[...]irgendwann in seiner frühesten Karriere wird er schon noch sauber gewesen sein [...]
Selbst das ist tendenziell eher zu bezweifeln. Es sei denn man setzt den Begriff "Karriere" wirklich sehr früh an. Evtl. war es auch so gemeint, dann stimme ich dem zu.
Ich möchte allerdings zu bedenken geben, dass den Ullrich das DDR Leistungssportsystem - ebenso wie andere "leistungs- und eignungsauffällige" Kinder/Jugendliche - schon recht früh in den Fingern hatte.
Gute Zusammenfassung von Arne, auch HaFu gebe ich in Ansätzen recht. Ich persönlich halte Ulle für eines der größten Talente, die es je gab. Allerdings auch einer, der sein großes Talent regelrecht verschleudert hat.
Was hier noch nicht zur Sprache kam, ist das Auswahlsystem der Kinder- und Jugendsportschulen in der DDR. Es wurde nach biologischem Alter ausgesiebt, welches nach bestimmten sportärztlichen Kriterien festgelegt wurde. Ullrich war mit dem Gang zur Sportschule 13/14 (ab 8. Klasse), er war nicht grad einer der größten und kräftigsten. Es gab in den AK 14/15 (heute Jugend) bessere Fahrer, welche einfach einen körperlichen Vorteil hatten. Das änderte sich aber mit dem Eintritt in die AK 16-18 (heute Junioren).
Da er beim SC Dynamo Berlin war wurde DDR-weit ausgefiltert. er war schon damals nicht der schlechteste Fahrer. Beim SC Dynamo Berlin hat er mit Peter Becker einen sehr guten Trainer gehabt, der schon fast väterlich wirkte. Das es Doping schon im Jugendbereich der Sportschulen gab ist ja allgemein bekannt, ob es auch Ullrich betraf kann man nur vermuten.
Seine von außen immer kritisierte nicht vorhandene Professionalität mag auch an seiner Entwicklung liegen. Auf den Sportschulen gab es ein Trio aus Trainer, Lehrer und Erzieher im Internat. Dort wurde alles geregelt, man musste nur trainieren und zur Schule gehen. Sobald man irgendwo Defizite aufwies gab es Gespräche, um den "Delinquenten" wieder auf Kurs zu bringen. Da war das ganze Leben geregelt, die Möglichkeit der Einflussnahme durch die Eltern war doch sehr gering.
@Nobodyknows: das hatten wir hier glaube ich schonmal. Jan Ullrich wird so hart angegangen weil er uns entäuscht hat. Wir hätten es so gerne geglaubt, dass er sauber gefahren ist. Aber eigentlich hätten wir uns es denken können wie es tatsächlich war.
Entäuscht sind wir doch nur weil man uns als naiv entlarvt hat.
Ähm...Nein.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wir hören und lesen noch immer "Die anderen haben doch auch... er war fehlgeleitet, hatte die falschen Freunde, Trainer und Berater", etc.
Und O-Ton Ulle in 2008: "Ein Geständnis konnte es auch deshalb nicht geben, weil es keinen Betrogenen gibt."
Das ist doch ein übler Witz. und daran kann ich mich auch heute noch abarbeiten.
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Seine von außen immer kritisierte nicht vorhandene Professionalität mag auch an seiner Entwicklung liegen. Auf den Sportschulen gab es ein Trio aus Trainer, Lehrer und Erzieher im Internat. Dort wurde alles geregelt, man musste nur trainieren und zur Schule gehen. Sobald man irgendwo Defizite aufwies gab es Gespräche, um den "Delinquenten" wieder auf Kurs zu bringen. ...
Natürlich hast du Recht, dass die damaligen Sportschulen, die heutzutage meist Olympiastützpunkte heißen und in Teilen immer noch vom selben Personal in oft denselben Räumlichkeiten und mit ähnlichen Strukturen geführt werden, Unselbstständigkeit fördern, aber wie solche äußeren Einflüsse auf die Entwicklung eines Sportlers wirken, hängt trotzdem stark von dessem Charakter ab.
Erik Zabel hat so weit ich weiß, mehr oder weniger dieselben Stationen im DDR-Leistungssport durchlaufen und fiel später (die ganze Dopinggeschichte mal ausgeklammert) nie in ähnlicher Weise auf wie Ullrich (Gewichtsschwankungen, private Eskapaden, Trunkenheitsfahrten etc.)
Gibt sicher noch viele andere Beispiele und auch hier im Forum haben wir soweit ich weiß ein paar ehemalige Mitglieder von DDR-Sportschulen unterschiedlicher Schwerpunktsportarten, die trotzdem zu einem stabilen, vernünftigen späteren Leben zurückgefunden haben.
Ähm...Nein.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wir hören und lesen noch immer "Die anderen haben doch auch... er war fehlgeleitet, hatte die falschen Freunde, Trainer und Berater", etc.
Und O-Ton Ulle in 2008: "Ein Geständnis konnte es auch deshalb nicht geben, weil es keinen Betrogenen gibt."
Das ist doch ein übler Witz. und daran kann ich mich auch heute noch abarbeiten.
Gruß
N.
ob umgekehrt ein Schuh draus wird keine Ahnung.
Mich hat Rassmussen sozusagen betrogen. Bei irgendeiner TF hat er eine Soloflucht über zwei Berge veranstaltet. Ich habs geglaubt, meine Kumpels haben nur müde gelächelt. Ich hätte mir am liebsten ein Colnago gekauft.
Betrogen hat er mich nicht. Er hat mir ja nix versprochen. Aber enttäuscht war ich schon. Jan Ullrich hat uns auch nichts versprochen. Das meine ich. Deswegen hat er mich nicht betrogen.
@Arne: Hafu liest meine Posts nicht ich stehe auf seiner Ignore Liste. Also fals du meinen Post gemeint hast mit "Wortwahl wurde kritisiert."
Ich möchte allerdings zu bedenken geben, dass den Ullrich das DDR Leistungssportsystem - ebenso wie andere "leistungs- und eignungsauffällige" Kinder/Jugendliche - schon recht früh in den Fingern hatte.
Jan Ullrich war 15, als die Mauer fiel. Er hatte meines Wissens nach bis dahin keine Rennen im Westen. Ob er zu diesem Zeitpunkt staatlich gedopt wurde, wissen wir nicht und halte ich auch für nicht sehr wahrscheinlich. Natürlich kann ich mich irren.
Genauso wenig wissen wir es von gleichaltrigen spanischen, belgischen, italienischen und deutschen Radsportlern. Und das, was wir vermuten dürfen, ist im Ergebnis wohl nicht anders als in der DDR.