Für mich ist "Schlampe" die weibliche Form vom "Schlamper". Gemeint ist eine schlampige, also unordentliche Person. Im selben Sinne ist eine Alltagsrad ein schlampiges Fahrrad.
Eine Stadtschlampe ist daher vielleicht schlampig zusammengebaut oder schlampig gewartet, aber sie ist dennoch ein Sinnbild für unverbrüchliche Treue und damit alles andere als ein "leichtes Mädchen". Sie wird stets von der selben Person bestiegen und hat häufig derart ausgeprägte Eigenheiten (Charakter), dass sie von einem anderen Fahrer nicht beherrschbar wäre. Es ist eine Symbiose aus Ross und Reiter.
Stadtschlampen sind oft der Gegenstand ergreifender Rettungsversuche, wenn es ihnen schlecht geht. Bei den Wiederbelebungsversuchen werden selbst Rohrzangen, einige Meter Blumendraht, Feilen, Eisensägen, Rohrschellen, Panzerklebeband und größere Gebinde Schraubenlöser verwendet. Ein Rennrad mit diesem Krankheitsbild hätte man längst entschlafen lassen. Aber an der Stadtschlampe hängt man bis zuletzt.
Der Begriff "Stadtschlampe" ist eine Auszeichnung, ein Adelstitel für ein Fahrrad! Diese Bikes zeigen, wie gut Fahrräder sein können: ein treuer Freund für jeden Tag.