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Zitat von Stefan
Ich wollte Dir nicht widersprechen oder eine Diskussion anfachen. Ich wollte nur aufzeigen, dass Mertens mitbekommt, was sonstwo auf der Welt passiert (wovon Du wahrscheinlich auch ausgegangen bist).
Wie verwertbar und gute welche Daten sind, kann ich nicht beurteilen.
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Ich bin auch der Meinung, dass Herr Mertens seinen Blick viel zu sehr verengt, auf publizierte Studien, die einen klassischen Peer-Review-Prozess durchlaufen haben und damit dem gewachsenen Forschungstempo in der aktuellen Pandemie leider nicht ansatzweise gerecht wird.
Er ist so sozialisiert worden und hat damit Karriere gemacht (und diese Haltung war in der Vergangenheit ohne die Herausforderung einer Pandemie auch O.K.), aber
das aktuelle Forschungstempo im Zusammenhang mit Covid-19 lässt sich mit dem in der Vergangenheit erlernten langsamen und besonnenem Umgang mit den rasch anwachsenden informationen nur unzureichend abbilden.
Drosten verkörpert für mich den Typus des modernen Wissenschaftlers, der laufend die Vorveröffentlichungen renommierter Forschungsgruppen und Public-Health-Institutionen (mit gebührender Distanz und Skepsis) sichtet und versucht einzuordnen (ohne dabei vorschnell jedem neuen Trend gleich hinterherzulaufen).
Mertens ist in erster Linie bemüht, keine Fehler zu begehen und klammert daher aktuelle Erkenntnisse, die noch nicht mehrfach begutachtet und publiziert wurden aus seinem Informationsprozess komplett aus. Gerade dadurch, dass man zwanghaft versucht, Fehler zu vermeiden, macht man aber auch Fehler, weil man aktuelle neue Erkenntnisse zu spät in den eigenen Empfehlungen berücksichtigt und damit wertvolle Zeit verliert. Außerhalb einer Pandemie spielt das Tempo, in dem Empfehlungen aktualisiert werden keine große Rolle und ein Zeitraum von zwei oder drei Monaten ist wenig.
In einer Pandemie in der täglich mehrere hundert Menschen sterben können mehrere Monate Verzögerung bis zur Neufassung von Impfempfehlungen fast eine Ewigkeit sein.
Der Stiko haben wir es zu verdanken, dass in Deutschland anfangs das Intervall zwischen Erst- und Zweitimpfung viel zu starr gehandhabt worden war, während England von Anfang an darauf setzte möglichst vielen Menschen eine lebensrettende Erstimpfung zu verabreichen, mit der schwere Verläufe bereits massiv unwahrscheinlich gemacht werden konnte.
Die Stiko unter Herrn Mertens ist auch maßgeblich schuld daran, dass Astra-Zeneca einen derart schlechten Ruf in der deutschen Bevölkerung hat,
denn viel zu sehr wurden wiederholt von der Stiko die Mängel der Zulassungsstudie, in der die Datenqualität für ältere Menschen suboptimal war, hervorgehoben. Selbst zu einem Zeitpunkt, als die realen Daten aus UK längst nachwiesen, dass Astra--Zeneca gerade für ältere Menschen ein überragend guter Impfstoff mit besseren Daten als Biontech (Verhinderung schwerer Verläufe nach Erstimpfung) darstellt. UK hatte AZ von Anfang an (also ab Dezember 2020) auch für ältere Patienten frei gegeben und lag damit rückblickend betrachtet goldrichtig.
Erst ab 12. März 2021^änderte die Stiko für AZ ihre Altersempfehlung und zu diesem Zeitpunkt hatte UK die Pandemie dank ihrer vielen Erstimpfungen bereits im Griff, während Deutschland Millionen von Impfdosen für eine zu früh terminierte Zweitimpfung bunkerte und während in Deutschland (vor der Hirnvenenthrombosengeschichte für jüngere Frauen) das AZ-Image bereits irreversibel beschädigt war.
Und auch jetzt im Zusammenhang mit den Kinderimpfungen verschanzt sich Mertens hinter einer publizierten Zulassungsstudie und ihrer naturgemäß geringen Fallzahl (wieviele Eltern geben bei gründlicher Aufklärung schon ihr Einverständnis, dass die eigenen Kinder an einer Arzneimittelstudie teilnehmen dürfen?) und ignoriert den riesigen Datenschatz aus Israel und den USA mit tatsächlich verabreichten Impfdosden an 12-15-Jährige.
Der Umgang der CDC z.B. mit dem J&J-Impfstoff, wo wenige Wochen nach Zulassung die Impfkampagne vorübergehend gestoppt wurde, nachdem es gerade mal 4 Fälle von Hirnvenenthrombosen (und über 5 Mio verabreichten Impfdosen)und einen Todesfall gegeben hatte, belegt dass die CDC durchaus sehr wachsam die Anwendung der Impfstoffe begleitet.
Bei Jugendlichen, die ja normalerweise kerngesund sind , würden unangenehme Nebenwirkungen nach mehreren Millionen Impfungen noch leichter auffallen als bei älteren Erwachsenen, zumal da Ärzte und Eltern automatisch wachsamer seien.