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Alt 09.09.2020, 22:24   #4641
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
Benutzerbild von sybenwurz
 
Registriert seit: 05.01.2007
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Beiträge: 37.720
Die Königin vom See, der Schwarze Kater und fiese Platten

Und nu komm bloss keiner auf die idee, dass es hier um irgendwas mit Fahrradfahren geht.
Fahrräder sind nur in Arcos Fussgängerzone deutlicher repräsentiert, als man in einer der Kletterhauptstädte dieser Welt annehmen sollte.

Ich persönlich war ja felsenfest davon überzeugt, dass uns nach anfänglichen Lockerungen frühe Heimkehrer aus den Urlaubsgebieten erneute Verschärfungen der Regularien mitbringen würden und quasi bis zuletzt war die Frage offen, ob unsere Tour an den Gardasee stattfinden könnte.
Aber sie konnte, auch wenn ich nicht dran glaubte, ehe wir wirklich unterwegs waren.

So trafen wir dann also am Mittwoch Nachmittag in Arco ein und checkten direkt im 'On The Rock‘ ein, sobald das möglich war, um uns schnellstbaldigst im 'Trentino‘ zu treffen und den weiteren Tagesverlauf zu besprechen.
Nachdem hier relativ fixies die ersten Aperol Spritz und Hugo auf dem Tisch standen, war klar, dass der keine Klettereien mehr beinhalten würde und die Autos nur noch insofern Verwendung finden würden, um die ersten getätigten Einkäufe darin zu lagern.

Ich hab ja nix gegen unsern Einzelhandel, aber in Arco geht halt an Kletterzeug wahrscheinlich pro Woche über die Ladentheke, was sich hierzulande pro Stadt das ganze Jahr über so dreht, und wenn mans nicht eh schon kennt, erschlägt einen das Angebot in Arco, wo Seilbündel aller Hersteller sich in allen Längen, Farben und Dicken mannshoch aufstapeln und Klimperware wie Karabiner, Sicherungsgeräte oder Exen quadratmeterweise in allen denkbaren Varianten an den Wänden hängt.

Aber egal. Nach den ersten anstrengenden Einkäufen war der logische Schritt der hin zu einer kleinen Stärkung, den, bzw. die man durchaus auch als Einleitung zum Abendprogramm betrachten könnte.
Glücklicherweise kriegten wir auch kurzfristig und trotz Corona-Regularien in Italien sehr kurzfristig einen Tisch im 'Al Fiume’, quasi unserm Stammrestaurant vom letzten Jahr.
Und wie letztes Jahr wiederholte sich Abend für Abend die Diskussion, wo wir am nächsten Abend hingehen würden, obwohl jede/r bereits mit der Auswahl des aktuellen Gerichts auch schon das für den nächsten Tag ins Auge gefasst hatte.
Aber kein Problem, eher im Gegenteil, denn da kann man ja gleich für den nächsten Abend reservieren…

Eine kleine Ernüchterung folgte auf dem Rückweg ins Hotel, wo wir herzlich unerfreut feststellen mussten, dass das 'Il Gatto Nero‘, DIE Kneipe schlechthin für Kletterer, gemeinhin im Stellenwert keinesfalls unter 'Oma Eichler‘ (googlen folks, googlen...!) rangierend, geschlossen war.
Hier trifft sich alles, aber wirklich alles, was in der Kletterszene Rang und Namen hat oder hatte.
Jedermann und Jederfrau, aber wie erwähnt: nicht heute und auch am Donnerstag mussten wir noch weitere 24 unbequeme Stunden ausharren, ehe das Etablissement endlich am Freitagabend wieder öffnete.
Not amusing, aber letztlich wollten wir uns ja allmählich auch mal dem Ernst der Sache widmen.
Also nachm Frühstück Abmarsch zum Parkplatz, die bereits geöffnete Eisdiele an der Ecke schweren Herzens links liegengelassen, damit nicht Frühstück UND das erste Eis des Tages gleich beim drohenden Zustieg hart bergauf so unbamherzig an den Gaumen klopfen.
'Le Piazzole‘ war als erstes Ziel ausgesucht und so konnten wir den Tag an relativ neu erschlossenen Kletterrouten verbringen, bis aufgebrauchte Vesper, sonstige Vorräte wie natürlich auch Kräfte einen baldigen, erneuten Auftritt im 'Al Fiume’ angeraten erscheinen liessen und somit erstmal zur Rückfahrt ins Hotel rieten.

Für Freitag hatten wir dann die Lastone di Dro ins Auge gefasst, abwertend formuliert eine Mehrseillängen-Plattenschleicherei vom See kommend Richtung Dro unmittelbar am Ortsanfang.
Zustieg kurz und schmerzlos, los gehts.
Gegen Elf Uhr begann die Sonne, die Szenerie zu beleuchten und aus dem Schatten zu heben, daher dachten wir noch, es wäre die Herausforderung des Tages, hier nicht zu überhitzen.
Nach acht Seillängen und dem Ausstieg wurden wir allerdings der Tatsache gewahr, dass nicht das Klettern der eigentliche Knackpunkt war, sondern eher der Abstieg.
Wassn fuck...!

Nach erfolgter Rückkehr ins Hotel ne Dusche, ein Aperitif und ein göttliches Mahl im 'Al Fiume‘.
Und ausserdem: es war bereits Freitag.
Also Klartext: das 'Il Gatto Nero’ hatte wieder geöffnet.
Es wurde ein langes Wiedersehen nach einem Jahr, daher hatte unsere umsichtige Tourleitung in weiser Voraussicht die Uhrzeit fürs Frühstück am Samstag auf die spätest mögliche terminiert;- ein pfiffiger Schachzug...
Und uns angefixt, am Samstag in ein Gebiet zu fahren, das wir bereits letztes Jahr beackert hatten.
Kann es einen wohlklingenderen Namen geben als 'Regina del Lago‘???
Kaum.
Nein.
Unmöglich.

Hier war erneut Toben angesagt, bis alle mitgebrachten Vorräte aufgebraucht waren.
Arme leer, alles Futter gemampft, allen Saft gegurgelt, die Augen sattgesehen am Ausblick über den See, die winzigen Pickel, die in Wirklichkeit Surfer sind, die etwas grösseren, Segelboote, und natürlich die Finger so langezogen, dass sie das Glas mit Aperol am letzten Abend sanft umschliessen können.
Leider auch letzter Abend im 'Al Fiume’, letzter Abend im 'Il Gatto Nero‘ und hier strenggenommen auch der letzte Morgen, nachdem wir uns tüchtig abgemüht und so langsam wie nur irgend möglich an unseren GinTonic genuckelt haben, als könne man damit den Abschluss dieser feinen Tour nach Belieben hinauszögern, die Nächte unter dem steil aufragenden Fels im 'On The Rock‘ nicht den nächsten Gästen überlassen, nicht das endlose Gewusel in den Fussgängerzonen und Piazze bald verlassen müssen, um es einzutauschen gegen den trägen Stau vorm Brenner.
Auch wenn ich die Gurkerei da runter hasse, steht die nächste Tour nach Arco schon wieder fest. Hilft ja nix.

Pics, die Damen und Herren:
















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Im finstersten Winkel Frankreichs, wo das Kopfsteinpflaster herumspukt, begann ein Junge aus Gelderland zu sprinten. Eine halbe Stunde später drang durch eine Maske aus Schlamm und Kuhscheiße ein feines Lächeln. Ich schloss die Augen und hörte die Matthäus-Passion auf Rädern.
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