@HaFu: wie gut funktioniert denn ein Kontrollsystem, das laut Aussage von Bernhard Kohl bei über 200 Trainingskontrollen genau 1 positives Ergebnis gefunden hat? Welches einen Lance Armstrong, Jörg Jaksche, Eric Zabel und seine Telekom Mannen, Thomas Dekker, Michael Boogerd, Denis Mentchov,... nie überführen konnte?
Der aktuell gegangene Weg mit Polizeiermittlungen ist der einzig erfolgversprechende Weg. Die Netzwerke müssen wie mafiöse Strukturen, die sie sind, ausgeforscht werden. Mit Trainingskontrollen kommst ned weiter, solange THG, HGH, IGF, Somatropin, Bluttransfusionen, Kobalt und Co. nicht in Tests nachgewiesen werden können.
Ja, ich kenne auch kein Kontrollsystem, das meine "moralischen" Ansprüche erfüllen würde. Der Sport macht insgesamt keinen guten Job und jammert dann tendenziell rum, wenn die Polizei diesen Job übernimmt...
Aber die Aussage "ein erwischter Doper ist gut für den Sport, weil sie die Existenz eines Kontrollsystems fühlbar macht", die trage ich wie HaFu mit.
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Jeder einzelne Erwischte ist gut, das unterschreibe ich sofort. Aber als Beweis, dass das System funktioniert, sieht anders aus. Wenn ich ein Radarmessgerät baue, das 0,5% aller Temposünder blitzt, kann ich auch ned davon sprechen, dass der Apparat funktioniert.
Ich hoffe auf mehr polizeiliche Ermittlungen. Observationen, Abhören etc. sind sicher geeigneter um Ordnung zu schaffen, vor allem in Verbindung mit strafrechtlichen Konsequenzen, als "jo mei, gö, blöd gelaufen. Na jetzt trainierst amal 2 Jahre dahin, und dann semma sich wieder. Und wenn dann wieder ein Upsi passiert, na dann kriegast halt ne Stelle beim Verband, oder als Markenbotschafter für den Hersteller XY. Oder machst ein Rad-/Langlauf-/Triathlon-Geschäft auf. Oder gehst in die Politik. Oder machst ein Coaching Business auf."
@ Harm: Danke für den Einblick. Bei Contador hats mit den Weichmachern leider nicht gereicht, da wurde letzten Endes das gute Steak zu Verhängnis.
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Triathlon: Nicht das Erreichte zählt; das Erzählte reicht!
Nö, Leute wie der bedienen jede(n), der in € $ oder CHF bezahlen mag....
Genau. Deshalb ist es auch durchaus möglich wegen eines Amateur Marathonläufers nen Blutbeutel nach xyz zu fliegen. Eine Frage des Preises. Man muss nur Geld haben und nicht einer bestimmten Gruppe angehören - z.B. Eliteathleten, denen ggf. Doping - einem Kastenwesen ähnlich - vorbehalten wäre. Geld ist der große Gleichmacher.
"Acht Nationen und fünf Sportarten sind bislang betroffen. Sicher dabei: Radsport, Langlauf und Marathon. Schmidt oder einer seiner Helfer flog extra nach Hawaii, um beim Honolulu Marathon im Dezember mindestens eine Sportler zu betreuen. Der Marathon gehört mit über 30 000 Läufern zu einem der zehn größten der Welt. Triathleten gehörten nicht zu Schmidts Kunden."
Das kann ich mir schwer vorstellen. ...
Dafür einen Blutbeutel nach Hawaii fliegen?
Zitat:
Zitat von abc1971
Kann schon sein, andererseits ist Bild alles andere, aber nie schlecht informiert.
...
Der Bildtext hat mich offenkundig auch überrascht, zumal die Bildzeitung im Sportbereich außerordentlich gut vernetzt ist und z.B. Trainerentlassungen, spektakuläre Neuverpflichtungen im Profifußball fast immer als erstes meldet.
