Angeregt durch einen Artikel heute auf spiegel online, sowie auch meine eigenen Erfahrungen hier in den Chiemgauer Bergen in den letzten Monaten versuche ich mal einen aktuellen Trend zu hinterfragen.
Was haltet ihr davon, dass E-bikes/ Pedelecs zunehmend traditionelle muskelbetriebene Mountainbikes in den Bergen verdrängen?
Obwohl ich grundsätzlich nichts gegen Pedelecs habe insbesondere wenn sie auf Strecken eingesetzt werden, die sonst mit dem Auto zurückgelegt werden würden oder von von sportlich schwächeren Partnern, die so Touren in der Gruppe fahren können, die sonst für sie nicht machbar wären. sehe ich die Inflation an Elektro-Mofas im alpinen Bereich überwiegend negativ und problematisch.
Bei typischen Ausflugsbergen bei uns sieht man neuerdings schon mehr E-Bikes hochradeln als echte Radfahrer. Da somit insgesamt immer mehr Zweiräder alpin unterwegs sind, die Verkehrsdichte also zunimmt, ist es auch absehbar, dass die ohnehin schwelenden Konflikte zwischen Radfahrern und Wanderern zunehmen und früher oder später Streckensperrungen für Zweiradler drohen, die dann zweifellos alle Zweiräder, also die echten und die Fake-Radler betreffen.
Ich könnte mir vorstellen, dass so mancher E-Biker, der nur dank Motorunterstützung auf den Berg kommt dann mit der Abfahrt überfordert ist. Wenn ich mich daheim mit meinen Hügeln auf Touren in den Bergen vorbereite, dann komme ich automatisch auf viele KM, auch bergab. Wenn ich allerdings als Nichtradler mir im Urlaub so ein Teil ausleihe, dann könnte ich mir vorstellen, dass es bergab schnell grenzwertig wird. Die Teile werden aufgrund ihres Gewichts ja auch besser schieben.
Davon abgesehen verstehe ich die Begründung der meisten E-Biker eh nicht. Wenn ich drei Stunden Zeit habe, dann ist es doch egal, wenn ich ohne Motor nur 35 km schaffe, mit Motor aber 50 schaffen würde. Oder ob ich 5 km/h im Schnitt schneller fahre. Die meisten wollen sich doch einfach nur nicht schinden oder körperlich anstrengen, das gehört aber zum Sport dazu, passt aber zur Entwicklung der Gesellschaft. Man will Abenteuer und Sport, aber mit begrenzten Risiken und Antrengung, alles nur noch so halbgar. Geklettert wird in der Halle, Skitouren geht man auf Pisten, etc.
Erstmal will ich versuchen, die Problematik im Detail zu verstehen.
Es gibt ja durchaus, wie bereits im Eröffnungspost geschrieben, positive Aspekte bei der Nutzung von E-Bikes.
Allerdings fürchte ich, dass da eine neue Form von alpinen Massentourismus entsteht, so wie ja auch das alpine Skifahren erst mit der Erschließung der Alpen durch konditionssparende Lifte zum echten Massensport wurde.
Auch bei uns im Zillertal bzw. in den oberbayerischen Alpen ist das so.
Ich persönlich fühle mich auch nicht deshalb besser, weil ich mit "Manneskraft", also als "echter Kerl" rauf fahre und die anderen "Weicheier" nicht. Jeder wie er mag, leben und leben lassen.
Die Berge gehören nicht irgendeiner Gruppe exklusiv, weder der Wanderern, noch den Bikern, noch den E-Bikern. Und es gilt auch nicht, das ein Anrecht auf Exklusivität hat, wer zuerst da war.
Wie überall gibt es die Kommerzialisierung und Individualisierung, die muss man nicht gut finden, aber es gibt sie. Und es gibt immer First Mover, Fast Follower und dann die große Masse. So sind wir Menschen. Was sollen die Mallorquiner März bis Mai sagen, wenn die bunten Heuschrecken die Insrl fluten? (Außer sich freuen dass über einen relativ grünen Tourismus viel Geld auf die Insrl kommt)
Ich sehe auch, dass es mehr Traffic geben wird, wie bei Skifahren, Freeridern, Boardern, Pistenbergaufgehern, Schneeschuhwanderern etc. und es wird entsprechende Konflikte geben.
Bevor es mich ankaast, such ich mir einen anderen Berg, an dem dann andere wieder folgen :-)
E-Bikes sind motorisierte Fahrzeuge und haben dementsprechend auch nur dort etwas zu suchen wo auch motorisierte Fahrzeuge zugelassen sind. Also bis maximal am Radweg, dort wo man früher auch mit dem Hühnerschreck fahren durfte
Es ermöglicht halt auch denjenigen, die nicht (mehr) die körperlichen Voraussetzungen für den Anstieg haben (alte, gehandicapt, ...), anschließend eine Abfahrt zu genießen. Nicht für jeden ist der Spaß am Fahrrad fahren durch einen schweißtreibenden Anstieg definiert. Die Downhiller fahren auch meistens mit dem Lift hoch.
Wenn man dagegen ist, muss man konsequenterweise auch gegen jeglichen Liftbetrieb im Skisport sein. Dann wären die Skipisten auch herrlich leer.
Von daher: Leben und leben lassen.
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.