Entschuldige bitte Schwarzfahrer, ich sehe das komplett anders. Eigentlich habe ich mit so einer Antwort auf das von mir geschilderte Schicksal von Erika und Klaus Mann nicht gerechnet. Wie würden Sie und andere Naziververfolgte von damals Dir antworten, wenn Sie könnten?
Zum ersten reisst Du meinen Satz aus dem Zusammenhang, indem Du nur einen Halbsatz zitierst und den konkreten Kontext (Nazizeit, Faschismus) weglässt, in den ich die Verfolgung stellte, "bei zahlreichen berühmten deutschen Intellektuellen entwickelte sich quasi ihr antifaschistisches Bewusstsein und ihre antifaschistische Einstellung mit dem konkreten Erlebnis der Verfolgung".
Zum Zweiten ist es komplett verdreht (pervers) - ich beginne mal nur mit Deinem ersten Zitat - die Absage einer Lesung, einer Buchpromotion von Sarrazin mit der Bücherverbrennung und der persönlichen Verfolgung, Ermordung oder Flucht von Literaten während der Nazizeit zu vergleichen. Sarrazin´s Buch war ein Bestseller, wurde von Bild schon im Vorfeld promotet und wenn seine eigene Buchpromotion an manchen Orten auf Proteste stiess, bewies genau das eine lebendige, funktionierende Demokratie.
Drittens relativiert man auf diese Weise das damalige Unrecht, indem man heutige Publizisten rassistischer Meinungen, sogar Bestseller, mit der damaligen Verfolgung, Vertreibung, Ermordung humanistischer, bürgerlicher und sozialistischer, jüdischer Schriftsteller und Künstler durch die Nazis gleichstellt und sie als Opfer statt als Schreibtischtäter sowie die Kritiker als Meinungsunterdrücker darstellt.
Solange Amazon nicht intelligent genug ist, zu wissen, ob sie mir, nachdem ich aufhöre, Kondome zu kaufen, nun lieber Babywindeln oder eine Gummipuppe anbieten sollten, sollten wir politische Entscheidungen vermutlich doch noch nicht dem Computer überlassen.
Die Frage ist doch, wie viel Zeit noch bleibt, dass wir diese Entscheidung, wer entscheidet, noch selbst in der Hand haben. Ich glaube: nicht mehr sehr viele Jahre.
Z.B. kennt dich Google wegen deine Datenspuren, die du hinterlässt und die Computerprogramme analysieren können, möglicherweise besser als du dich selbst. So wäre es also denkbar, dass nicht du bei der nächsten Wahl zur Wahl gehst, sondern Google das für dich macht. Das ist ein Beispiel dafür, dass Algorithmen deiner subjektiven Wahl überlegen sind und in demokratische Prozesse aktiv eingreifen.
Man liest von dir in letzter Zeit öfter was in diese Richtung. Ich bin nicht sicher wie ich das einordnet soll. Wie meinst du das, Google geht für mich zur Wahl? Ich bin sicher, dass KI n mm und Machine Learning und was alles dazu gehört in Zukunft eine große Rolle spielen werden aber bei dir hier sich das in letzter Zeit sehr nebulös an. Du scheinst dich viel damit zu beschäftigen
Die Frage ist doch, wie viel Zeit noch bleibt, dass wir diese Entscheidung, wer entscheidet, noch selbst in der Hand haben. Ich glaube: nicht mehr sehr viele Jahre.
Auch das klingt für mich wieder rätselhaft. Wie meinst du das, wir können bald nicht mehr entscheiden, wer Entscheidungen trifft?
Zum Zweiten ist es komplett verdreht (pervers) - ich beginne mal nur mit Deinem ersten Zitat - die Absage einer Lesung, einer Buchpromotion von Sarrazin - mit der Bücherverbrennung und der persönlichen Verfolgung, Ermordung oder Flucht von Literaten während der Nazizeit zu vergleichen. Sarrazin´s Buch war ein Bestseller, wurde von Bild schon im Vorfeld promotet und wenn seine eigene Buchpromotion an manchen Orten auf Proteste stiess, bewies genau das eine lebendige, funktionierende Demokratie.
Drittens relativiert man auf diese Weise das damalige Unrecht, indem man heutige Publizisten rassistischer Meinungen, sogar Bestseller, mit der damaligen Verfolgung, Vertreibung, Ermordung humanistischer, bürgerlicher und sozialistischer Schriftsteller und Künstler durch die Nazis gleichstellt und sie als Opfer statt als Schreibtischtäter sowie die Kritiker als Meinungsunterdrücker darstellt.
