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Zitat von keko#
Prof. Reckwitz beschreibt den Übergang der klassischen westlichen Industriegesellschaften in den Postindustrialismus. Aus dem klassischen Kapitalismus wird der kulturell-kognitive Kapitalismus mit immateriallen Kapital. Der sich ausbreitende Neoliberalimus ist dazu notwendige Voraussetzung. Es entwickelt sich eine stark polarisierte Gesellschaft mit einer Wissenselite und einer breiten "Service Class" (Dienstleister). Diese "Transformation" ist quasi nicht zu stoppen, da der industrielle Fordismus ins Leere läuft und der wirtschaftliche Wachstumszwang neue Formen sucht. So gesehen sind die USA voraus und nicht hinterher.
Ich kann nicht beurteilen, ob das stimmt, was scheinbar schlaue Leute von sich geben, aber für mich macht es Sinn.
(Sorry für offtopic, aber vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen)
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Danke für die Erläuterung. Ich verstehe seinen Begriff von immateriellem Kapital nicht. Kapital ist eigentlich immer ein immaterieller Wert, quasi Geld in Bewegung wird Kapital, das sich einerseits in den Produktionsmitteln verstofflicht und andererseits für den Kauf der "lebendigen" Ware Arbeitskraft aufgewendet wird. Sicher fanden jetzt im Laufe der kapitalistischen Entwicklung mehrere Transformationen der Produktivkräfte statt vom Handwerk über die industrielle Produktion bis zur heutigen Automatisierung und im Zuge der wissenschaftlich-technologischen Umwälzungen stieg der Anteil der geistigen Arbeit im Verhältnis zur körperlichen Arbeit immens. Ebenfalls erhöhte sich der Vergesellschaftungsgrad der Arbeit. D.h. zu den Produktionsmittel eines Konzerns gehören heute sehr viel mehr Patente und Wissen. Deswegen ändern sich in meinen Augen aber die grundlegenden Widersprüche des Kapitalismus nicht, die private Aneignung der Ergebnisse vergesellschafteter Arbeit, die Ausbeutung der Arbeitskräfte etc. Die Widersprüche werden nur systemisch immer grösser, der Reichtum auf der einen Seite, die Armut auf der anderen. Was dann wieder die Art der Unruhen erklärt. Es demonstrieren / streiken ja nicht die Industriearbeiter, sondern eher die Arbeitslosen und Ausgegegrenzten im Kern mit solidarischen Weissen aus anderen Schichten.
China z.B. wirtschaftet zwar auch kapitalwirtschaftlich, aber nicht neoliberal, weil mit grossem staatlichen Lenkungsanteil, und erarbeitete sich ebenfalls einen hohen Grad an wissenschaftlich-technischem Anteil bei der Produktion. Das würde die These Reckels widerlegen, der Neoliberalismus wäre eine notwendige Vorausetzung.