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Heute wissen wir, es kam anders als uns damals von den Schwarzsehern vorhergesagt wurde. Die Zahlen stiegen nicht weiter exponentiell, die Intensivstationen liefen nicht über. Beide Indikatoren sinken aktuell. Ob wir wirklich im Juni die Inzidenz 50 haben, wie auf einmal von Herrn Lauterbach kommuniziert (dessen Jünger so einen Meinungsschwenk ja scheinbar unbeeindruckt wegstecken), ...
Du bist ein wenig in deiner Informationsblase gefangen:
Es war jedem Experten Anfang des Jahres klar, dass die Impfungen (sobald sie mal in der Breite verfügbar sein würden) ein GameChanger in der Pandemie werden, sofern keine Mutanten, gegen die die aktuellen Impfungen nicht mehr wirken, auftreten würden.
Dass wir uns aber auf dem Weg in den Sommer und beim Umgang mit der dritten Welle im Gegensatz zur ersten Welle nicht mit Ruhm bekleckert haben, viele vermeidbare schwere Verläufe und Covid-19-Toten in Kauf genommen haben und insbesondere unser Bildungssystem auch jetzt noch -im Mai- einen hohen Preis für die gewählte Hochinzidenzstrategie zahlen müssen, sollte aber auch noch klar sein.
Meine Frau führt eine Kombiklasse (3/4) und die Drittklässler hatten seit Dezember gerade mal 5 Wochen Wechselunterricht, das heißt sie haben in viereinhalb Monaten an gerade mal 12 Tagen ihre Lehrerin und Mitschüler live gesehen. Auch in der nächsten Woche bleibt es beim Distanzunterricht, weil unser Landkreis nach wie vor über der Inzidenz von 165 liegt.
Es ist also eine Sache optimistisch für die Zukunft zu sein (und das ist sicher, wie von Lauterbach schon im Januar vorhergesagt zu einem gewissen Grad berechtigt), aber man sollte sich auch bewusst sein, welchen Preis wir für den von uns eingeschlagenen Weg bezahlt haben (und immer noch bezahlen).
(Gelegentlich höre ich übrigens auch bei Kekule rein und es ist richtig, dass er in der Regel durchaus vernünftige und auch wissenschaftsbasierte Einschätzungen der aktuellen Situation bringt. Insofern unterscheidet er sich nicht groß von anderen Experten und schließlich gibt es auch einen wissenschaftlichen Konsens. Kekule hat auch ein unbestreitbares Talent, komplexe Zusammenhänge in einfachen Worten verständlich zu erklären. Daher ist sein Podcast deutlich einfacher nebenbei zu hören als zum Beispiel Drostens Podcast, bei dem man sich oft sehr konzentrieren muss, um nicht den Faden zu verlieren. Was mich aber immer wieder bei Kekule stört, ist sein ausgeprägter Hang zum Narzissmus: fast in jeder Folge kommt eine Phrase wie " das habe ich schon vor Monaten vorhergesagt" "Hätte man damals auf mich gehört" usw. Das macht das Zuhören dann wieder anstrengend. Drosten macht im Gegensatz dazu stets deutlich, wo sein Expertentum anfängt und wo es aufhört und wenn er z.B. über Modellierungen, Gesundheitspolitik, Impfstoffforschung spricht, macht Drosten stets unmissverständlich klar, dass dies nicht sein Fachgebiet ist und er hier auch nur über begründetes Halbwissen verfügt, während Kekule dagegen stets versucht den Eindruck zu erwecken, dass er quasi für alles, was im Zusammenhang mit der Pandemie bedeutsam ist, absoluter Experte ist. )
Es ist also eine Sache optimistisch für die Zukunft zu sein (und das ist sicher, wie von Lauterbach schon im Januar vorhergesagt zu einem gewissen Grad berechtigt), aber man sollte sich auch bewusst sein, welchen Preis wir für den von uns eingeschlagenen Weg bezahlt haben (und immer noch bezahlen)....
Heute höre ich in den Hauptnachrichten von über 20.000 Neuinfektionen und von über 300 Toten in Verbindung mit Corona. Gleich danach wird von Öffnungen geredet und von möglichen Urlaubszielen im Sommer. Im Winter waren das noch Horrorzahlen, die allerhand Einschränkungen zur Folge hatten. Irgendwie hat sich gerade komplett der Wind gedreht. Nicht mal 10% der Bevölkerung ist komplett durchgeimpft.
Ich hoffe, dass dies gut geht und es im Herbst kein böses Erwachen gibt, wenn alle aus ihren Urlaubsorten zurück sind. Andere Länder haben schlechte Erfahrungen mit Öffnungen für Urlaubsreisen gemacht. Ich ändere bis Herbst erst mal an meinem Verhalten nichts. Erst wenn im Herbst und Winter die Zahlen stabil unten bleiben, bin ich überzeugt.
