Nachtrag: Ich denke daher, dass Technikübungen für Späteinsteiger durchaus Sinn machen können, auch wenn man diese im Schwimmverein selten sieht, einfach weil es darum geht, Bewegungsmuster einzuschleifen bzw. zu ändern, die jeder Schwimmer im Verein schon längst verinnerlicht hat.
Insofern Geduld und nicht die zweiten Schritt vor dem ersten machen
M.
Ein kleiner Technikblock sollte immer am Anfang dabei sein. Wenn man gar nichts kann, dann eben ein bisschen Brust und Rücken oder Beine. Aber einarmig oder Abschlag bekommt man eigentlich immer hin. Motorisch anspruchsvolle Übungen gehen meist daneben und überfordern Schwimmschwache, speziell Grobmotoriker.
Ideal ist immer Vereinstraining. Schwimmen ist Vereinssport. Als Schwimmer fängt man meist in der Nachwuchsgruppe auf der Aussenbahn an. Man guckt dann wie die auf der Innenbahn das machen und versucht zu kopieren. Irgendwann kommt man in die Leistungsgruppe und wandert langsam von der Außenbahn auf die Innenbahn. Vieles geht durch Abgucken untereinander, da muss der Trainer gar nicht so viel sagen. Man schwimmt einfach den großen Jungs so lange hinterher, bis man mitkommt. Das kann schon Jahre dauern.
Hier kommen meine frisch gewonnen Erkenntnisse aus einem rund 45minütigen Beckenbesuch:
1) Ich kann doch tatsächlich 15m Beine! Arme lang, Blick zum Beckenboden und dann los. Solange ich die Luft problemlos anhalten kann, komme ich rund 15m vorwärts. Das habe ich mehrmals mit verschiedenem Beinschlag probiert. Es reichte von lockerem Beinschlag bis hin zu Beinschlag mit relativ großer "Amplitude". Meine Erkenntnis: es kommt auf die Beschleunigung beim Kick an. Wenn ich mir vorstelle, ich will einen Vollspannkick vom 16er ins Tornetz hämmern, dann geht es am besten. Und hier ist wohl auch ein häufiger Fehler: die fehlende Beschleunigung beim Kick. Viele Schwimmer erzeugen deswegen nur wenig Vortrieb mit den Beinen, weil sie einfach die Beine locker paddeln lassen. Das ist zwar für die Wasserlage gut, aber eben ohne Vortriebswirkung. Interessant wurde es, als ich probiert habe, zwischendurch zur Seite zu atmen. Dann wurde das ganze System instabil und die Beine haben wirres Zeugs gemacht. Fazit: sobald noch ein Bewegungsmuster zum Beinschlag hinzukommt, wird alles unwuchtig.
2) Beim Einschwimmen hab ich eine halbe Bahn (etwa 30m) Delphin geschwommen und bin dann auf Kraul umgestiegen. Und seltsamerweise ging es dann 5m mit Armzug UND Beinschlag. Hier gab es wohl ein ähnliches Phänomen wie beim Wechsel Rückwärtslaufen/Vorwärtslaufen. Auf dem wenigen Sekunden nach dem Delphin hatter der Kopf einfach keine Zeit, sein altes einstudiertes (schlechtes) Kraulmuster auszupacken. Deswegen war es eine kurze Zeit lang gefühlt "perfekt".
3) Steter Tropfen höhlt den Stein! Zu Beginn der Saison (Anfang Juni) hatte ich noch keine Ahnung von Delphin oder Rücken. Ich habe (bis auf zarte Delphinversuche) auch beide Stile seit ich schwimmen kann nicht ausprobiert. Zu Beginn dieser Saison hat mir ein erfolgreicher Mastersschwimmer (Treppchenplatz bei den Hess. Meisterschaften) dann den Tipp gegeben, ich sollte für die Arm-Bein-Koordination Rücken schwimmen. Also hab ich mich notgedrungen mit dem Stil beschäftigt. Mittlerweile sind 25m Delphin und auch 25m Rücken kein Problem mehr. Und beim Rückenschwimmen klappt auch die Koordination Arme-Beine mittlerweile problemlos. Also kann man auch im Alter noch Schwimmen lernen. Fazit: das Hauptproblem liegt bei den eingeschliffenen Bewegungsmuster. Die zu löschen und durch neue richtige Bewegungsmuster zu ersetzen ist schwerer als Sisyphusarbeit...
