Kalt, regen, dunkel.
Was ein toller Start in die zweite Woche der Off-Season und höchste Zeit mal ein paar Worte über das Rennen zu verlieren.
Über den Urlaub kommt dann wahrscheinlich auch noch was und Bilder, ich sollte die Bilder nicht vergessen.
Jetzt erstmal eins nach dem anderen, aber Achtung, der Bericht hat überlänge.
Das Wettkampfwochenende hat schon relativ früh begonnen.
Am Freitag ging es als einer der Ersten zum abholen der Startunterlagen. Nachdem das Ganze erledigt war noch kurz das Laufrad mit dem neuen Mantel abgeholt und schon gings wieder in Richtung Ferienwohnung.
Am Freitag wurde dann nochmal ausgeschlafen. Im Anschluss ging es an den Strand und es wurde nochmal ein paar Meter geschwommen, Mittag dann die obligatorische halbe Stunde aufs Rad und am Nachmittag nochmal ein paar Meter in den Laufschuhen drauflegen.
Einchecken und wieder raus aus der Stadt. OK, ganz ohne kurz quatschen ging es (leider) auch diesmal nicht.
Zum Abendessen waren wir in Marciana Marina, also abseits vom Triathlontrubel. Dort gab es lecker Pizza und noch 2 Bierchen.
Nach einer äußerst unruhigen Nacht klingelte am Sonntag um 4:30 Uhr der Wecker, danach alles Standard.
- Kaffeekochen
- Griesbrei
- Brotzeit vorbereiten
- Sachen checken und einpacken
- Abmarsch
Geparkt haben wir wieder auf dem Parkplatz des Conad, direkt neben der Wechselzone. Meiner Meinung nach der perfekte Ausgangspunkt für das Rennen. Also Musik in die Ohren und mit Scheuklappen nochmal alles präparieren. Im Anschluss Riegel, trinken, 15 Minuten durch die Gegend traben, letzte Vorbereitungen, auf dem Weg zum Strand den Neo anziehen, Gel, trinken, der normale Wahnsinn halt. Danach noch ein kurzes Einschwimmen und gut ists gewesen.
Den Start hab ich dann glatt mal gleich mal versemmelt, bin aber trotzdem ganz gut weggekommen und bis zur ersten Boje sind wir an der Spitze einer kleinen Gruppe zu zweit nebeneinander geschwommen. Nachdem mein Nebenschwimmer kurz vor der Boje zu einem kleinen Zwischensprint angesetzt hatte, hab ich mich an die Beine geheftet und bin da erstmal bis zum Ende der ersten Runde mitgeschwommen.
Als 3. ging es mit ein paar Sekunden Rückstand auf den Führenden in die zweite Runde. Die verlief relativ unspektakulär und somit bin ich relativ frisch als 3. aus dem Wasser gestiegen.
In der Wechselzone haben die beiden Italiener dann ein Bisschen getrödelt und somit bin ich direkt hinter dem Führungsfahrzeug auf die Radstrecke gegangen.
Ein Traum, jetzt mussten die anderen erstmal reagieren.
Die erste Runde bin ich dann auch ein Bisschen offensiv angegangen, um Druck aufzubauen und in der Hoffnung, dass ich mich nicht doch komplett abschieße. Hinter dem Führungsmotorrad verlief die Fahrt auch nahezu problemlos. Ein paar Autofahrer waren um die Uhrzeit noch etwas unaufmerksam, dank Hupe ging das aber alles ganz gut und ich konnte ziemlich gut die Ideallinie fahren.
Als führender durch Marina di Campo zu fahren ist immer mit Gänsehaut verbunden. Die Stimmung ist einfach nur grandios und das zweite Mal von San Ilario runter konnte ich das erste Mal abschätzen wie die Abstände waren. Etwas knapper als im Vorjahr, aber alles im grünen Bereich. Läuft also.
Nach der Hälfte der zweiten Runde kam die erste kleine Vorwarnung eines Hungerastes. Ein leichtes Ziehen in der Bauchgegend ist nie ein gutes Zeichen. Also Iso und einen halben Riegel und schauen ob noch ein Gel hinterhergeschoben werden muss. Zum Glück nicht, läuft soweit.
Das zweite Mal durch Marina di Campo, wieder als führender, wieder Gänsehaut, geil.
Rauf nach San Ilario wurde es dann schon etwas zäher und wieder ein leichtes Ziehen im Bauch, also Gel und Iso. Hat auch gereicht, das ganze Prozedere dann nochmal kurz vor Marciana, da wurde mir dann klar, dass das Laufen an dem Tag ein hartes Stück Arbeit werden könnte.
Nun gut, den Gedanken erstmal wieder verdrängt und den Rest der Radrunde noch durchgezogen und vor allem auf eine ordentliche Verpflegung geachtet.