(...)Ich ändere bis Herbst erst mal an meinem Verhalten nichts. Erst wenn im Herbst und Winter die Zahlen stabil unten bleiben, bin ich überzeugt.
Sehr lobenswert
Hat auch IMHO nichts mit Schwarzmalerei zu tun.
Ich denke bloß, dass die Zahl derer die es ebenso tun mehr als überschaubar sein wird und es einen unglaublichen Run geben wird auf offene Biergärten, Fußballstadien in denen teilweise Zuschauer*innen zugelassen sind, Konzerte, usw.
So kann nur jemand schreiben, der mit Sicherheit nicht die beeindruckende und auch hier schon mehrfach erwähnte Serie Charité intensiv gesehen hat. Aber vielleicht waren das dort auch alles Schauspieler...
Die haben wenigstens nen Job und soziale Kontakte!
Alters- und Pflegeheime die man erst durch Impfungen sichern konnte. Schüler die seit 5 Monaten isoliert sind...
Ich sehe nicht wie ich populistischen und/oder erstarrten Politikern, die außer Lockdown und Lockerungsmaßnahmen, keine Konzepte ausarbeiten und testen verzeihen kann.
Heute höre ich in den Hauptnachrichten von über 20.000 Neuinfektionen und von über 300 Toten in Verbindung mit Corona. Gleich danach wird von Öffnungen geredet und von möglichen Urlaubszielen im Sommer. Im Winter waren das noch Horrorzahlen, die allerhand Einschränkungen zur Folge hatten. Irgendwie hat sich gerade komplett der Wind gedreht.
Es ist ein Unterschied, ob man 20.000 tägliche Neuinfektionen mit stark steigender oder deutlich fallender Tendenz hat.
Bei stabil fallender Tendenz wird man sich überlegen müssen, wann und wie man bestimmte Maßnahmen und Beschränkungen zurücknehmen kann. Andernfalls setzt sich die Politik der Kritik aus, man würde nicht vorausplanen sondern nur "auf Sicht fahren" – ein von Dir häufig geäußerter Vorwurf.
Es ist ein Unterschied, ob man 20.000 tägliche Neuinfektionen mit stark steigender oder deutlich fallender Tendenz hat.
Bei stabil fallender Tendenz wird man sich überlegen müssen, wann und wie man bestimmte Maßnahmen und Beschränkungen zurücknehmen kann. Andernfalls setzt sich die Politik der Kritik aus, man würde nicht vorausplanen sondern nur "auf Sicht fahren" – ein von Dir häufig geäußerter Vorwurf.
Ich fürchte, wir werden nicht das Problem haben, dass es zu wenig / zu späte Lockerungen geben wird.
Einige kommen ja automatisch bei Unterschreiten gewisser Grenzwerte (165/100).
Daneben gibt es schon die Lockerungen für Geimpfte/Genesene.
Dann wird bald jeder wieder mit "Modellprojekten" anfangen usw.
So dürfte es schwierig werden, die sinkende Tendenz unter 100 aufrecht zu erhalten ...
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AfD-Verbot jetzt - und die "Werteunion" am besten gleich mit!
Russland ist ein Terrorstaat.
Unite behind the science!
Fahrrad for future!
Es ist ein Unterschied, ob man 20.000 tägliche Neuinfektionen mit stark steigender oder deutlich fallender Tendenz hat.
Bei stabil fallender Tendenz wird man sich überlegen müssen, wann und wie man bestimmte Maßnahmen und Beschränkungen zurücknehmen kann. Andernfalls setzt sich die Politik der Kritik aus, man würde nicht vorausplanen sondern nur "auf Sicht fahren" – ein von Dir häufig geäußerter Vorwurf.
Also mein Vorwurf bzgl. dem "auf Sicht fahren" hat sich mittlerweile erledigt, da dies in eine größere Strategie eingebettet ist. Man hat jetzt bundesweite Gesetze, die automatisch greifen und vermutlich bald mehr Impfstoffe, als man verimpfen kann. Den Vorwurf brachte ich nur an, weil ich dachte, dies sei die einzige Strategie.
Skeptisch bin ich eher, ob die Sache in den folgenden Sommerwochen mit Lockerungen, Öffnungen und Reisetätigkeiten nicht aus dem Ruder läuft und wir im Herbst eine 4. Welle haben. Der Biontech-Chef sprach kürzlich auch von einer baldigen 3. Impfung als nötige Auffrischung für bereits Durchgeimpfte. Ganz davon abgesehen wird man vermutlich möglichst große Teile der Weltbevölkerung impfen müssen. Deshalb habe ich für mich beschlossen, einfach weiterhin vorsichtig zu sein.
