In einem Buch über Faszien las ich, dass es sinnvoll ist, im Wettkampf Gehpausen einzulegen. Nachdem Frodo es letztes Jahr in Frankfurt bei seinem 2:42 Lauf gemacht hat, habe ich mich etwas mit dem Thema beschäftigt.
Ich zitiere mal aus einer anderen Quelle:
Was die wenigsten wissen: Das Bindegewebe hat ein Kriechverhalten. Es leiert also vorübergehend aus. "Wenn Sie die Achillessehne mit tausend Schritten belasten, verlängert sie sich vorübergehend, so wie bei einer Weingummischlange. Die Knochen hauen aufeinander und das tut weh." Der ein oder andere Marathonläufer wird das kennen.
Abhilfe schaffen Gehpausen. "Wenn man die Sehne ein bis drei Minuten anders belastet, kann sie sich wieder erholen und ist wieder saftig elastisch, wie ein Schwamm, der sich wieder vollsaugen kann." Lauftrainer Jeff Galloway, der das regelmäßige Abwechseln von Laufen und Gehpausen für den Marathon empfiehlt, liege da nicht so falsch", sagt Schleip. "Auch wenn er die Pausen anders begründet."
Ich bin beim Laufen nicht der langsamste, aber ich habe immer einen degressiven Verlauf bei meinen Laufzeiten.
Ich habe das ganze daher beim Köln-Triathlon (Mitteldistanz) ausprobiert. Ich habe 5 Gehpausen über 30-40 Sekunden eingelegt und bin auf beiden Runden die Treppen zur Deutzer Brücke hochgegangen, statt sie zu laufen. Die erste etwas kürzere Pause kam übrigens schon nach 12 Minuten.
Ergebnis: Es ging nach den Pausen immer lockerer als vorher. Der Effekt hielt eine Weile an. Ich bin noch nie so konstant unterwegs gewesen. Am Ende hatte ich eine 1:45 im HM stehen.
Wer kann zu dem Thema Erfahrungen beisteuern? Ich meine jetzt nicht, dass was man üblicherweise zu dem Thema liest „Ich habe so etwas nicht nötig“ „Ich mache Wettkämpfe um zu laufen, nicht um zu gehen“. Ich meine etwas konstruktives.
ich habe all meine ironmanmarathons mit lauf-gehwechseln absolviert. die gehpausen waren aber nie muskulär oder sehnentechnisch bestimmt, sondern immer nur luftmäßig bzw energetisch bedingt. das es nach den pausen immer kurzzeitig besser lief führe ich eher auf die atemtechnische erholung zurück. an den beinen habe ich da keine großen unterschiede gespürt.
meine besten solomarathons bin ich alle durchgelaufen.
Ich halte davon im Leistungsbereich nicht viel. Gibt es auch andere Quellen, d.h. biomedizinische Studien dazu? Achim Achilles verlinkt ja nur auf das Trainer-Experiment von Jeff Galloway mit kaum trainierten Amateuren.
Zitat:
During the first lap around the track I realized that walk breaks would be crucial if I wanted each class member to finish either a 5K or 10K without injury or exhaustion.
Wenn allein das Finishen eines 5km oder 10km Laufes der Anspruch der Methode war, bezweifle ich stark, dass sich das auf trainierte Leistungssportler analog anwenden lässt.
Wie genau war das denn mit Frodeno in Frankfurt? Waren seine Gehpausen freiwillig und geplant? Du deutest an, als wäre er gerade wegen der Gehpausen 2:42 gelaufen - aber wäre er vielleicht nicht noch schneller gewesen, wenn er nicht auf Grund anderer Faktoren zum kurzzeitigen Gehen gezwungen wurde?
Also ich glaube man muss hier sehr deutlich trennen.
Einmal zwischen Laufen und Triathlon und einmal zwischen dem Grad des Trainingszustands.
Beim Sololauf kann ich es mir bei Trainierten nicht vorstellen dass geplante Gehpausen Sinn machen. Man verliert seinen Rhythmus und vor allem verliert man einfach unglaublich viel Zeit beim Gehen im Vergleich zu etwas defensiveren Pacing, dass man in der Lage ist durchzulaufen. Bei nicht trainierten Leuten mag das ja Sinn machen. Da hier ein Pacing an sich nicht zu realisieren ist, da Laufen immer Anschlag bedeutet.
Beim Marathon in der LD oder beim Halbmarathon bei der MD können Gehpausen in Verbindung mit der Verpflegung sicher Sinn machen. Da dann der Körper es leichter hat die zugeführte Energie aufzunehmen und umzusetzen. Als wenn er die Energiezufuhr auch noch regeln muss, wenn er schon am Anschlag ist
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Mit 2 Ausnahmen bin ich bis jetzt auch bei MD und LD immer durchgelaufen. Ich halte das auch für effektiver für mich. Mir ist schon der ein oder andere aufgefallen, der mich überholt hat, um dann an der nächsten Verpflegungsstelle oder am Berg gegangen ist. Da konnte ich dann immer dran vorbei und nachdem wir dieses Spielchen 2-3 mal gemacht haben, ist er zurück geblieben.