Da es aber nicht so aussieht, als ob Gräber der Bildzeitung exklusive Informationen hat zukommen lassen, glaube ich doch eher, dass das Ganze eine Fehlinterpretation von Gräbers PK-Aussage hinsichtlich des jährlich stattfindenden Ereignisses auf Hawaii ist. Der Honulula-Marathon findet nunmal genauso jährlich statt wie der Ironman. Die sportliche und mediale Bedeutung des Ironman ist aber erheblich höher. Ich habe auch noch keine anderen Medien gefunden, die sich auf die Bildmeldung als Zitat beziehen, wie es normalerweise bei echten Exklusiv-Information der Fall ist.
...Die neben dem Radsport zweite betroffene Sommersportart dürfte damit der Triathlon sein. Die Wintersportarten neben dem Langlauf ließ Gräber offen.
Gestern hatte ich mir insgeheim auch noch die Frage gestellt, wie man Blutbeutel überhaupt unter Wahrung der Kühlkette von Europa nach Hawaii transportieren könne, ohne sich hochgradig verdächtig zu machen: auch das wird im FAZ-Text erklärt. Die Beutel wurden vor dem Abflug dem Sportler einfach infundiert, so innerhalb des Körpers ans Reiseziel transportiert und am Zielort dann wieder ein Liter Blut abgenommen, um dieses Wochen später unmittelbar vor dem Wettkampf wieder zuzuführen.
Man kommt aus dem Kopfschütteln in diesen Tagen nur schwer heraus.
Ich hoffe auf mehr polizeiliche Ermittlungen. Observationen, Abhören etc. sind sicher geeigneter um Ordnung zu schaffen, vor allem in Verbindung mit strafrechtlichen Konsequenzen
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Kannste vergessen, dafür brauchst du soviel Leute, die hat weder die Landes- noch die Bundespolizei.
Ich möchte allen an der Doping-Diskussion Interessierten hier einen Link anbieten. Er führt zu einer sehr ausführlichen Stellungnahme von Willi Lilge, der sich in Österreich schon jahrelang im Kampf gegen Doping engagiert und das Thema auch in vielen Aspekten behandelt. Wer sich einmal ein bisschen Zeit nimmt, um Lilges Stellungnahme durchzulesen, kann davon meiner Meinung nach sehr profitieren, weil er sehr viele Fragen behandelt, die in unserer Diskussion hier auch immer wieder auftauchen.
Lilge wird in Österreich immer wieder angefeindet, und ich will jetzt gar nicht in eine Einzeldiskussion zu allen seinen Argumenten und Ansichten eintreten. Man kann da sicher in manchen Punkten auch anderer Meinung sein. Dennoch möchte ich seinen Text gerne zur Lektüre empfehlen:
PS noch eine kleine persönliche Anmerkung: Die kleine Geschichte, die Lilge hier (gegen Ende des Textes) über einen Halbmarathon 2008 in Wien erzählt, bei dem auf seine Veranlassung Dopingtests an den schnellsten drei Frauen durchgeführt wurden (die dann alle erwischt worden), hat für mich auch persönliche Bedeutung. Ich war nämlich damals quasi auf Augenhöhe mit der schnellsten Dame unterwegs und konnte im Ziel die Hektik bei den Sportlerinnen hautnah miterleben, als sie erfahren haben, dass sie zur Dopingkontrolle müssen. Für mich war das damals der Anlass, mich erstmals intensiver mit der Doping-Diskussion zu befassen, und damit auch der Anfang meiner ernsthaften Meinungsbildung zum Thema.
..... Wenn ich ein Radarmessgerät baue, das 0,5% aller Temposünder blitzt, kann ich auch ned davon sprechen, dass der Apparat funktioniert.......
naja, neben dem erwischen von dopingsündern ist ja die abschreckung ein großes ziel der dopingkontrollen. um in deinem beispiel zu bleiben...was denkst du, was auf den straßen los wäre, wenn es nicht die "bedrohung" gäbe geblitzt und dann zur kasse usw gebeten zu werden. sprich auch wenn du nur 0,5% erwischt, fahren vielleicht 80% aus angst vor erwischt werden und restriktion ordentlich. natürlich gibt es überall eben auch leute die das risiko dann trotzdem eingehen.