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Alt 23.12.2023, 20:14   #89
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gutes Interview in der Frankfurter Rundschau
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Alt 30.12.2023, 11:58   #90
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anderes Interview hier in der Lokalzeitung:


BNN-Interview

„Hawaii-Sieg hat mir viele Türen geöffnet“

Der Knittlinger Sebastian Kienle blickt auf seine großartige Karriere als Ironman zurück

Das Gespräch führte Frank Ketterer


Mühlacker. Sebastian Kienle begann mit zwölf Jahren beim TV Bretten mit Triathlon. Damals konnte niemand ahnen, dass er zu einem der Top-Stars der Ironman-Branche werden würde. Einen ersten Hinweis lieferte der ehemalige Physik-Student mit seinem zweiten Platz bei seinem Debüt über die Ironman-Distanz (3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen) 2010 bei der Challenge in Roth. Zwei Jahre später wurde er bei seiner Premiere beim legendären Ironman Hawaii auf Anhieb Vierter, seinem dritten Platz ein Jahr später ließ er 2014 das ganz große Ding folgen: den Sieg auf Hawaii. Weitere Platzierungen dort: Rang zwei (2016) und sechs (2022). Zudem gewann der 39-Jährige dreimal den Ironman Frankfurt (2014, 2016 und 2017) sowie einmal in Roth (2018). Mit der zurückliegenden Saison hat Kienle, der mit Gattin Christine Schleifer und Sohnemann Nino in Mühlacker wohnt, seine Karriere beendet.

Sie gelten als der Philosoph unter den Triathleten. Finden Sie sich in dieser Umschreibung wieder?

Kienle: Oh je, ich weiß gar nicht, ob das nicht eher ein vergiftetes Kompliment ist und der ein oder andere mir damit sagen möchte „Shut up and train“ (Sei still und trainiere/Anmerkung der Redaktion). Ich selbst sehe mich jedenfalls nicht als Philosoph. Dafür fehlt mir schon das Geschick mit der Sprache.

Ein Kienle-Satz als Gegen-Beweis: „In einem Rennen, in dem man so viel Zeit hat nachzudenken, geht es nicht nur um das eigene gute Gefühl, sondern auch darum, die Saat der negativen Gedanken in die Köpfe der Gegner zu streuen.“ Was wollen Sie da noch schöner oder philosophischer formulieren?

Kienle: Okay. Den Satz haben Sie ganz gut ausgesucht.

Ist damit gemeint, was Sie einmal „mentale Taktik“ genannt haben?

Kienle: Absolut.

Wie sah das in der Praxis aus?

Kienle: Man kann sowohl sich selbst als auch dem Gegner ein Gefühl der Überlegenheit vermitteln, das gar keine faktische Grundlage hat. Und aufgrund dieses Gefühls kann man selbst über sich hinauswachsen und gleichzeitig dafür sorgen, dass der Gegner unter seinen Möglichkeiten bleibt. Dafür braucht es gar keine große Geste, sondern man könnte es mystisch gesehen als Aura bezeichnen. Diese Aura gilt es zu vermitteln. Das hat natürlich bisweilen auch mit Körpersprache zu tun. Bei manchen aber ist es viel plumper.

Nämlich?

Kienle: An denen muss man nur, selbst wenn man selbst schon absolut am Limit ist, mit Vollgas vorbeifahren, um ihnen zu suggerieren, dass sie heute keine Chance haben werden. Man täuscht quasi eine Stärke vor, die man gar nicht hat. Manchmal klappt das, manchmal aber auch nicht. In den Zweikämpfen mit Jan Frodeno hat es meist nicht geklappt. Da war es meist genau andersrum und Jan ist mir als der griechische Gott erschienen, der unbesiegbar scheint. Dabei war er vielleicht auch selbst schon angeschlagen und stand kurz vor der Niederlage.

Wieviel an einem Sieg über die Ironman-Distanz ist Kopf, wieviel Körper?

Kienle: Der Körper bringt einen an die Startlinie, aber der Kopf sorgt dafür, dass man die Ziellinie überquert. Manche denken, so ein Rennen ist wie eine Art Automat: Oben schüttet man Training rein, drückt auf ’nen Knopf und unten kommt ein Sieg raus. Aber das ist überhaupt nicht so. Vielmehr geht mit dem Rennen das Ganze erst richtig los.

Das heißt?

Kienle: Viele Athleten gehen regelrecht erleichtert an die Startlinie, weil sie wissen, dass das Training vorbei ist und sie alles Menschenmögliche getan haben, um topfit zu sein. Aber dann haben sie im Wettkampf plötzlich nichts mehr zuzusetzen. Was oft den Unterschied macht: Es gibt Athleten, die sind 100 Prozent körperlich vorbereitet, aber nur 90 Prozent mental. Auf die würde ich nie setzen, auch wenn sie noch so gut sind. Ich habe so oft gesehen, dass ein Athlet, der körperlich vielleicht nicht ganz perfekt vorbereitet war, gewonnen hat, weil er mental bei 101 Prozent war.

Wie trainiert man den Geist?

