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Alt 23.05.2020, 17:37   #101
JENS-KLEVE
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Registriert seit: 15.10.2009
Ort: KLEVE
Beiträge: 6.107
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
Hallo allerseits,

ich möchte gerne nochmal meinen Standpunkt verdeutlichen. Ich befürchte, andernfalls bei einem Thema missverstanden zu werden, das mir am Herzen liegt.

Was finde ich gut an dem Film?

Er vertritt das vollkommen berechtigte Anliegen der Frauen, nicht sexuell belästigt zu werden, nicht mit sexuell aggressiver und beleidigender Sprache angegangen und weder unangemessen berührt noch vergewaltigt zu werden.

Was stört mich an dem Film?

Die einseitige und stark vereinfachende Darstellung. Dazu gleich ein Beispiel. Vorab muss ich einräumen, dass ich in meinem Bekanntenkreis keine einzige Frau gefunden habe, die mir in meiner Sichtweise zustimmen würde. Stets wird mir vorgehalten, die im Film gezeigten Übergriffe gegen Frauen seien nunmal Tatsachen. Nur: Das bestreite ich gar nicht. Das folgende Beispiel kann vielleicht besser zeigen, um was es mir bei meiner Kritik geht.

Nehmen wir uns ein beliebiges gesellschaftliches Problem. Ich wähle hier willkürlich ein bestimmtes Problem, könnte aber ebenso gut ein anderes wählen. Hier ist es:

In manchen Haupt- und Realschulen sind türkische oder muslimische Jungs ein Problem für die Mitschüler, Mitschülerinnen und sogar die Lehrerinnen. Es fehlt manchmal an Respekt vor weiblichen Autoritäten, außerdem sind sie manchmal in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt. Alle? Natürlich nicht, sondern eine kleine Minderheit. Dennoch sind diese Missstände eine Realität.

Wenn ich nun ein Video drehen würde, in dem ich eine Viertelstunde lang das Fehlverhalten mancher dieser Jungs darstellte: Gegenüber der Lehrerin, Schlägereien auf dem Schulhof, Abziehen von Mitschülern, das Messer im Schulranzen und so weiter. Wenn kein einziger der betroffenen türkischen Jungen in dem Video zu Wort käme. Wenn der soziale Hintergrund, etwa die Gewalterfahrungen in der patriarchal geführten Familie, unerwähnt bliebe. Wenn die große Mehrheit friedlicher und bestens integrierter muslimischer Jungs nicht angesprochen würde. Wenn ich dem Video dann die Überschrift gäbe: "TÜRKENWELTEN".

Dann würde diese filmische Auseinandersetzung mit dem zwar realen, aber vielschichtigen Thema etwas unterkomplex wirken, oder nicht? Manche von Euch würden vielleicht sagen, was dieser AfD-Stil soll, der rein anklagend die Verfehlungen einer kleinen Minderheit unter die Überschrift "TÜRKENWELTEN" setzt, was ja nichts anderes ausdrückt, als dass dies eben "die Welt der Türken" sei? Für meinen Geschmack wäre das nah am Rassismus, und jedenfalls kein besonders wertvoller Beitrag zu einer zweifellos notwendigen Debatte.

Frauen sind keine besseren Menschen als Männer. Es wäre daher kein Problem, ein Video zu drehen, das einseitig die Verfehlungen einer kleinen Minderheit bei den Frauen darstellt. Untergeschobene Vaterschaften, Falschbezichtigungen bei erfundenen Vergewaltigungen und Konflikten um das Sorgerecht, und so weiter. Im Video kommt keine einzige Frau zu Wort, Hintergründe werden komplett weggelassen. Dem Video gibt man die Überschrift "FRAUENWELTEN". Wäre das eine adäquate Auseinandersetzung mit dem Thema? Ich finde: nein.

Daher finde ich das Anliegen des Films "Männerwelten" in Ordnung. Die Umsetzung halte ich aber für missraten.
Anschaulich geschrieben, aber das Beispiel ist natürlich krass.
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OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und beim Einkaufen
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