Bei einer LD und bei einer MD habe ich muskuläre Probleme in der Wade bekommen und bin deshalb kurz stehen geblieben und dann ein Stück gegangen. Das hat immerhin bewirkt, dass ich den Rest von ca. 8 km (MD) bzw. ca. 13 km (LD) laufend zu Ende bringen konnte. Das würde dafür sprechen, dass auch relativ kurzes Gehen zu einer muskulären Erholung führt. Ein Kumpel hat auf der MD auch ab und zu Gehpausen eingelegt, allerdings bei ca. 35 Grad Hitze und da war er nicht der einzige. Macht er aber wohl auch bei anderen Gelegenheiten. Der legt aber auf beim Schwimmen und auf dem Rad deutlich vor. Auf der MD hat's für ihn immer noch zum 1. in der AK gereicht.
Ich denke daher, dass die Antwort nicht für jeden gleich ist und auch nicht bei jedem in jedem Wettkampf gleich ist. Mich würde die Unterbrechung im Tempo stören. Ich hänge mich gerne an etwas schnellere ran, soweit das möglich ist und dabei kann ich natürlich "Pausen" nicht gebrauchen. Klar, bei Verletzungen geht's nicht anders, aber im Normalfall verliere ich dabei zu viel Zeit und ggfls. den Pacer.
In der Literatur für Anfänger wird das öfters empfohlen, da macht das ganze ja auch Sinn. Ich kann mir aber nicht vorstellen das ein trainierter dadurch schneller wird, evt ist das Pacing dann generell zu hoch?
LD Marathon ist da ein Spezialfall, hier ist die Nahrungsaufnahme wesentlich wichtiger als bei einem solo Marathon. Wenn man hier eher am unteren Limit unterwegs ist könnten sich Gehpausen bei den Verpflegungsstationen positiv auf die Gesamtzeit auswirken.
Das manche Profis pausen einlegen liegt eher daran dass sie entweder am Limit sind oder wissen das ihr Vorsprung groß genug ist und sie sich solche Pausen erlauben können-
Wie hier aber schon richtig angemerkt wurde ist gehen einfach extrem langsam, schon lockeres Traben ist doppelt so schnell und die verlorene Zeit kann man kaum durch eine höhere Pace wieder gut machen.
Wie hier aber schon richtig angemerkt wurde ist gehen einfach extrem langsam, schon lockeres Traben ist doppelt so schnell und die verlorene Zeit kann man kaum durch eine höhere Pace wieder gut machen.
Woher weisst du das? Das Gehpausensystem geht eben davon aus, dass man es durch höhere Pace wieder gut macht. Ist natürlich auch schwierig zu beweisen, aber deine These ist auch lediglich eine Mutmassung.
Ich laufe auch bei Marathons im IM nach der Galloway-Methode, jede 10 Minuten gehe ich 30 Sekunden. Das mache ich bis km 28, ab da laufe ich nur noch, weil es mir ab da schwer fällt nach einer Gehpause wieder ins Laufen zu kommen. Sagen wir mal das sind 13 Gehpausen, ich laufe 2 mal schneller als das ich gehe, macht ungefähr 15 Sekunden mal 13 ist drei Minuten. Drei Minuten ist nicht sooo viel.
Hat bei mir letztes Jahr in Kärnten mit 53 Jahre und 84 kg gereicht für 3.24'.
Edith:
"Ajajajajaj",
ich lese grade wieder den Thread "Vicemeister in der AK" und muss deshalb zugeben, dass ich vergessen habe zu sagen, dass meiner Garmin zufolge der Marathon in Kärnten 1 km zu kurz war.
Pfffuh, grade noch mit knapper Not davonkommen!
Geändert von longtrousers (08.09.2015 um 12:48 Uhr).
Ich hatte mir das Buch von Galloway auch gekauft, wie ich mich auf meine ersten Halbmarathons vorbereitet habe.
Die geplanten Gehpausen habe ich verwunschen, weil es mich gar nicht lockerer gemacht hat. Bergauf hatte ich vielleicht mehr Luft, das hätte aber ein besser an die Strecke angepasstes Training, bzw. bessere Geografie-Kenntnisse (bin damals erst 3 Monate vor dem WK ins topfebene Nordfriesland gezogen und habe geglotzt wie ein Deichschaf, als es in Flensburg plötzlich richtig fies bergauf ging...) auch gebracht...
Meine Waden sind aber nach den Gehpausen immer fester geworden und der Rhythmus war weg, bis sich das wieder eingespielt hat, ist jedes Mal ein halber Kilometer oder so vergangen.
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[leaving] extending the comfort zone