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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Redshift Praxistest: Hammer am Strand
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Alt 26.10.2014, 16:45   #1
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
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Ort: Puy la Clavette
Beiträge: 37.720
Redshift Praxistest: Hammer am Strand

Jaaa, nu sitz ich hier neben der Backstube, mampfe an meinem Streuseltaler (die nennen das tatsächlich so, keine Ahnung wieso, aber 'Streuselzunge' find ich auch kaum besser), bin ein bisschen uneins mit mir selbst, und das ist natürlich weniger dem Umstand geschuldet, dass ich schon ne ordentliche Schwimmeinheit hinter sowie noch eine hübsche Radfahrt vor mir hab, sondern eher der Tatsache, die der Blick zur Uhr offenbart.
Es ist nämlich noch nichtmal Sechs in der Früh und so verwunderlich wie es erscheinen mag, mich da irgendwo anzutreffen ausser vielleicht unter der Bettdecke, könnte einen der Anblick der Nascherei zum Frühstück da in meiner Hand befremden.
Für manche mag es nach einer Leckerei aussehen, ich würde es eher „Selbstmord auf Raten“ betiteln.
Nicht nur wegen der Ingredienzen, die Uhrzeit spielt da schon auch ein wenig mit rein.
Doch immerhin: nicht schlecht, sieht man vielleicht davon ab, dass ich die Süsse weissgott nicht gewohnt bin und es mir alles zusammenzieht dabei.
Aber was will man machen, eher so als Pilstrinker, der das Herbe, Deftige bevorzugt, oder aber halt auch, wenn die Blume nun mal ne Bäckersmaid und für das frühmorgendliche Treiben verantwortlich ist?
Irgendso ein zusammengebrutzeltes Pizzaschnippelchen würde mir jetzt jedenfalls auch bestenfalls den Magen innen nach aussen drehen.

Aber wie auch immer: während die Uhr nun auf kurz nach Sechs vorgerückt ist, bereite ich mich gerade mit Streuselkrümeln aufm Frack innerlich auf die folgende Radausfahrt vor und überlege, wie die Chancen stehen, auch noch eine Runde zu Fuss zu machen, als ich von draussen im Laden etwas Tumult zu vernehmen meine.
Irgendeine Kundin mault herum, was scheinbar weniger die Bäckersleut beeindruckt, aber offenbar andere Kundschaft auf die Palme zu bringen scheint.
Man sollte morgens schlicht in der Falle liegen bleiben, wenn mans nicht verträgt, Punkt.
Um weiterem Terz aus dem Weg zu gehen, entscheide ich mich kurzfristig dafür, die Rad- und eventuell Laufrunde zu canceln und stattdessen mit dem MTB in die Firma zu radeln, schön off the road mit einem eleganten Umweg, wo mir niemand auf den Senkel geht um diese Zeit.
Das kommt dann zur Geschäftszeit noch ausreichend und so freu ich mich erstmal auf den geschmeidigen Ritt auf dem gut eingestellten Fully mit der Rohloff im Heck.

Ja, richtig, Fully mit Rohloff, was ja angeblich nicht so der Burner sein soll.
Sagt eigentlich wer?

Denn diese Themenwende führt mich zum Grund meines Aufkreuzens hier im Neue-Spielsachen-Blog.
Ich spiele ab und zu mal irgendwelche Szenarien im Kopf durch, und was die Rohloff angeht, wär der Laden da wahrscheinlich längst weg vom Fenster.
Ursprünglich ja fürs MTB gedacht, gebaut und konzipiert, ging das dieser Klientel ja am Allerwertesten vorbei.
Zu schwer, zu unnötig, zu teuer, was weiss ich...
Etwas, das die Welt nicht braucht.
Die Trekking- und Reiseradlergemeinde hat die Dose dann dankbar angenommen, vielleicht nicht vorhergesehenerweise, aber in letzter Konsequenz meine ich, dass sie in einem Segment, wo nicht jedes Jahr das Neueste vom Neuen in der Garage stehen muss, nicht im Zweijahresrythmus ein neues Rad angeschafft zu werden braucht und das generell etwas nachhaltiger und weitsichtiger aufgestellt ist, vielleicht sogar besser aufgehoben sein dürfte als in einem Umfeld, wo sie (neben der Haltbarkeit und Verschleissarmut) ihre Stärken umso mehr auszuspielen in der Lage ist, je übler sich die Rahmenbedingungen präsentieren.
Wir haben jedenfalls durchaus so einige Rohloffs im MTB-Bereich untergebracht, nur eben halt bei Leuten, die sich ein eigenes Bild zu machen bereit waren statt das Geschmarre in Zeitschriften und an Stammtischen ungeprüft zu übernehmen.

