Nach zwei Stunden hat dein Wissen schon Lücken.
Du schriebst u. a. "Es ist auch hier in Deutschland schon vorgekommen dass das Flüchtlingsheim angezündet wurde um einen Umzug zu erzwingen."
Und das ist dann warum genau unser Problem?
Willst du alle armen der Welt mit einer beschissenen Regierung aufnehmen?
Eine aktuell letzte Frage, wo doch gerade so schön Klischees bedient werden und arme Menschen mit einer beschissenen Regierung so kurz vor dem 3. Oktober (30. Jahrestag) auch ganz gut passen:
Von "Hilfe vor Ort" zu schreiben ist einfach. Die praktische Umsetzung ist in einigen der Herkunftsländern praktisch unmöglich.
Das Herkunftsland einer mir seit langer Zeit sehr nahe stehenden Person ist politisch im Endzustand einer Demokratie, völlig korrupt und in weiten Teilen verarmt. In vielen Gesprächen ist mir die gut gemeinte Rat von meinen deutschen Gesprächspartnern, "man müsse vor Ort etwas tun", daher sehr geläufig. Nun ist es so, dass der größte Teil der Bevölkerung völlig mittellos und verarmt ist. Dann gibt es eine sehr dünne Mittelschicht (= Haus aus Stein, Kinder gehen zur Schule, Eltern arbeiten regulär) und eine recht gut besetzte Oberschicht mit einem Standard, wie es in Europa selten ist (z.T. mehrere Pools, klimatisierte Garage, Autos usw). Diese Oberschicht arbeitet schon mal mit Politikern zusammen oder sind gleich mal Politiker. Jedenfalls sind es Profiteure des Systems, oft mit guten Geschäftsbeziehung in die USA, Kanada oder Europa.
Da ich das nun seit mehr als 2 Jahrzehnten beobachte und keinerlei Verbesserung feststelle, kann ich letztendlich nur jedem aus der Mittelschicht gratulieren, der eben nicht zur elitären Oberschicht gehört und den Weg ins Weite sucht. Denn von einem gangbaren Weg aus dem Dilemma habe ich noch nicht gehört. Nicht wenige Einheimische finden sogar, dass die aktuelle Hilfsmethoden von NGOs das System sogar einzementieren.
Da ich das nun seit mehr als 2 Jahrzehnten beobachte und keinerlei Verbesserung feststelle, kann ich letztendlich nur jedem aus der Mittelschicht gratulieren, der eben nicht zur elitären Oberschicht gehört und den Weg ins Weite sucht. Denn von einem gangbaren Weg aus dem Dilemma habe ich noch nicht gehört.
Persönlich für jeden einzelnen kann man gratulieren. Extrapoliert auf die gesamte Mittelschicht bzw. alle Länder mit solchen Zuständen ist es aber auch keine realistische Lösung, oder? Vom zunehmenden Schaden für die jeweiligen Länder ganz zu schweigen (u.a. Stichwort Braindrain).
Zitat:
Zitat von keko#
Nicht wenige Einheimische finden sogar, dass die aktuelle Hilfsmethoden von NGOs das System sogar einzementieren.
NGOs und Entwicklungshilfe sind in dieser Hinsicht häufig in der (wohl berechtigten) Kritik. Vielleicht sollten wir uns etwas mehr damit abfinden, daß nicht in allen Ländern und Gesellschaften die gleichen Bedingungen herzustellen sind, und daß gesellschaftlich/politische Entwicklungen nicht mit der Brechstange und im Eiltempo herbeizuführen sind (zumindest nicht ohne große Kollateralschäden). So wie es vor Jahrhunderten falsch war, das Christentum den "armen Heiden" als Erlösung zu bringen, ist es heute genauso falsch, unser Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell allen als "heilsbringend" anzupreisen. Was nicht heißen muß, daß wir unsere Modelle nicht für besser oder überlegen halten - nur müssen und können wir nicht auf der ganzen Welt Glück und Wohlstand sichern.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
....... Vielleicht sollten wir uns etwas mehr damit abfinden, daß nicht in allen Ländern und Gesellschaften die gleichen Bedingungen herzustellen sind, und daß gesellschaftlich/politische Entwicklungen nicht mit der Brechstange und im Eiltempo herbeizuführen sind .......
das ist absolut richtig, hat aber zur konsequenz, dass sich dann dort leute auf den weg hierher machen, die JETZT auch in einem wohlstand leben wollen, den sie über social media mitbekommen und den sie bei sich zu hause nicht finden.
eine leichte lösung für dieses problem habe ich aber auch nicht.
Persönlich für jeden einzelnen kann man gratulieren. Extrapoliert auf die gesamte Mittelschicht bzw. alle Länder mit solchen Zuständen ist es aber auch keine realistische Lösung, oder? Vom zunehmenden Schaden für die jeweiligen Länder ganz zu schweigen (u.a. Stichwort Braindrain).
Tja, da sagst du was.... Die halbwegs Ausgebildeten verlassen das Land. Zurück bleiben die, die nicht weg können und die, die von dem Ganzen profitieren. Ein ewiger Kreislauf...die eigentlich tragende Mittelschicht ist hauchdünn.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
NGOs und Entwicklungshilfe sind in dieser Hinsicht häufig in der (wohl berechtigten) Kritik. Vielleicht sollten wir uns etwas mehr damit abfinden, daß nicht in allen Ländern und Gesellschaften die gleichen Bedingungen herzustellen sind, und daß gesellschaftlich/politische Entwicklungen nicht mit der Brechstange und im Eiltempo herbeizuführen sind (zumindest nicht ohne große Kollateralschäden). So wie es vor Jahrhunderten falsch war, das Christentum den "armen Heiden" als Erlösung zu bringen, ist es heute genauso falsch, unser Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell allen als "heilsbringend" anzupreisen. Was nicht heißen muß, daß wir unsere Modelle nicht für besser oder überlegen halten - nur müssen und können wir nicht auf der ganzen Welt Glück und Wohlstand sichern.
Im Herkunftsland meiner lieben Frau wurden die Maßnahmen der UNO wahrgenommene als "Aus dem Weg! Ich weiß es besser!". Statt die dortige, eigene Regierung handlungsfähig zu machen, zieht man sein Ding durch. Man baut Schulen und präsentiert sie und sich in den Medien. In der folgenden Nacht gehen die Leute rein und klauen alles weg. Und die Regierung schaut zu.
"Statt die dortige, eigene Regierung handlungsfähig zu machen......"
In manchen Ländern sind die Regierenden diejenigen, die mit der aktuellen Situation sehr gut leben können. Gelegentlich liest man ja was über das Vermögen der Nichte/des Bruders/der Ehefrau des afrikanischen Diktators XY. Aber das halbe Volk verhungert.....
Vorgestern wurde erst darüber berichtet, dass 2050 1 Mrd. Menschen nicht mehr dort leben können, wo sie jetzt leben. Was würde unsereins an deren Stelle denn machen? Darauf warten, bis wir verhungert/verdurstet sind? Ich nicht.