Ja sicher, ich finde so etwas wie Wikileaks eine sinnvolle Einrichtung auch für Unternehmen.
Z.B: Angenommen in einer Pharmafirma werden negative empirische Untersuchungen über ein Medikament zurückgehalten und die offizielle Zulassungsbehörde ist mit der Firma wohlgesonnenen Mitarbeitern besetzt, wäre später jeder Medikamentennutzer froh, über diese Untersuchungen rechtzeitig erfahren zu haben. Ähnliches gilt z.B. auch für die Lebensmittelbranche, den Bereich der Lieferung militärischer Ausrüstungen trotz Exportverbote u.a.
Ein Problem liegt meines Erachtens darin, dass die jeweiligen staatlichen Kontrollinstanzen aus verschiedenen Gründen versagen können (unterbesetzt, nicht mehr unabhängig, "verbandelt" mit der Monopolfirma, "bestochen", auch auf den rein geldwerten Erfolg der Firma ausgerichtet usf.).
-qbz
Hielten sich alle Mitarbeiter/innen immer an den intern verordneten Maulkorb, ich glaube, unser Weltbild wäre anders beschaffen. :-) .
Du betreibst cherry picking und vernachlaessigst die Gefahren. Es ist nicht in Ordnung, wenn Wikileaks sich als Richter und Henker gebaerdet. Wikileaks entscheidet darueber was veroeffentlicht wird (das PEO Prinzip waere fast noch schlimmer, ich denke aber eine gewisse Kontrolle gibt es auch bei Wikileaks), das birgt einerseits die Moeglichkeit der Stimmungsmache durch selektive Veroeffentlichungen und andererseits die Gefahr, dass Unternehmen geschaedigt werden, die sich nichts haben zu schulden kommen lassen. Von einem rechtsstaatlichen Verfahren bzgl. der Bank deren Daten veroeffentlich werden sollen kann man ja wohl kaum sprechen, von Gewaltenteilung ebenso wenig.
Ich bin echt in hoechstem Masse verwundert, dass solch eine Verfahrensweise von dir gebilligt wird und andererseits anderen fehlendes Misstrauen gegenueber dem Staat vorgeworfen wird. Dir fehlt es wohl ein wenig an Misstrauen gegenueber Wikileaks! Die koennen sich doch nicht einfach als Richter und Henker gebaerden, das ist schlicht und einfach falsch.
Mit dieser Art des cherry pickings kann man uebrigens auch den Polizeistaat rechtfertigen. Ironischerweise hat Wikileaks sogar ein bisschen was davon, denn wenn alle Unternehmen immer fuerchten muessen, dass ihre internen Dokumente ohne rechtsstaatliches Verfahren im Netz landen, dann hat das was von Dauerueberwachung. Wikileaks hat ja nun quasi ein virales Spitzelnetzwerk, so aehnlich wie die Bild mit "Leserreportern" auf Promijagd geht.
ist wikilieaks eine art bespitzelungssystem mit umgekehrten vorzeichen ?
dass individuen ein recht auf geheimnisse haben ist wohl unbestritten. dieses recht hört erst da auf, wo sie strafrechtlich relevantes tun. die aufdeckung solcher taten ist aufgabe des justizsystems, welches unabhängig und neutral dem gesetz verpflichtet sein sollte. dass bürger ein recht auf einen transparenten staat haben ist wohl auch klar, aber wie sollen sie sich dieses recht erstreiten?
a)gar nicht, einfach daten klauen, kopieren und veröffentlichen? oder
b) vielleicht durch die einsetzung von vertrauenswürdigen staatsorganen in einem demokratischen prozess? und wieviel transparenz ist gut?
die radikale art, einfach alles ungefragt ins netz zu stellen, was einem in die finger kommt, gleicht IMHO einer 24h überwachung von individuen aufgrund von - wenn überhaupt - diffusen verdachtsmomenten und ist deshalb etwa so nützlich für die gesellschaft wie eine solche.
sinnvoll wäre dagegen eine veröffentlichung von dokumenten, die im zusammenhang mit einer recherche einen vermuteten misstand zu bestätigen scheinen (ich schreibe absichtlich nicht beweisen). die justizorgane könnten dann untersuchungen einleiten und die wähler ihre eigenen schlüsse ziehen.