Ich würds mittlerweile als ne Form von Prostitution bezeichnen...
Mittlerweile? Das wiederum ist aber auch recht blauäugig.
Nichts für ungut, aber schon in den 80ern (Und sicher auch früher) wurden Journalisten in Pressecamps gekarrt. Heute heißen Teile der Journaille halt Blogger, Youtuber, etc. und erfahren ähnlichen Spaß. Die Mechanik ist schon lange immer die gleiche: Zuwendungen für nette Artikel. Klar sieht Objektivität sehr anders aus, man sollte Artikel halt gar nicht oder nur sehr differenziert lesen.
Und was erwartet man denn ehrlicherweise vom Chefdesigner? Dass der seinen Arbeitgeber reinreitet? Oder dass er sagt, dass man das Rad mit Disc und dem restlichen Krempel natürlich so auslegt, dass jeder 08/15 Athlet es fahren kann und man es sonst hätte leichter bauen können?
Bist du sicher, dass du nicht vielleicht ein bisschen blauäugig bist?
nur, weil das schon immer so war und weil das ja alle so machen, muss ich das ja noch lange nicht gut finden!
Zitat:
Zitat von sybenwurz
Ich würds mittlerweile als ne Form von Prostitution bezeichnen...
Zitat:
Zitat von veloholic
Und was erwartet man denn ehrlicherweise vom Chefdesigner? Dass der seinen Arbeitgeber reinreitet?
Nö, das erwarte ich natürlich nicht!
Zitat:
Zitat von veloholic
Oder dass er sagt, dass man das Rad mit Disc und dem restlichen Krempel natürlich so auslegt, dass jeder 08/15 Athlet es fahren kann und man es sonst hätte leichter bauen können?
Aber dass er keinen einzigen Vorteil der Discs nennen kann/darf/muss, finde ich - so zwischen den Zeilen gelesen - schon sehr bezeichnend!
Ich geh jetzt in's Bett. Die Karren werden auch morgen (trotz meines Gequakes;-) noch Disc-Bremsen haben und ich kann sie auch morgen noch shice finden.
Viele Grüße,
Christian
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Zitat:
Zitat von wieczorek
(...) Foren lesen macht langsam...
Geändert von chris.fall (25.03.2019 um 00:04 Uhr).
Grund: Gute Nacht!
Mittlerweile? Das wiederum ist aber auch recht blauäugig.
Nichts für ungut, aber schon in den 80ern (Und sicher auch früher) wurden Journalisten in Pressecamps gekarrt. ...
Vor 30 Jahren wurden Pharmastudien auch noch verdeckt von den Herstellern finanziert, ohne dass dies in der Studie angegeben werden musste, heute muss jeder Autor genau angeben, von wem er welche Unterstützung in welchem Umfang erhalten hat, um Interessenskonflikte offen zu legen, damit der Leser sich sein eigenes Bild machen kann.
So ähnlich erwarte ich es bei professionellen Produktpräsentationen auch vom Rezensenten. Einer von 5 Journalisten, nämlich der bei Aerogeeks, hat das ja auch immerhin korrekterweise getan, was der Glaubwürdigkeit erkennbar zugute kommt. Wahrscheinlich auch kein Zufall, dass dieser Testbericht der beste ist. Die anderen 4 Triathlonmagazine haben den Interessenkonflikt komplett ausgespart, Tritime spricht sogar einführend davon, dass Cervelo das P3x nur "ausgewählten Journalisten" in Scottsdale präsentiert hat und suggeriert damit, dass es eine Auszeichnung sei, so einer Präsentation beiwohnen zu dürfen nur die besten der Zunft dafür ausgewählt werden.
Wie es auch anders geht zeigt seit Jahren DC Rainmaker auf seiner Website, der bei Produkttests stets das Produkt über übliche Kanäle kauft (und bezahlt!) und wenn er ausnahmsweise zugesante Vorserienmodelle begutachtet, dies nicht nur explizit im Text kennzeichnet sondern nach Begutachtung die Produkte sogar an den Hersteller zurückschickt.
