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Alt 16.09.2018, 15:38   #13165
Jörn
Esst mehr Gemüse
 
Benutzerbild von Jörn
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 3.499
Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Trotzdem wurden Fälle auch in der Vergangenheit kirchenintern bekannt.
Das stimmt. Das ist aber keine neue Information. Eine neue Information wäre, wenn wir die genaue Häufigkeit wüssten. Die Studie behauptet, diese Informationen zu liefern, aber stattdessen liefert sie diese Information gerade nicht. Und zwar aus zwei Gründen nicht:

1. Die aufs Komma (5,1%) taxierten Angaben gaukeln eine Genauigkeit vor, die überhaupt nicht vorliegt. Es ist gut möglich (und sogar sehr wahrscheinlich), dass die tatsächlichen Zahlen meilenweit davon entfernt sind, da die meisten Vergehen vermutlich gar nicht in Akten erfasst wurden oder vorgeschobene Versetzungsgründe eingesetzt wurden, um das Ansehen des Klosters usw. nicht zu beschädigen.

2. Die Studie bezieht sich bei näherem Hinsehen überhaupt nicht auf alle Missbrauchsfälle. Auch nicht auf die paar wenigen dokumentierten Missbrauchsfälle. Sondern sie bezieht sich auf eine Umfrage per Fragebogen unter den Tätern. Die Studie kann also nur die Aussage der Täter dokumentieren. Sie kann sie weder bestätigen, noch prüfen, noch kritisieren.


Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Ausgewertet wurden diese natürlich nicht von den Tätern wie Du unterstellst. Ein Schulbehördenleiter ist auch kein Täter, wenn ein bei ihm angestellter Lehrer ein Kind missbraucht.
Wer weiß? Vielleicht gehört der Leiter des Klosters eben doch zu den Tätern. Vielleicht deckt er die Täter, damit das Ansehen des Klosters unbeschädigt bleibt? Woher wollen die Wissenschaftler wissen, dass die Formulare nicht von Tätern ausgefüllt wurden? Woher wollen sie wissen, dass nicht ein Vorgesetzter erstmal alle Daten sehen wollte, um danach zu entscheiden, was nach draußen gelangt und was nicht?

Ich kann das sogar plausibel machen. Denn wenn es nicht von vornherein das Anliegen war, unliebsame Daten zurückzuhalten: Wieso gewährte man den Wissenschaftlern dann keinen Zugang zu den Akten?


Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Es wurden (mindestens, wie die Verfasser schreiben) von 4,4% der Kleriker, von 1670 Personen, Missbrauch dokumentiert.
Nehmen wir an, ich hätte eine andere Studie zur Hand, die ganz andere Ergebnisse führt. Wer hätte nun recht? Um das zu klären, gibt es in der Wissenschaft ein paar Grundsätze: Die Daten und die Methoden müssen offengelegt werden, und das Ergebnis muss sich dadurch von Dritten reproduzieren lassen. Ansonsten ist es keine Wissenschaft, sondern Wahrsagerei. Aber hier wurden die Daten nicht offengelegt, und daher ist es auch keine Wissenschaft.


Zitat:
Zitat von qbz Beitrag anzeigen
Zwischen "nichts wert" und "exakte Doku" gibt es in meinen Augen Abstufungen, aufgrund dessen ich der Studie mit den bekannten einschränkenden Bedingungen durchaus eine Aussagekraft zubilligen würde und sie auf jeden Fall besser als "keine" einstufen würde.
Doch, es gibt etwas Schlechteres als "keine Daten". Nämlich falsche Daten. Vor allem falsche Daten, die als korrekte Daten ausgegeben werden. Das ist die Todsünde in der Wissenschaft schlechthin.

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Meine Einschätzung wäre wie folgt:

1. Die Wissenschaftler haben sich vor den Karren der Kirchen spannen lassen. Sie verpacken lediglich, was die Kirchen gerne weismachen wollen. Die Wissenschaftler wissen nichts über die tatsächlichen Daten. Sie wissen nichts über die genauen Umstände, wie die Daten gesammelt wurden. Die Methode der Auswertung (was wird nach draußen gegeben, was nicht, was zählt als Missbrauch, was nicht) ist den Wissenschaftlern unbekannt.

2. Die Studie lief meines Wissens so ab, dass Fragebögen verschickt wurden. Etwa wenn ich einen Fragebogen an die AfD schicken würde mit der Frage: "Sagt mal, gibt's bei Euch etwa verurteilte Nazis? Bitte ankreuzen, ja/nein." Ergebnis: Nur 0,08 Prozent der AfD-Mitglieder sind Nazis (2 Personen), wobei die Verbände Sachsen und Thüringen den Fragebogen nicht zurücksandten.

3. Die Kirchen haben offenbar ein Interesse daran, der Öffentlichkeit weiszumachen, dass lediglich ein geringer Prozentsatz ihrer Angestellten Dreck am Stecken haben. Dies steht im Widerspruch zu anderen Daten, etwa Gerichtsverfahren. Im Staat New York z.B. sind 95% der Bistümer in Gerichtsverfahren wegen sexuellem Missbrauch verwickelt, und die Strafzahlungen betrugen über eine Milliarde Dollar. Das klingt nun ganz anders als "5,1 Prozent".
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