Kienle: Ich habe schon im Training immer versucht, nicht nur meinen Körper zu trainieren, sondern auch meine mentale Seite. Das lief so ab, dass ich mir immer wieder Situationen vorgestellt habe, in denen ich mental ans Limit musste. Außerdem habe ich meine Rennen im Nachhinein meist genau analysiert, gerade wenn sie nicht so gut waren. Viele Athleten sagen, man muss ein schlechtes Rennen abhaken. Das stimmt. Mann muss aber auch aus seinen Fehlern lernen. Und dazu gehört, sich zu hinterfragen. Also: Warum ist das Rennen schlecht gelaufen? Wann haben die negativen Gedanken angefangen, die während der acht Stunden garantiert irgendwann kommen, und warum habe ich sie nicht wieder vertreiben können? Es sind die Antworten auf diese Fragen, die helfen, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Ihr erstes Langstrecken-Rennen absolvierten Sie 2010 in Roth. Mit der für einen Neuling schnellsten Zeit von 7:59:06 Stunden wurden Sie auf Anhieb Zweiter. War ab dem Moment klar, dass nur noch der Hawaii-Sieg das Ziel sein kann oder gar sein muss?

Kienle: Das Ziel gab es schon früher. Aber ab da konnte man es auch nach außen kommunizieren, ohne als größenwahnsinnig abgestempelt zu werden.

Wie sehr hat Sie dieses Ziel, also der Hawaii-Sieg, angetrieben?

Kienle: Das Wissen, Hawaii prinzipiell gewinnen zu können, ist natürlich schön. Auf der anderen Seite ist es aber auch Last. Wenn man dann wie ich erst Vierter (2012) sowie ein Jahr später Dritter wird, denkt man schon mal: Jetzt wird’s aber Zeit. Und das erzeugt natürlich Druck.

Wie sehr geht es gerade unter den Top-Athleten letztendlich darum, wer am besten mit den Tiefpunkten umgeht?

Kienle: Das ist eine absolute Schlüsselqualifikation: Mit Notsituationen umgehen zu können, egal welcher Art. Irgendwelche Probleme gibt es während so eines Rennens schließlich immer. Man darf sie nur nicht groß werden lassen.

Wie sehr macht einen das automatisch zum Grenzgänger?

Kienle: Das ist das, worum es am Ende geht. Das ganze Rennen ist im Prinzip die Vorbereitung auf den Moment, in dem man seine persönliche Grenze erreicht und überwindet. Die ganze Befriedigung, auch jener, die nach 12 oder 13 Stunden ins Ziel kommen, speist sich aus diesem Moment.

Wie sehr hat der Sieg auf Hawaii 2014 Ihr Leben verändert?

Kienle: Ein Sieg auf Hawaii ist wie ein Olympiasieg – der bleibt für immer. Egal wo ich vorgestellt werde, werde ich als Hawaii-Sieger vorgestellt. Das hat mir Türen geöffnet. Durch den Hawaii-Sieg konnte ich mein Leben so frei führen, wie ich mir das immer vorgestellt habe.

Wie froh sind Sie, in Ihrer Karriere nie unter Dopingverdacht geraten zu sein?

Kienle: Naja, unter Verdacht steht man als Profitriathlet eigentlich immer. Das ist ähnlich wie bei den Radfahrern. Ich kreide das auch gar nicht denen an, die uns verdächtigen, sondern den Athleten, die dafür gesorgt haben, dass jede gute sportliche Leistung fast schon unter Dopingverdacht stehen muss. Was für uns Sportler das große Problem ist, ist die Beweislastumkehr. Das heißt: Du kannst verdächtigt werden – und hast keine Möglichkeit zu beweisen, dass du sauber bist. Ich war in Summe einer der meist getesteten Athleten in Deutschland – und doch wird es wahrscheinlich Menschen geben, die meiner Leistung misstrauen. Es gibt mittlerweile ja auch genügend Fälle, die nie positiv getestet wurden und später doch als Doper überführt worden sind.

Wann haben Sie erstmals ans Aufhören gedacht?

Kienle: Die Frage, ob ich an der ganzen Sache noch Spaß habe, habe ich mir immer mal wieder gestellt. Fest gereift ist der Entschluss dann aber während Covid Mitte 2020. Ab da war mir eigentlich klar: Jetzt gibts noch ‘nen finalen Push und dann werde ich mich verabschieden. Corona war für mich richtig hart, weil ich das Gefühl hatte, dass es mir die zwei besten Jahre meiner Kariere genommen hat. Als dann klar war, dass wir Eltern werden, hat das auch nochmal einiges verändert.

Wie geh es weiter?

Kienle: Ich werde zwar keine Triathlon-Wettkämpfe mehr bestreiten, aber dafür wird man mich hin und wieder bei Gravel-Rennen sehen, also Offroad-Radrennen, und bei Hyrox-Wettbewerben, das ist Laufen gemischt mit Kraftübungen, so wie früher auf dem Trimm-Dich-Pfad. Und dann gibt es noch die Business-Seite. Da bin ich an dem Coachingunternehmen von meinem ehemaligen Trainer Philipp Seipp beteiligt und mache zusammen mit Niklas Bock Podcasts und Sportconsulting. Außerdem möchte ich meine Trainerausbildung machen und eine Schwimmgruppe für Kinder und Jugendliche coachen.

Was nehmen Sie nach knapp 15 Jahren in der Ironman-Weltspitze mit?

Kienle: Vor allem viele wahnsinnig schöne Erinnerungen und Bekanntschaften, die für immer bleiben werden und für die ich sehr dankbar bin.
TriVet ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 30.12.2023, 12:06   #91
DocTom
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anderes Interview hier in der Lokalzeitung:..
klasse Interview, sehr sympatisch kommt er rüber und sehr bodenständig.
Gute Zukunft der Familie Kienle
Thomas
__________________
„Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.„

Albert Einstein (1879 – 1955)
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