Und damit will ich die Themenkurve endgültig gekratzt haben, denn hier wird’s jetzt um ein ähnliches Produkt gehen.
Nix fürs MTB, kein Getriebe, aber ein Gadget, das auf den ersten Blick auch niemand zu glauben braucht, welches sich aber, sobald man sich mal drauf eingelassen hat, schnell einen hohen Stellenwert erarbeitet.
Die Rede ist von den redshift-Sachen, einer während der Fahrt verstellbaren Sattelstütze und einem Zeitfahraufsatz, der dank Schnellverschluss im Handumdrehen am Lenker montiert und wieder abgenommen werden kann.
Im Forum war vereinzelt schon die Rede davon, daher hab ich dankbar das Angebot angenommen, die Teilchen mal ne Weile auszuprobieren.

Nachdem die Kiste mit den Sahneschnitten aufgeschlagen war, gingen die Probleme auch gleich los:




Ok, Spass beiseite.
Die Kiste ging auf, und was darin lag, macht dem geneigten Werkmann vollumfänglich Spass.
Nix wie ausm Vollen geschlagen, sauber verarbeitet, hochwertige Oberflächen, masshaltig, spielfrei, gute Haptik, das sieht man gerne für sein Geld.
Da hat man ja -unabhängig vom Preis- auch schon andere Ergebnisse in der Hand gehalten.




Wie wir alle wissen, bin ich ja ein grosser Freund des neudeutsch 'Cyclocrosser' genannten Genres.
Gute Reifenfreiheit, brauchbare Bremsen verwendbar, robust genug, im Dreck zu spielen, kurz genug, um eine solide Aero-Sitzposition einzustellen, meist sogar noch als Reiserenner, Winterrad oder Alltagshobel zu gebrauchen, Stichwort 'eierlegende Wollmilchsau'.
Redshift setzt der Kategorie jetzt noch die Krone auf, denn nun muss man nichtmal mehr was umbauen.
Ich hatte zunächst ein wenig Bedenken, dass ich als eh-schon-relativ-weit-vorne-Sitzer keine Satteleinstellung finden würde, die Bedenken waren aber schnell zerstreut, der Einstellbereich ist definitiv gross genug.





Die Sattelstütze ist asymetrisch, funktioniert aber (ausser vielleicht mit Sätteln, die ein total verschrobenes Gestell haben) nur in einer Richtung, sonst wird’s nix mit einem auch nur annähernd waagrechten Sitz. Macht aber nix, der Einstellbereich ist wie gesagt, absolut ausreichend.
Ich hab das Schönwerk wie üblich in der Firma entgegengenommen, direkt an das Rad, mit dem ich grad da war, montiert und mir erstmal keine grösseren Gedanken zur Sitz- und Liegeposition gemacht.




Sattelhöhe und Ausrichtung in der Horizontalen geprüft und ab dafür.
Ging gut für so ne spontane Aktion, zuhause hab ich dann ein wenig mit verschiedenen Rädern getüftelt und gemessen und war ziemlich beeindruckt. Die Jungs müssen sich über die Kinematik speziell natürlich der Sattelstütze ziemlich lang den Kopf zerbrochen haben. Zwischen der hinteren und der vorderen Position sind 45mm Unterschied, gemeinhin der Unterschied zwischen Lot durch die Vorderkante der Kniescheibe und das Gelenk.
Der Abstand zum Tretlager ändert sich dadurch nicht, man erhält also zwei ordentliche Sattelpositionen, für die es wirklich genügt, das Sitzmöbel nach vorne oder nach hinten zu klappen.

Was den Mechanismus angeht, war ich gespannt.
Von gefederten oder auch den absenkbaren Sitzpfosten am MTB sind wir nämlich einiges an Geraffel gewohnt, spielfrei ist da eher die Ausnahme, die Betätigung (bei den absenkbaren) wiederum eine ganz andere Geschichte und zwar keine der allgemeinen Belustigung.
Bei redshift war ich daher etwas verwundert, denn da ist eigentlich nix.
Kein Knopf, keine Verriegelung oder so. Ich hab kein Reverse Engineering betrieben, aber irgendwie ist das ganze Parallelogramm federbelastet, rastet damit in beiden Positionen sicher ein, kann aber mit einem leichten Ruck jeweils aus der Endlage heraus- und in die andere befördert werden.
Ich bin nu keine 70000km damit gefahren, dafür aber auch (Crosser halt...) Feld- und Waldwege und der gesamte Mechanismus hat das durchgehend spielfrei und immer sicher bedienbar überstanden.
Nur wenn man das Rad am Sattel packt und herumhebt, bewegt sich das Ganze etwas, geht dann aber wieder in die ursprüngliche Position zurück, gewöhnungbedürftig vielleicht, aber problemlos.
Das Verstellen nach hinten geht im Fahren mit etwas Übung, indem man den Sattel zwischen die Beine klemmt und den Hintern nach hinten bewegt, nach vorne ist mir das zwar auch einmal gelungen, ansonsten geht’s definitiv besser, wenn man die Hand nimmt...
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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.

Geändert von sybenwurz (09.10.2018 um 07:57 Uhr).
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