Er finanziert sich nicht aus Anzeigen der Unternehmen, sondern hauptsächlich über Userklicks bei YT sowie afilliate Links und verzichtet somit (zugunsten Erhalt der Glaubwürdigkeit als Tester) auf substanziell viel Geld, wenn man sich ansieht, was sog. Influencer, die das komplett anders handhaben heutzutage in der Lage sind über Sponsoring, zu verdienen.
Bei DC Rainmaker bekommen mangelhafte Produkte auch desöfteren absolute Verrisse, die man auf Slotwitch, TriMag, TriTime usw. absolut nie sieht.
... dass es eine Auszeichnung sei, so einer Präsentation beiwohnen zu dürfen nur die besten der Zunft dafür ausgewählt werden.
Ist es ja auch. Nur, dass mit 'die Besten der Zunft' nicht die Zunft bedeutet, an die man zuerst denkt.
Es geht nicht zuallererst ums Schreiben...
Zitat:
Wie es auch anders geht zeigt seit Jahren DC Rainmaker auf seiner Website...
Genau den hatte ich im Hinterkopf, als ich das schrieb.
Es gibt noch andere Beispiele, auch hier im Haus.
Spomedis hat uns irgendwann keine Bücher mehr geschickt.
Scheinbar sind die Rezensionen zu den 'Grünkernbratlingen' und '100 besten Tips...' (ich glaub, es gab noch weitere) nicht euphorisch genug, sondern deutlich zu nüchtern ausgefallen...
In Sachen 'RedShift' kam auch alle paar Tage ne Nachfrage, was mich echt aufatmen liess, als ich das geschrieben hatte. Zum Glück war ich eh echt begeistert und schnell überzeugt von dem Zeug, das liess es erträglich erscheinen.
Ich wollt nicht wissen, wie mir der Kragen geplatzt wär, wenn ich da rappeligen Bullshit in den Händen gehabt hätte.
Aber um DC Rainmaker noma anzuschneiden: wie du richtig erwähnst, geht das echt ins Geld. Nicht nur, das Zeug zu kaufen (ok, kann man hinterher wieder verhökern, aber dennoch), ssondern eben auf die 'Zuwendungen' zu verzichten, die einen gewogen machen...
Und: mit Zubehör geht das noch, ich möcht mir nicht Bikes für fünfstellig selber kaufen müssen, um meine ehrliche Meinung darüber äussern zu können.
Urschade, dasses die Beiträge von Bikesportmichigan ausm letzten Jahrzehnt nimmer gibt, die haben die Bikes halt ausm Laden raus sehr schön charakterisiert.
DC rainmaker sagt, das er sogar keine Einladungen annimmt, sondern Flüge/Übernachtungen/... zu den Events/Treffen selber zahlt.
Der muss echt massiv Umsatz haben durch die Klicks, weil das ganze schon ziemlich ins Geld geht (von den ganzen Urlauben/Trips/etc... mal abgesehen).
Er hat sich aber mittlerweile ein Standing erarbeitet und kann sich Verrisse sicher auch leisten - zumal er von der technischen Seite auch unglaublich fit ist. Wenn man manche Artikel in Zeitschriften liest und schon genau weiss oder sieht, dass das was die schreiben einfach so nicht stimmen kann oder unvollständig ist, finde ich das lächerlich.....aber gut, seine Reviews kann eine Zeitschrift auch so nicht abdrucken, man könnte aber eine gekürzte Version drucken und dann eine detaillierte Beurteilung auf die Homepage stellen....aber wäre ja mehr Arbeit.....
Ja nee, das geht ja so nicht.
Selbst wenn er sein Material verkaufen würde, kriegt die entsprechende Zeitung ja nie mehr nen Fuss in die Tür...
Ausserdem kriegen die doch eh das ganze Material ready for Copy&Paste per Presse-Release geliefert, was nochmal wesentlich einfacher ist...