Wieder Marina di Campo, wieder in Führung, vom Rad runter, Megagänsehaut – und zerstörte Beine – Geil, aber irgendwie auch nicht so.
Nach dem Wechsel also erstmal losgelaufen und geschaut wie es sich so anläuft. Eigentlich ganz gut. Bei Kilometer 4,5 gabs dann die ersten Zwischenstände. 1,5 Minuten war der Vorsprung nach dem Radfahren, sooo spannend wollte ich es jetzt nicht unbedingt machen. Trotzdem hab ich versucht den Lauf „smart“ anzugehen und bin kurz vor Kilometer 6 schon das erste Mal durch die Verpflegung gegangen und ordentlich aufzufüllen und zumindest erst so spät wie möglich komplett leer zu werden.
Kurz darauf gab es dann einen ersten Blick in die Augen des Verfolgers. Danach war ich wieder etwas entspannter. Nach dem ersten Drittel waren es dann 8 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, allerdings machte dahinter einer mächtig Druck und rückte mir ordentlich auf die Pelle.
Nach einem kurzen Besuch auf dem Dixie in der dritten Runde lief es bei mir wieder etwas besser, an der Taktik bei 2 von 4 Verpflegungsstellen zu gehen hielt ich allerdings eisern fest. Alles andere hätte in einer Katastrophe geendet.
Anscheinend war ich zwischen den Verpflegungsstellen aber auch nicht sooo langsam unterwegs und so schmolz der Vorsprung nur um ein paar Sekunden pro Kilometer. Trotzdem konnte ich nicht viel machen außer Runde für Runde, Kilometer für Kilometer, Schritt für Schritt hoffen, dass ich den größeren Dickkopf von uns beiden hab. Anhand der Wendepunkte sah man sich 3x pro Runde und so musste das Pokerface auch entsprechend oft aufgesetzt werden.
Bei Kilometer 30 waren es etwa 5 Minuten und gefühlt hat es an der Strecke niemand mehr kaltgelassen. Italiener, Schweizer, Deutsche, alle waren am Ausflippen.
Das vorletzte Mal an der Eigenverpflegung hab ich mir noch meine vorbereiteten 0,5 l Cola geschnappt und damit ging es dann auf die letzten 10 Kilometer. Einmal noch am Ziel vorbei zum ersten Wendepunkt. Dort ist der Vorsprung tatsächlich größer geworden man hat das erste Mal das Pokerface gelockert und sich abgeklatscht. Bei Kilometer 3 der nächste Wendepunkt, da wusste ich, dass das Ding durch ist und ich doch den längeren Atem und mit den vielen Gehpausen in den Verpflegungen doch auch, wenn nicht die schnellste, dann für den Tag die richtige Taktik hatte.
Noch musste ich aber auch die restlichen 3 Kilometer ins Ziel kommen. Irgendwie hab ich das dann auch geschafft.
Zielbanner, Konfettikanone, Handtuch, Boden, hinlegen, Over and Out.
Was ein Tag, danke Elba, danke Marina di Campo, danke Elbaman.
Im Anschluss gabs noch ein Interview und das Versprechen im kommenden Jahr auf Italienisch antworten zu können (zumindest ein Bisschen) und dann erstmal zur Dopingkontrolle.
Dort trafen sich dann die Top4 und man konnte sich gratulieren.
Nach knapp 2 Stunden war das auch gegessen und es ging erstmal auschecken und danach heim, der Hund war durch, die Freundin war durch und ich sowieso.
Nach der Dusche ging es nochmal zurück an die Promenade und es gab Bier, Burger und Pommes.
Den Zieleinlauf der letzten hab ich leider wieder nicht mitbekommen, um halb 10 ging es heim und um halb 11 war ich im Bett. Wirklich viel geschlafen hatte ich nicht, egal wie rum ich mich gedreht hab, überall schmerzen.
Am Montag in der Früh gabs erstmal Frühstück in der Lieblingskneipe am Hafen und danach ging es zur Siegerehrung.
Ich war zum Glück nicht der Einzige, der etwas unrund unterwegs war. :D
War ich letztes Jahr auch nach dem Rennen noch ein klein wenig inkognito unterwegs, hat sich das in diesem Jahr etwas geändert. Fotos, Interview, kurze, nette Gespräche, irgendwie macht das alles spaß, gehört dazu und es war auch nicht unbedingt unverdient. Trotzdem war ich froh, dass im Laufe des Montags wieder etwas Ruhe in Marina di Campo eingekehrt ist und wir noch eine schöne Woche Urlaub im Anschluss hatten.
Mehr dazu dann, wie oben schon geschrieben, ein anderes Mal. 😉