Zitat:
Zitat von Hafu
Das Argument ist aber auch falsch. Für belegtes Fehlverhalten von z.B. US-Soldaten in Abu Gharib gab es Untersuchungen, Anklagen, Verurteilungen. Man kann ja danach googeln.
Man kann wie bei jedem Gerichtsverfahren zu Recht streiten, ob die verhängten Strafen hart genug waren usw. aber der Rechtsstaat hat hier im Kern funktioniert.
Und ich kann mich an keinen Fall erinnern, in dem z.B. US-Soldaten Flachbildfernseher oder Waschmaschinen aus zivilen Häusern gestohlen und in die Heimat geschickt haben, was in der russischen Armee nach wie vor gang und gäbe ist, genauso wie der Diebstahl von tausenden Tonnen Getreide und von ganzen Landmaschinen.
Putin hat Angehörigen der russische Militäreinheit, die Butcha besetzt hatte, sogar wenige Tage nach Bekanntwerden der dortigen unfassbaren Gräueltaten sogar explizit Orden verliehen, wie lidlracer seinerzeit verlinkt hatte. Nicht ein einziges der dort von russischen Militärs begangenen Kriegsverbrechen ist bislang von russischer Seite auch nur untersucht worden, sondern es wurden stattdessen nur absurde Lügen über ukrainische Schauspieler, die massakrierte Zivilisten dargestellt hätten aufgetischt. Das ist ein so himmelweiter Unterschied zwischen den von Russland und den von anderen Ländern wie z.B. den USA begangenen kriegsverbrechen, dass man auf keinen Fall die These aufrecht erhalten kann, dass "Soldaten verschiedener Länder das Gleiche tun".
|
Während des Vietnamkriegs stürmte im März 1968 eine Einheit von US-Soldaten unter Leutnant William Calley das Dorf My Lai und richtete unter alten Männern, Frauen und Kindern ein Blutbad an. Vor 50 Jahren, am 29. März 1971, wurde Calley als einziger Soldat für das Massaker verurteilt.
„Unser Captain Medina sagte uns: Ihr geht da jetzt rein, brennt alles nieder und tötet jeden: Frauen, Kinder, Babies, Kühe, Katzen, alles. Als wir aus den Hubschraubern heraussprangen, haben wir sofort angefangen zu schießen.“
„Als der erste Zivilist erschossen wurde, war es zu spät. Wer immer diesen Schuss abgefeuert hat, danach geriet alles außer Kontrolle. Das war nur noch: Schieß, schieß – auf alles, was sich bewegt. Jemand kam aus einer Hütte – bäng, tot. Es lief komplett aus dem Ruder.“
Die GIs marschieren durch das Dorf, gehen von Hütte zu Hütte. Phan Tanh Cong war damals elf Jahre alt. „Wir saßen in der Küche, als die Amerikaner hereinstürmten. Wir waren sechs in meiner Familie. Sie schrien VC, VC, also Vietcong, und stellten uns an der Wand auf. Dann haben sie geschossen. Ich fiel mit den anderen um, aber ich war nicht getroffen. Die Leichen meiner Eltern und Geschwister lagen über mir. Und die Amerikaner hielten mich wohl auch für tot, deshalb habe ich überlebt. Ich fühle noch heute den Horror. Meine Brüder und meine Schwester – zwei, vier, sechs Jahre alt – wie können die Vietcong sein?“
Nach rund vier Stunden ist alles vorbei, My Lai ist ein Schlachthaus mit 500 Toten. US-Journalist Seymour Hersh: „Nachdem sie das Schießen eingestellt hatten, aßen die Soldaten zu Mittag, ganz in der Nähe der Wassergräben, in denen die Leichen lagen.“
Von Otto Langels | 28.03.2021