4) Scheinbar schwimme ich langsamer als es aussieht. Heute morgen hat mich mein Vereinskollege nach meiner 1000m Zeit gefragr. Ich habe dann geantwortet: "etwas über 20, so etwa 22". Darufhin hat er mich angeschaut und war sprachlos. Und sein Gesichtsausdruck sagte ganz eindeutig: "ich hätte mal auf 5 Minuten weniger getippt". Das liegt wohl daran, dass ich ihn beim Einschwimmen auf der 50m-Bahn hin und wieder überhole.
Und zum Abschluss noch ein Rätsel an die Spezialisten: Beim Nur-Beine hatte ich das Problem, dass meine Beine wohl zu nah an der Wasseroberfläche sind. Das merke ich daran, dass sie sich oft über der Wasseroberfläche bewegen. Beim Nur-Beine mit mittelgroßen Flossen ist mir das noch extremer aufgefallen. Ich komme 5m schnell vorwärts und dann sind die Flossen irgendwie über Wasser und es geht nicht mehr weiter, weil ich die Flossen wegen dem Druck nicht mehr unter Wasser bekomme. Und nun frage ich mich, wo wohl der Fehler liegt?
Und zum Abschluss noch ein Rätsel an die Spezialisten: Beim Nur-Beine hatte ich das Problem, dass meine Beine wohl zu nah an der Wasseroberfläche sind. Das merke ich daran, dass sie sich oft über der Wasseroberfläche bewegen. Beim Nur-Beine mit mittelgroßen Flossen ist mir das noch extremer aufgefallen. Ich komme 5m schnell vorwärts und dann sind die Flossen irgendwie über Wasser und es geht nicht mehr weiter, weil ich die Flossen wegen dem Druck nicht mehr unter Wasser bekomme. Und nun frage ich mich, wo wohl der Fehler liegt?
Vielleicht lässt Du Deine Beine zu gestreckt. Der Kick soll zwar nicht aus dem Knie kommen, aber die Beugung des Knies ist ein wichtiger Bestandteil.
Zitat:
Zitat von schnodo
Hier ein Link zur passenden Stelle – die Erläuterungen dazu sind auch sehr erhellend – und meine deutsche Übersetzung der Handlungsanweisung:
Knie beugen
Hüfte beugen (Oberschenkel ins Wasser drücken)
Bein strecken
Oberschenkel und Wade wieder an die Wasseroberfläche heben
Und zum Abschluss noch ein Rätsel an die Spezialisten: Beim Nur-Beine hatte ich das Problem, dass meine Beine wohl zu nah an der Wasseroberfläche sind. Das merke ich daran, dass sie sich oft über der Wasseroberfläche bewegen.
Was meinst du damit? Nach oben ist es normal, dass die Füße (oder tatsächlich die Beine?) die Wasseroberfläche druchbrechen. Nicht normal wäre, wenn der untere Umkehrpunkt der Amplitude immer noch über der Wasseroberfläche liegt
Wichtig ist, dass die Beine nach unten nicht zu weit aus der flachen Wasserlage raus bewegt werden. Das erzeugt Widerstand. Schau dir halt mal z.B. n 1500m Freistilrennen auf YT an. Dann siehst du die Füße der Schwimmer.
Ob das auch immer so stimmt? Alles auf die Wasserlage zu schieben ist in meinen Augen einfach viel zu flach gedacht.