Du bist ein wenig in deiner Informationsblase gefangen:
Tweet von Karl Lauterbach am 12.1.2021:
Es war jedem Experten Anfang des Jahres klar, dass die Impfungen (sobald sie mal in der Breite verfügbar sein würden) ein GameChanger in der Pandemie werden, sofern keine Mutanten, gegen die die aktuellen Impfungen nicht mehr wirken, auftreten würden.
Dass wir uns aber auf dem Weg in den Sommer und beim Umgang mit der dritten Welle im Gegensatz zur ersten Welle nicht mit Ruhm bekleckert haben, viele vermeidbare schwere Verläufe und Covid-19-Toten in Kauf genommen haben und insbesondere unser Bildungssystem auch jetzt noch -im Mai- einen hohen Preis für die gewählte Hochinzidenzstrategie zahlen müssen, sollte aber auch noch klar sein.
Meine Frau führt eine Kombiklasse (3/4) und die Drittklässler hatten seit Dezember gerade mal 5 Wochen Wechselunterricht, das heißt sie haben in viereinhalb Monaten an gerade mal 12 Tagen ihre Lehrerin und Mitschüler live gesehen. Auch in der nächsten Woche bleibt es beim Distanzunterricht, weil unser Landkreis nach wie vor über der Inzidenz von 165 liegt.
Es ist also eine Sache optimistisch für die Zukunft zu sein (und das ist sicher, wie von Lauterbach schon im Januar vorhergesagt zu einem gewissen Grad berechtigt), aber man sollte sich auch bewusst sein, welchen Preis wir für den von uns eingeschlagenen Weg bezahlt haben (und immer noch bezahlen).
(Gelegentlich höre ich übrigens auch bei Kekule rein und es ist richtig, dass er in der Regel durchaus vernünftige und auch wissenschaftsbasierte Einschätzungen der aktuellen Situation bringt. Insofern unterscheidet er sich nicht groß von anderen Experten und schließlich gibt es auch einen wissenschaftlichen Konsens. Kekule hat auch ein unbestreitbares Talent, komplexe Zusammenhänge in einfachen Worten verständlich zu erklären. Daher ist sein Podcast deutlich einfacher nebenbei zu hören als zum Beispiel Drostens Podcast, bei dem man sich oft sehr konzentrieren muss, um nicht den Faden zu verlieren. Was mich aber immer wieder bei Kekule stört, ist sein ausgeprägter Hang zum Narzissmus: fast in jeder Folge kommt eine Phrase wie " das habe ich schon vor Monaten vorhergesagt" "Hätte man damals auf mich gehört" usw. Das macht das Zuhören dann wieder anstrengend. Drosten macht im Gegensatz dazu stets deutlich, wo sein Expertentum anfängt und wo es aufhört und wenn er z.B. über Modellierungen, Gesundheitspolitik, Impfstoffforschung spricht, macht Drosten stets unmissverständlich klar, dass dies nicht sein Fachgebiet ist und er hier auch nur über begründetes Halbwissen verfügt, während Kekule dagegen stets versucht den Eindruck zu erwecken, dass er quasi für alles, was im Zusammenhang mit der Pandemie bedeutsam ist, absoluter Experte ist. )
Mir ging es in meinem Post eher um die jüngere Vergangenheit.
Hier die Nachricht vom 13.4.:
"Die jetzige Regelung wird nicht ausreichen, um die großen Ausbrüche in den Griff zu bekommen, die wir angesichts der Corona-Mutationen zu erwarten haben.“ Eine Testpflicht stehe in den Unternehmen ohnehin viel zu lange aus. „Da stand der Lobbyismus sicherlich im Vordergrund.“
Da ging es um die beschlossene Notbremse. Nur 3 Wochen später, und unter komplett gleichen Maßgaben, auf einmal eine komplett andere Bewertung der Situation (50er Inzidenz im Juni). Und auch hier bin ich skeptisch, durch das aktuelle Öffnen werden wir auf die Dauer sicher über 100 bleiben.
Bzgl. Kekule und seiner Selbsteinschätzung gebe ich Dir recht. Aber meist hat er halt rückblickend in der Vergangenheit wirklich Dinge so bewertet und eingeordnet, wie sie dann eingetreten sind. Ich stelle mir das als Wissenschaftler auch deprimiert vor, wenn man nicht erhört wird. Warum ich den Podcadt gut finde liegt vor allem daran, dass er nicht nur virologisch (am besten alle Kontakte verbieten) sondern auch epidemielogisch (was ist den Menschen vermittelbar und wo steigen diese aus) einordnet.