Qualitätsjournalismus geht natürlich deutlich anders, aber so verdient die entsprechende Klientel ihr Geld erstens wesentlich einfacher und zweitens müsste jemand, der hier kritisch hinterfragen möchte, von der entsprechenden Materie Ahnung haben, statt einfach den Kram aus der Pressemappe zu übernehmen.
Wenn man sich nun überlegt, welches Handwerk jemand, der an so nem Artikel tippst, erlernt hat, ist klar, dass das gar nicht geht.
Wennst mit den einschlägigen Abschlüssen daherkommst und nen Job suchst, magst ggf. nach nem Job gucken, der deinen persönlichen Neigungen entspricht, aber obst letztlich bei ner Tageszeitung, nem Boulevardblatt, Jagd&Hege, der Bäckerblume oder eben nem Radmagazin landest, ist mehr oder weniger erstmal offen...
Ok, die war nedd lang da, aber bei ner nicht ganz unbekannten Radlzeitung war dereinst ne Maid in Brot und Lohn, die zuvor für ne Metzgerzeitschrift gearbeitet hat.
Geht schon, wenn man flexibel ist und die Möglichkeiten (die die Industrie einem anbietet) nutzt...
So sehen jedoch die Ergebnisse, äh, Ergüsse dann halt auch aus, wenn der Gärtner beim Bock in die Lehre ging.
Ich wollte das mit meinem Kommentar auch nicht befürworten oder gutheißen. Lediglich anmerken, dass das Phänomen alles andere als neu ist.
DCRainmaker ist sicher ein Paradebeispiel, wie es eigentlich laufen sollte. Und da finde ich es fast schade, dass der gute Ray nicht irgendwie noch mehr Lohn für seine Mühen kriegt. Wobei es ja schon ganz gut laufen muss, da er ja seinen Vollzeitjob bei Microsoft? schon lange aufgegeben hat, und mittlerweile scheinbar die ganze Familie durch seine Tätigkeit finanziert.
Ich wollte das mit meinem Kommentar auch nicht befürworten oder gutheißen. Lediglich anmerken, dass das Phänomen alles andere als neu ist.
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Früher, also vor rund 20 Jahren (oder noch früher) war die Sensibilität für das Thema auch noch bei weitem nicht so ausgeprägt.
Ich hab' da als junger Arzt in der Unfallchirurgie mir auch mal einen Kongressvortrag mit Flug und Unterkunft im 4-Seasons in Berlin von einer Pharmafirma bezahlen lassen, über deren Antibiotika und Einsatz im Rahmen von OPs ich referierte.
Damals war das völlig normal und fast jeder Kollege hat das gemacht, sofern er die Gelegenheit dazu bekam und ich hielt mich trotzdem im jugendlichen Selbstbewusstsein wahrscheinlich in meinem Kongress-Vortrag auch noch für weitgehend objektiv.
Aber in Wirklichkeit ist man dann eben nicht mehr objektiv, selbst wenn man es sich nicht eingesteht.
Heutzutage gibt es bei uns im Unternehmen genau definierte Compliancerichtlinien, nach denen wir alles von Geschäftspartnern ablehnen müssen, was teurer ist als ein Kugelschreiber und auch die Pharmareferenten, die Kliniken betreuen, unterliegen genauen Vorschriften.
Einem politischen Journalisten, der über einen Parteitag berichtet und gleichzeitig sich die Reise und Unterbringung von der jeweiligen Partei bezahlen lässt (auch das gab es früher), würden wir auch kein Wort seiner Berichterstattung wirklich glauben und wenn man als Sportjournalist den Anspruch hat, von seinen Lesern ernst genommen zu werden und nicht nur insgeheim auf die nächste Einladung mit üppiger Spesenübernahme wartet, dann sollte man es bei Produkttests ähnlich handhaben. Zumindest eine klare Offenlegung erhaltener Zuwendungen sollte ein Mindeststandard sein, wenn man seine Leser als Zielgruppe ernst nimmt.
Ansonsten führt das halt dazu, dass solche Texte gar nicht mehr gelesen und faktisch nur noch für den Sponsor geschrieben werden.