Da ich immer mit offenen Augen durch das Becken schwimme, kann ich anhand meiner Beobachtungen sagen, dass es viele andere Gründe gibt, warum jemand keine 20 auf 1000 schwimmt. Ich kenne Schwimmer, die haben eine sehr gute Wasserlage und verspielen das Tempo durch zu langsame Bewegungen (keine Beschleunigung des Armes unter Wasser) oder eine fehlende Druckphase oder durch eine falsche Armhaltung. Da sind die Ursachen vielfältig.
Mal davon ab: Ferndiagnosen des Schwimmstils sind immer sehr vorsichtig zu genießen.
Sehe ich auch so. Bis ich ca. 30 war bin ich nur Brust mit Kopf über Wasser geschwommen. Dann habe ich mir selbst richtig Brustschwimmen beigebracht und mühsam jahrelange Technikfehler ausgemerzt.
Da Kraulen lernen autodidakt nicht geklappt hat habe ich 2010 und 2011 je einen Kraulkurs gemacht (mit 39 bzw. 40 Jahren). Und obwohl ich laut Trainern eine gute Wasserlage habe, einen kräftigen, guten Beinschlag und auch meine Armzüge optisch einwandfrei aussahen, war ich langsam (22min auf 1000m). Ursache war bei mir die zu schwache Druckphase und das zu kurze Gleiten. Das habe ich in den letzten Jahren mit vielnTechniktraining ( dahinter eben auch einarmig ohne Beine) ausgemerzt. Mit knapp 50 kraule ich jetzt schneller und ermüdungsfreies als vor ca. 10 Jahren. Und das nach jahrelangem, sehr sporadischen schwimmen (als die Kinder klein waren) und 1-2x pro Woche 1-2km in den letzten Jahren (alle Schwimmstile, inklusive Schmetterling).
Wichtig ist, zu wissen, was man kann und wo die Probleme liegen. Bei mir ist die Wasserlage sehr gut (das hat mir erst gestern eine Schwimmmeisterin bestätigt), dafür ist die Druckphase unter Wasser nach wie vor ausbaufähig.Mein Hauptproblem ist die Orientierung im Freiwasser. Auf freier Bahn im Becken ist das keine Sache, aber z.B. im See, auf vorgegebener Strecke, habe ich die Wahl zwischen vielen Extra-Metern, weil ich selten nach vorne schaue, oder häufigem Rhytmus verlieren, weil ich oft nach vorne schaue. Gestern hat mir die Schwimmeisterin empfohlen, im Freiwasser statt der gut perfektioniertem 3er Atmung und krampfhaften Orientierungsversuchen nach jeweils 10 Armzügen, künftig abwechselnd nach rechts, links und vorne zu atmen. Normalerweise ist das ein No-go beim schwimmen, aber sie meinte, dass das bei meiner Wasserlage deutlich besser sei als meine bisherigen Methoden.
Generell halte ich für gut, hie und da mal einen Profi draufschauen zu lassen. Der sieht gleich, wo die Stärken und Probleme liegen und kann individuelle Tipps zur Verbesserung geben. Wie du richtig schreibst, Ferndiagnosen sind generell schwer.
Aber Deadbolt hat seine konkret erkannten Schwierigkeiten hier klar beschrieben und meine Tipps bezogen sich konkret darauf. Auch wenn Wasserlage nicht die einzige Fehlerquelle beim schwimmen ist, halte ich sie (neben Atmung) für essentiell. An den anderen Bereichen kann man nach und nach noch arbeiten.
Sehe ich auch so. Bis ich ca. 30 war bin ich nur Brust mit Kopf über Wasser geschwommen. Dann habe ich mir selbst richtig Brustschwimmen beigebracht und mühsam jahrelange Technikfehler ausgemerzt.
