So, es ist vollbracht, tatsächlich.
Endlich 'ausgelernt'.
Ich hätt sterben können dabei.
Wegen des wie üblich völlig überladenen Programms gings bereits Freitagabend los. Tourenplanung.
Dabei habense mich gleich mal gefickt.
Wie es irgendeiner mal so schön, vielgelobt und grossartig vorgemacht hatte, hab ich lustige Kartenausschnitte zusammengetragen, die Schlüsselstellen dazu eingetragen, den Lawinenlagebericht, Wettervorhersage, Tourlänge, also Dauer berechnet und und und, man hätte nen sauberen Powerpointvortag draus basteln könnnen, allein, ich hatte zwar den richtigen Lawinenlagebricht, also das passende Datum angeklickt, mich im Treffer dann aber wohl etwas vertan und die Prognose fürn Tag danach ausgewählt.
Merke: willste den fürn 12.2.23 ausm Archiv, musst du den fürn 11.2. anklicken, denn der ist fürn Folgetag, der vom 12. dementsprechend fürn 13.
Natürlich hab ich den Lässigen gegeben und nicht wie mein Vorgänger bei seinem Bussgang ne Nachbearbeitungs- oder Korrekturzeit erbeten, sondern direkt mit dem (leider nicht sehr ähnlichen) passenden LLB ausm Stegreif alles nochmal neu gemacht.
Darüber waren wir so beschäftigt, dass die 'Kleinigkeiten' wie Zeitmanagement oder erarbeitete Ausweichrouten völlig übergangen und somit auch nicht bewertet wurden.
Ging ja gut los...
Für Samstag die Ansage: Nebelhorn.
Schöne ScheiBe, da gibts nix, wo es flach ist. Oder andersrum, auf egal welcher Piste so steile Stellen, dass der Sau graust, da mitm beladenen Akja runterzupfügen.
Andererseits: berauschende Kulisse!
Unds ging auch gleich los.
Beladen, überprüfen und auf die Piste!
Die Strategie ist, man ist zu zweit unterwegs, einer fährt vor, guckt, wo der Patient aufgesammelt werden muss, der zweite kommt mit der Blechschüssel (alleine!) nach.
Das blieb uns zum Glück erspart, weil die Gruppen so aufgestellt waren, dass zwo Leuts bei der Lawinensuche waren und die restlichen vier zusammen bei der Akjarettung.
Einer Patient, einer Späher, zwo fahren die Büchse.
Die erste Gruppe hats ganz knorke gelöst, die waren so tief drin im steilen Tiefschnee im Hang, dass sie mit Fug und Recht das Ding seilgesichert haben ablassen können. Die Piste, wo sie dann rauskamen, war ziemlich easy zu fahren, das hab auch ich gesschafft.
Aber: erstens nicht mit dem mir angedienten Partner (wie durch einen Zufall wurden jeweils die Trupps so aufgestellt, dass es nach der schlechtesmöglichen Alternative für die Beteiligten aussah) und als ich zweitens an der Reihe war, haben wir direkt mal ne Havarie fabriziert, nach der, so der Tenor vorab, eigentlich die Prüfung schon gelaufen ist.
Allerdings habense mich dann auch nicht gleich heimgelassen, sondern noch drei(!) Mal so hergefotzt, dass ich nur noch Sternchen gesehen hab.
Der aufmerksame Beobachter sieht, dass der Hintermann die Karre anhebt, der vordere sie runterdrückt. Das hat den Hintergrund, dass vorne Bremsketten angebracht sind, die wirklich sehr effektiv sind.
Aber: meinereiner mit seiner geringen Bauhöhe hebt dahinten nix an, wenn einer drinliegt. Und drückt auch vorne nix runter im Gegenszug, weil dann nicht mehr passiert, als dass er in der Luft hängt und seine Skier wirkungslos im Nichts baumeln.
Das war nu aber von einem Prüfer so vorgegeben, nämlich, dass wir das Fuhrwerk eben an diesen Ringen am Ende der Stangen packen mussten und nicht wie bei der Vorbereitung, wo wir auch direkt an die Stangen greifen durften oder sollten, wie es von der Höhe sinnvoll gewesen wäre.
War natürlich nicht der Zeitpunkt, das gross zu diskutieren, also sehenderweise in den Abgrund springen und sich dreimal auf die Fresse packen.
Aber getreu dem Motto 'it ain't over 'til it's over' bleibste nach so nem verkorksten Tag nicht im Bett, sondern es geht weiter.
Wobei, strenggenommen hab ich in der Nacht kein Auge zugemacht, abwechselnd Schweissausbrüche und gefroren und nen Ruhepuls 20beats über Normalnull.
Immerhin kein Schädel, aber ich hatte bereits mit der Wirtin ausgemacht, dass ich das Zimmer noch bis abends nutzen konnte und meine Teilnahme an der abschliessenden Skitour (mit einigen spontanen Belustigungen) abgesagt.
