasts überhaupt mM nach.)
Eine Frage zum Thema Höhentrainingslager.
Bei den Radsportlern von Bora sieht man ja, dass einige direkt nach dem Höhentrainingslager Probleme mit ihrer Form haben, aber dann nach und nach stärker werden. Es ist doch durchaus möglich, dass die Form von Frederic dann halt in den nächsten Tagen richtig kommt, oder?
Das kann man alles zuvor nicht wissen und muss man testen. Es kann natürlich auch sein, dass das Höhentrainingslager bei ihm gar nicht anschlägt.
So wie ich das verstehe gibt es mehrere Möglichkeiten. Manche Sportler können direkt aus der Höhe sofort profitieren, andere erst länger fristig. Das ist wohl sehr individuell und Höhe ist auch nicht gleich Höhe. Also bist du auf 1800 m, 2000m, trainierst du oben oder unten, schläfst du oben oder unten. Ist eine eigenen Wissenschaft.
Dan Lorang hat vor einigen Wochen einen Podcast bei coaches corner (https://pushing-limits.de/podcast/po...orang/)gemacht. Das war mega spannend. Da wurde das Thema Höhentraining auch abgeschnitten. Auch der Umgang beim Team Bora.
So aus der Erinnerung ist das einfach individuell und daher macht das ja mit dem Testen bei Fred absolut Sinn. Macht für mich auf jeden Fall den Eindruck, dass hier mit Weitsicht eigene Erfahrung gesammelt wird um zukünftig die richtigen Maßnahmen und Wirkungsweisen zu kennen.
Das sehe ich genauso. Mir sind Athleten auch viel lieber, wenn sie den Mut haben hohe Ziele öffentlich zu äußern, als das ekelhafte rumgejammer hinterher wie Training lief nicht, hatte dies, hatte das
Sehe ich auch so.
Beim nächsten WK wird es wieder besser laufen.
In der aktuellen Situation wo es nur ganz wenige Wettkämpfe gibt würde ich aber keine Trainings Experimente vor dem WK machen sondern auf altbewährtes Training setzten.
Ich fand es sehr sympathisch, dass Frederic in dem Interview nicht rumgedruckst hast, sondern in aller Bescheidenheit aber ohne Umschweife klar gesagt hat, dass das Podium sein Ziel ist. Meine Bitte: Das soll er bewahren und sich keine aufgesetzten Interviews angewöhnen wie ein Politiker oder Fußballprofi.
Er hat sehr wohl gesagt, dass er nicht einschätzen kann, in welche Richtung das Höhentrainingslager sich auswirkt. Er hat sich an einem Tag bombastisch gefühlt, am nächsten total fertig.
Er hat angekündigt, dass er angreifen wird, hat dem Taten folgen lassen und ist anscheinend geplatzt. Deswegen heißt es "Sportler" und nicht "Roboter". Wenn ein sportliches Wagnis scheitert, ist das aus meiner Sicht nichts Kritikwürdiges. Im Gegenteil, es ist ein Anlass, Bewunderung auszusprechen für Aufrichtigkeit, Mut und Anstrengung – und fürs nächste Mal ein besseres Resultat zu wünschen. Das tue ich hiermit.