Mein Start auf der Langdistanz beim Chtriman ist mittlerweile fast zwei Monate her. Irgendwie habe ich es bisher nicht geschafft einen Bericht zu schreiben. Ich habe in diesem Forum schon so viel Hilfe erhalten, sodass ich auch mal wieder etwas zurück geben möchte. Vielleicht überlegt ja mal jemand in Frankreich an den Start zu gehen.
Nachdem ich in 2023 zwei Ironmans (Gdynia und Florida) gefinisht habe, die Leistungen aber nicht meinem Potential entsprachen, hatten mein Trainer und ich uns bewusst für diesen kleineren Wettkampf entschieden, um etwas den Druck rauszunehmen. Kein Quali-Gelaber, keine Ironman-Tattoos, kein Klimbim. Außerdem sollte es eine schnelle Strecke sein (Spoiler: Nein!).
Am Samstag des Wettkampfwochenendes finden bereits Sprintdistanzen statt. So konnte meine Frau einen Tag vor mir ihren Triathlon absolvieren. Am Sonntag dann die Langdistanz (max. 250 Teilnehmer), die Mitteldistanz sowie ein Duathlon.
Die ganze Aufregung am Vortag mit Bike-Checkin etc. fällt weg. Am Wettkampfmorgen habe ich einfach mein Rad in die Wechselzone geschoben und diese wie beim Wald- und Wiesentriathlon aufgebaut. Die Wetterbedingungen waren gut, 20 Grad und mäßiger Wind. Wenn man Pech hat, dann kann es hier schon sehr windig sein im Norden von Frankreich. Und die Radstrecke ist sehr windanfällig.
Schwimmen: Ein einfacher Rechteckskurs auf einer Ruderbahn, den es zweimal zu umschwimmen gilt. Unter dem Wasser sind Leinen gespannt an denen man sich super orientieren kann. Leider gab es einen Wassermassensart. Das ist nicht so mein Ding weshalb ich mich weit rechts am Ufer einsortierte. Vorteil: Ich kam wirklich gut und ruhig ohne großes Gehaue in den Wettkampf rein und habe mich nach ein paar hundert Metern auf der Ideallinie einsortier. Nachteil: Ich bin leider ca. 100 Meter zu weit geschwommen und das kostet natürlich Zeit. Meine Schwimmzweit für die knapp 3.900 Meter lag dann bei ca. 1:09 wie erwartet (33. Schwimmzeit).
Rad: Schneller Wechsel durch eine kurze WZ und ab aufs Rad. Durch die Wahlen in Frankreich wurde der Kurs leider auf ca. 172 km gekürzt. Ansonsten wären die Franzosen in zwei Orten nicht zum Wahlbüro gekommen. Zwei Runden mit jeweils zwei steilen Anstiegen waren zu absolvieren. Dazwischen flach und windanfällig. So meine Infos. Vorab, meine anvisierten Wattwerte (die in Florida zu einem 37er Schnitt ausreichten) konnte ich punktgenau treffen. Die Strecke ist allerdings alles andere als schnell. Ein Großteil der Strecke findet auf Landwirtschaftswegen (Treckerstraßen) mit schlechtem Asphalt und vielen Löchern statt. Hinzu kommt, dass der Kurs sehr verwinkelt mit vielen 90-Grad-Kurven gespickt ist. Des Weiteren musste ich während des Radparts feststellen, dass die Straßen so gut wie garnicht gesperrt waren. Das ist dann wohl so, wenn man sich für ein kleines Rennen eines privaten Veranstalters entscheidet (Startgeld ca. 230 Euro). Es gab viel Verkehr auf beiden Spuren (natürlich auch durch die Wahlen bedingt). Durch den schlechten Asphalt ist man dann doch eher mittig der Spur gefahren. Ständig mit den Augen und Ohren nach hinten, ob da nicht doch wieder ein Auto kommt. Das Highlight war dann, dass eine ca. 30 Mann große Rennradtruppe vor mir auf die Radstrecke einscherte. Aufgrund des kleinen Startfeldes war die Chance auf eine "Radgruppe" auch sehr gering. So bin ich die 172 km (ca. 1.000 Höhenmeter) komplett alleine gefahren. Nach 5:04 bin ich dann mit der 18. Radzeit in T2 angekommen.
Lauf: Es folgte der Marathon, der im wesentlichen um die Ruderstrecke herum führt. Insgesamt vier Runden. Pro Runde geht es zwei Mal recht steil den Deich hinauf. Das kostet dann ab der dritten Runde ordentlich Körner. Bis km25 konnte ich meine Pace gut halten. Eigentlich wollte ich den Marathon in 3:15-3:20 laufen. Leider bekam ich dann leichte Magenprobleme und hörte zu früh auf mich zu verpflegen. Ich wollte einfach kein Risiko eingehen. Im Nachhinein hätte ich mich mehr zwingen sollen. Aber es ist halt immer ein schmaler Grad zwischen "ich laufe das Dinge jetzt langsamer zu Ende" und "Dixi-Klo". Also entschied ich mich für ersteres und lief den Marathon (tatsächlich etwas über 42,5 km lt. Garmin) in 3:27 nach Hause (18. Laufzeit).
Insgesamt steht eine 9:46, die für den 15. Platz von 194 Finishern gereicht hat.
Fazit: So ein kleinerer Wettkampf hat natürlich Vorteile. Alles ist unaufgeregter und als ambitionierter Athlet ist man irgendwie auch vorne mit dabei. Man muss auch die Organisation vor Ort und die Hilfsbereitschaft der Helfer hervorheben. Allerdings muss ich im Nachhinein sagen, dass ich das so nicht nochmal machen würde. Die Radstrecke hat absolut keinen Spaß gemacht und sie ist das Gegenteil von schnell. Auf einigen Abschnitten fühlte ich mich wirklich nicht sicher durch den vielen Verkehr. So ist es fast unmöglich unbedarft in Aeroposition sein Ding durchzuziehen. Ich war wirklich froh, als ich heile in die Laufschuhe schlüpfen konnte. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das immer so ist oder ob die Wahlen am 30.06. zu einem deutlich höherem Verkehrsaufkommen geführt haben.
Im übrigen waren wir erschrocken wie sich die Franzosen auch im Norden gegen die englische Sprache wehren. Ich dachte durch die Nähe zu GB wäre das zumindest da oben anders.
Für mich war es das 5. LD-Finish. Ich bin um weitere Erfahrunen reicher und werde in 2025 wieder einen Ironman machen. Zumindest zum Teil gesperrte Strecken sowie der Rolling Start beim Schwimmen sind es mir dann doch wert.
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