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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Kristian Blummenfelt auf der Langdistanz
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Alt 04.12.2021, 10:35   #283
Hafu
 
Beiträge: n/a
Zitat:
Zitat von Klugschnacker Beitrag anzeigen
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Ein Messgerät, egal welches, ob es ein Pulsmesser, ein Wattmesser oder ein Laktatmesser ist, macht nicht automatisch schneller. Messgeräte werfen dem Sportler einen Haufen Daten an den Kopf, machen aber zunächst keine Sekunde schneller....
Deshalb trainieren sowohl Blummenfelt als auch Iden in wichtigen Trainingsphasen eigentlich nie alleine. Entweder ist Arild Tveiten, Mikal Iden oder Olav Aleksandr bei den beiden, um die erhobenen Trainingsdaten zu interpretieren und Feinjustierung hinsichtlich des Trainings zu vorzunehmen.
Ich kenne eigentlich keinen männlichen Triathlonprofi, im 70.3 und Langdistanzbereich, der so engmaschig 1:1 betreut wird wie die beiden- und das seit Jahren.


Das ist zweifellos auch ein Erfolgsfaktor und zwar einer der sehr schwer zu kopieren ist, da ja in keinem größeren Verband die finanziellen Ressourcen vorhanden sind, um eine derartig personalintentensive Betreuung inklusive der ebenfalls monatelangen Höhentrainingslageraufenthalte sowie der ebenfalls teuren Reisen zu Triathlonrennen weltweit zu gewährleisten, auch in Phasen, wo die beiden noch kaum Individualsponsoren hatten. Und es reicht auch nicht, dass irgendjemand im Training am Beckenrand oder neben der Laufbahn steht bzw. beim Radfahren mit dem Auto hinterherfährt, sondern derjenige muss auch noch qualifiziert sein.

Andere Triathlonverbände (wie der deutsche, französische oder britische) sind zwar reicher, aber der Kreis der zu fördernden Athleten ist gleichzeitig viel größer, so dass für den einzelnen Athleten weniger Geld zur Verfügung steht.

Mein Sohn genoss, trotz sicherlich vorhandenen Talents, im Laufe seiner Triathlonkarriere genau ein Jahr lang von der DTU eine Förderung als C-Kader-Athlet. In diesem einem Jahr wurde vom Verband genau zwei Wochen Trainingslager in Mallorca finanziert. Weitere Trainingslager musste er (bzw. die Erziehungsberechtigten) selbst bezahlten. Höhentraining (das der gleichaltrige Casper Stornes und der ein Jahr ältere Iden schon ab dem 17. Lebensjahr ins Training integrierten, sieht der Rahmentrainingsplan der DTU in diesem Altersbereich nicht vor). Nach einem Jahr verlor Frederic seinen Kaderstatus wieder, da er die Fördervoraussetzung als jüngerer Juniorenjahrgang nicht mehr schaffte und musste sein Training und die Trainingslager wieder komplett selbst finanzieren. Im Jahr darauf wurde er (ohne C-Kaderstatus) Deutscher Meister, schaffte aber trotzdem nicht mehr den Sprung in einen der Bundeskader und schaffte es auch nicht, vom Verband für ITU-Weltcups oder gar WTS-Rennen nominiert zu werden, so dass er mehr aus der Not heraus geboren, erste Erfahrungen in Mitteldistanzrennen sammelte.

Die zum gleichen Zeitpunkt sportlich vergleichbar starken Casper Stornes und Gustav Iden konnten gleichzeitig schon erste Erfahrungen in der World Triathlon Series und im Weltcup sammeln und nebenbei etliche Monate in verbandsfinanzierten Höhentrainingslagern in Sierra Nevada verbringen. In Norwegen wurden über 9 Jahre hinweg nahezu nur drei männliche Kaderathleten vom Verband finanziert (und mit Lotte Miller nur eine einzige Frau), so dass es dort (ähnlich wie in anderen kleineren Verbänden auch nie große vebandsinterne Rivalität um den Kaderstatus gab).

Mein Sohn hätte mit 19 oder 20 ohne finanziellen Background aus dem Elternhaus höchstwahrscheinlich dem Leistungssport (notgedrungen) den Rücken gekehrt, so wie es unzählige andere Talente, die aus dem Kadersystem fallen nach wie vor machen (müssen).

Natürlich sind seit zwei bis drei Jahren Iden und Blummenfelt aufgrund ihrer Erfolge gut genug mit Sponsoren ausgestattet, um sich Trainingslager selbst zu finanzieren und evt. auch gut genug, um ihren persönlichen Betreuer zu bezahlen (Stornes aber nach wie vor nicht; der ist immer noch auf die Verbandsförderung zwingend angewiesen, um seinen Sport weiter ausüben zu können). Aber die fünf bis sechs Jahre vom Juniorenalter bis zum Erreichen des Elitelevels, in denen diese finanzielle Kompetenz bei keinem Athleten vorhanden ist, entscheiden letztlich über den Verlauf einer Sportlerkarriere. Wenn die drei Norweger das "Pech" gehabt hätten in Deutschland, Frankreich oder Großbritannien geboren worden zu sein und sie sich schon in den Jugendklassen ganzjährig um Dinge wie Kadernormen hätten kümmern müssen, wage ich die Voraussage, dass mindestens für zwei von den drei Athleten die Karriere anders verlaufen wäre und sie evt. die Sportart Triathlon schon an den Nagel gehängt hätten, bzw. sie nur noch auf Amateurlevel neben einem regulären Vollzeitstudium betreiben würden.

Geändert von Hafu (04.12.2021 um 10:44 Uhr).
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