Dann kam allerdings der Ausbildungsleiter daher und meinte, er würde mir anbieten, wenn ich doch mitginge, könnte ich die ersten paarhundert Aufstiegsmeter mit der Gondel fahren, dann wärens nur noch dreihundert Höhenmeter. Ich müsste nämlich nur nicht noch nen saugrossen Bock schiessen an dem Tag (und er glaube, dass ich das problemlos hinkriegen würde) um zu bestehen.
Oh Wunder, ne goldene Brücke!
Also, was machste jetzt? Die letzten sechs Jahre in den Acker kicken oder dich zsammreissen, s wenigstens probieren und im Idealfall all die Anstrengungen, Mühen und letztlich auch horrenden Kosten mit dem Bestehen abschliessen?
Ja, eben.
Weil eins war absolut klar: diese Winterrettungsausbildung würde ich mir mit tausendprozentiger Sicherheit kein zweites Mal antun.
Dann kams aber anders, als geplant. 300hm hochhatschen ist nicht das Ding, but then shit hit the fan.
Beim Aufstieg nachm Ausstieg ausm Lift wurd mir schon klar, dass ich trotz Händicap und beeindruckendem Puls nicht die Bremse im Feld war. Konnt mich also zurücknehmen und locker mithatschen.
200m vorm Gipfel wollten wir (angeblich) ein Schneeprofil graben, einer der Ausbilder geht an die Kante dort und brüllt plötzlich "Da ist ne Lawine abgegangen, da sind mindestens zwo verschüttet!!!"
Äh, wott? Ich hab nix gehört. Keine Lawine jedenfalls.
Die andern Ausbilder haben noch die Hände in den Taschen (bildlich jedenfalls), einer zückts Telefon und filmt. Achso ist das...
Felle runter, Helm auf, Augen zu und die 3-4m die Kante runterspringen, nachdemst geschaut hast, dass von oben möglichst keine Nachlawine droht unds LVS-Gerät schonmal auf 'Suchen' umstellen.
Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche, Punktortung mit der Sonde, wie gelernt und tausendmal trainiert (derweil rettet ne Freundin von der DAV-Sektion tatsächlich einem Verschütteten das Leben, den sie von der Hütte ausbeobachtet hat, ausgraben und erfolgreich reanimieren kann), am Tag davor hatte ich bei dieser Prüfung noch die Bestzeit.
Hier klappt allerdings nix, die Werte springen wieder hin und her, die Richtungspfeile synchron dazu, klar ist nur, die Kollegen können schonmal graben, es ist wirklich Lawinenschnee und ne tiefe Verschüttung.
Jetzt ist definitiv nix mehr mit Ruhepuls, das ist HIIT.
Wir brauchen geschlagene 50Minuten, 'das Opfer' auszubuddeln, tot.
(Ok;- real gibts Wunder, bei der Verschüttungszeit aber eher nicht zu erwarten)
Die andre Gruppe mit dem zweiten Verschütteten war schneller, der Dummy lebt noch, aber die Bergrettung ist bei nem anderen Einsatz, wir müssen alleine klarkommen, der Landrettungsdienst wartet mit nem Rettungswagen an der Talstation.
Cut.
Die Skitour bei der Vorbereitung beinhaltete sowohl das Graben eines Schneeprofils wie auch den Bau eines Behelfsakjas aus Skiern, Schaufeln, Stöcken und Rucksack.
Da war ich nur nicht dabei.
Schneedeckentest kann ich, den Behelfsbau hab ich mir angeguckt, geht aber mit meinen Skiern nicht, daher hab ichs gar nicht ausprobiert.
Die Kollegen haben sich ohne Absprache mit der restlichen Gruppe ziemlich unkameradschaftlich selbst zu zweit vorbereitet, obwohl ich mehrmals nachgefragt hab und stets aufm Radar, dass die Frage mit dem Behelfsding komplett offen ist, nu stehen also die (vorallem, weil, die habens ja schonmal live gesehen) und ich (dass ich nicht dabeiwar, wird selbstverfreilich eher nicht als Entschuldigung akzeptiert) da und haben keine Ahnung, wie wir das Lawinenopfer die 500m zur Hütte runterbringen sollen.
Erste Versuche, irgendwas zusammenzuknoten schlagen peinlich fehl, meine konkrete Nachfrage, wer in der Vorbereitung dabeiwar und das kann, bringt nix (wie im Unterricht, wenn der Lehrer fragt und alle unter die Bänke rutschen, um nicht zu forsch die Nase in den Raum zu strecken), also ist MacGuyver gefragt.
Ich hab das mit dem Biwaksack mal gesehn
(ihr erinnert euch), dachte nie und nimmer, dass das klappen kann, alleine, wir hatten keine andre Chance.
Und leider auch keinen wirklich robusten Biwaksack.
Aber: es gelingt, ich hab den Sack (damit dann auch bildlich) zugemacht.
Bingo!