Danke, ich stimme Dir 100% zu, hätte es aber nicht so gut ausdrücken können!
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Auch das klingt für mich wieder rätselhaft. Wie meinst du das, wir können bald nicht mehr entscheiden, wer Entscheidungen trifft?
Also da gibt es mehrere Möglichkeiten: zum einen lernt "Google" aus deinem bisherigen Wahlverhalten. Interessiertest du dich vor einer Wahl besonders für Beiträge zum Thema X von der Partei Y und hast dann die Partei Z gewählt, kann man dir vor der nächsten Wahl das Thema X der Partei Y bevorzugt präsentieren. Du entscheidest also nicht mehr, wenn du wählst, sondern der Algorithmus sagt dir, wenn du wählst.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass man dir schmackhaft macht, dass "Google" eine objektivere Wahl trifft und du evtl. von subjektiven Eigenschaften getrieben wirst. In einem späteren Schritt könnte man dir die Möglichkeit entziehen. Ebenso wäre es denkbar, dass Menschen keine Autos mehr fahren dürfen, sondern nur noch Maschinen, weil sie besser fahren (kann man ja objektiv u. empirisch messen an den Unfällen).
Wer denkt, das ist Spuk: ich war letztes Jahr in einem Projekt in dem eine Software besser Ergebnisse erzielte als der Mensch. Das Projekt wurde aber abgeblasen und kam nicht in Serie, weil man nicht schlüssig nachvollziehen konnte, woran es lag (in diesem Fall war das Voraussetzung).
Danke, ich stimme Dir 100% zu, hätte es aber nicht so gut ausdrücken können!
+1
Ich bin ja in den meisten Themen nur stiller Mitleser finde jedoch die ständigen Relativierungen in dieser Richtung von Schwarzfahrer sehr befremdlich.
@ noam: Danke für die näheren Ausführungen deiner Sichtweise in den Posts gestern Abend. Natürlich sehe ich gewisse Sachen deutlich anders und du wirst dich bzgl. anderer Sachen sicherlich nicht mir anschließen können. Aber das ist ja auch nicht schlimm.
Ich sehe es aber positiv, dass du sehr wohl differenzieren kannst. Eine linke Demo ist eben nicht ein einziger, homogener Schwarzer Block. "Die ANTIFA" ist nicht gleich Gewalt, Sachbeschädigung etc.
Das es auch in der linken Szene Extremisten gibt steht außer Frage. Plündern von Geschäften, Anzünden von Autos oder Werfen von Pflastersteinen gegen Polizist*innen ist ein weites Überschreiten von Grenzen, ohne Frage.
Wenn ich mir die Statistik der PMK anschaue taucht bei links PMK aber oft auch der ANTIFA Sticker am Laternenmast als Sachbeschädigung auf oder eine bestellte Pizza für die PI vor Ort. Und da sehe ich einen deutlichen "Qualitätsunterschied" zu Verwendung von Zeichen verfassungswidriger Organisationen oder Gewaltdelikten. Und das Tragen von Shirts mit Aufdruck "HKN KRZ" ist noch nicht mal eine Straftat, lässt aber tief blicken.
Nur weil auf der linken Demo ein Teil gewaltbereit ist muss man nicht alle gleichsetzen. Wenn nach der Pandemie wieder 50.000 ins Stadion XY pilgern und darunter 300 Hools sind dann kann man die Zuschauerströme zwischen U-Bahn und Stadion ja auch nicht generell in eine Schublade stecken.
Wer aber zu Festivals wie "Schild & Schwert" oder "Rock gegen Überfremdung" fährt, dort auch "rumhitlert", Merch kauft etc. darf sich IMHO eher nicht darauf berufen, nicht pauschal in eine Schublade gesteckt zu werden.
Erich Kästner:
Zitat:
Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen. Später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muss den rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine hält keiner mehr auf ...„.
Und wenn nach NSU, Halle, Lübcke, Morddrohungen im Namen des NSU 2.0, Neonazi-Musikfetivals mit Zuschauer*innenzahlen im vierstelligen Bereich, Hetzjagden auf Migrant*innen und einem politischen Arm des Rechtsterrorismus im Bundesparlament und den Länderparlamenten irgendwann jemand rückblickend sagt "Das konnte ja keiner ahnen" ist das - gerade mit Blick auf was keine 100 Jahre zurück liegt - verheerend.