Da Kraulen lernen autodidakt nicht geklappt hat habe ich 2010 und 2011 je einen Kraulkurs gemacht (mit 39 bzw. 40 Jahren). Und obwohl ich laut Trainern eine gute Wasserlage habe, einen kräftigen, guten Beinschlag und auch meine Armzüge optisch einwandfrei aussahen, war ich langsam (22min auf 1000m). Ursache war bei mir die zu schwache Druckphase und das zu kurze Gleiten. Das habe ich in den letzten Jahren mit vielnTechniktraining ( dahinter eben auch einarmig ohne Beine) ausgemerzt. Mit knapp 50 kraule ich jetzt schneller und ermüdungsfreies als vor ca. 10 Jahren. Und das nach jahrelangem, sehr sporadischen schwimmen (als die Kinder klein waren) und 1-2x pro Woche 1-2km in den letzten Jahren (alle Schwimmstile, inklusive Schmetterling).
Wichtig ist, zu wissen, was man kann und wo die Probleme liegen. Bei mir ist die Wasserlage sehr gut (das hat mir erst gestern eine Schwimmmeisterin bestätigt), dafür ist die Druckphase unter Wasser nach wie vor ausbaufähig.Mein Hauptproblem ist die Orientierung im Freiwasser. Auf freier Bahn im Becken ist das keine Sache, aber z.B. im See, auf vorgegebener Strecke, habe ich die Wahl zwischen vielen Extra-Metern, weil ich selten nach vorne schaue, oder häufigem Rhytmus verlieren, weil ich oft nach vorne schaue. Gestern hat mir die Schwimmeisterin empfohlen, im Freiwasser statt der gut perfektioniertem 3er Atmung und krampfhaften Orientierungsversuchen nach jeweils 10 Armzügen, künftig abwechselnd nach rechts, links und vorne zu atmen. Normalerweise ist das ein No-go beim schwimmen, aber sie meinte, dass das bei meiner Wasserlage deutlich besser sei als meine bisherigen Methoden.
Generell halte ich für gut, hie und da mal einen Profi draufschauen zu lassen. Der sieht gleich, wo die Stärken und Probleme liegen und kann individuelle Tipps zur Verbesserung geben. Wie du richtig schreibst, Ferndiagnosen sind generell schwer.
Aber Deadbolt hat seine konkret erkannten Schwierigkeiten hier klar beschrieben und meine Tipps bezogen sich konkret darauf. Auch wenn Wasserlage nicht die einzige Fehlerquelle beim schwimmen ist, halte ich sie (neben Atmung) für essentiell. An den anderen Bereichen kann man nach und nach noch arbeiten.
Schau dir mal 800m Damen Freistil Finale aus Rio an. Ich glaube die atmen aller 2er Zug. Nogo würde ich da nicht sagen.
Beim Laufen beträgt die Atemfrequenz glaube ich ca 40-60 Atemzüge pro Minute, je nach Intensität. Sagen wir man schwimmt mit 54 Zügen pro Minute (was für viele schone eher Hochfrequent sein dürfte ), dann reden wir beim 3er Zug von 18 mal atmen in der Minute, während man aber trotzdem versucht eine gewisse Ausdauerleistung zu erbringen.
Wenn die Atemtechnik nicht so gut ist, kanns natürlich erstmal sein, dass man mit seltener Atmen und dafür ggf. weniger "Intensität" schneller wird. Aber das Problem war dann am Ende trotzdem die Atemtechnik. Kann natürlich sein, dass jmd nen großes Lungenvolumen hat und das im submaximalen Bereich auch mit geringerer Atemfrequenz ausreichend Sauerstoff reinkommt. Wenns zur Sache geht schwimmen die meisten 2er Atmung, außer im Becken auf den letzten Metern, da wird dann gern mal aufs Atmen gepfiffen.
Also einfach atmen, wenn man Luft brauch und ggf. weiter an der Atemtechnik feilen, wenn man merkt, dass man dadurch (zu) viel Geschwindigkeit einbüßt.
Wer über eine etwas längere Zeit wirklich schnell schwimmen will braucht Sauerstoff für die Aerobe Energiebereitstellung für die Antriebsmuskulatur und wird an einer überwiegenden 2er Atmung deshalb nicht vorbei kommen.