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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Ironman Lanzarote 25.05.19
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Alt 02.07.2019, 01:50   #224
mamoarmin
 
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Zitat von Matze8 Beitrag anzeigen
Mein Bericht zum IM Lanzarote 2019

Nachdem die Teilnahme 2018 unter den Motto coming back to life gestanden hat war es 2019 ein und ich lebe immer mehr.

Die Vorbereitung konnte ich im Winter und Frühjahr weitestgehend wie geplant absolvieren. Das Wetter war nicht ganz so gut wie während der Vorbereitung in 2018, insgesamt aber ok.

Die Anreise am Dienstag in der Wettbewerbswoche von München war mit dem zur Hälfte mit Triathleten gefüllten Flieger lustig. Die Finisher-Shirts und IM-Rucksack-Dichte gaben klare Hinweise, was ansteht.

In Arrecife hat der Transfer zum Apartment in Puerto del Carmen mit dem Taxi fix geklappt - inklusive dem Top-Zuschlag für den Radkoffer, sei's drum.

Der erste knifflige Punkt war dann, dass mein Vorderrad nach dem Einbau sich nicht mehr drehen wollte. Zum Glück konnten das die Service-Techniker von Tripasion noch am Mittwoch durch den Einbau neuer Lager lösen.

Immer wieder beeindruckend: Beim Spazierengehen im Ort ist mir dann Kenneth Gasque entgegengekommen. Ein Schulter klopfen sagt mehr als 1000 Worte!

Das Abholen der Startunterlagen war im Club La Santa wieder flott erledigt, dieses Jahr hat die Waage auch weniger als im Vorjahr angezeigt. Zwei kleine Lauf- und Schwimmeinheiten auf der Anlage mussten dann auch noch sein.

Am Donnerstag und Freitag habe ich dann die ersten Neopren-Einheiten dieses Jahr im Meer absolviert. Warm ist anders, mit Neopren-Stirnband und Ohrenstöpsel war die eine Runde dann aber ok.
Am Freitag war ich in der früh sogar first in the water. Mit dem first out of water hat es zwar nicht geklappt, aber das Gefühl für die anstehende doppelte Runde war entwickelt.

Der Rad check-in am Freitagnachmittag war ebenfalls schnell erledigt. Ist auch gut so, am Strand braucht es kein längeres Vorgrillen.
Die gute Idee, das Rad gegen den Wind mit Kabelbinder über die Nacht zu fixieren, war dann genau 5 Millimeter zu kurz. Das alternative Klebeband zeigte sich bis zum nächsten Morgen als untauglich.

Warum nicht am Saisonhighlight mal was Neues ausprobieren? Am Raceday vor dem Frühstück noch eine Runde Laufen gehen? Gedacht getan. Und ja, eine gute Idee.

Weniger frühstücken und fast nichts trinken (hole ich im Meer nach). Auch das war ok.

Das Rad war in der Wechselzone fix startklar gemacht. Rein in den Neopren und auf zum Start. Entspannter als letztes Jahr. Zwei Flaschen Warmwasser in den Neopren einfließen lassen, macht die Sache richtig kuschelig.
Losschwimmen. Ups, Unterwasserkamera. Zu schnell bin ich sicher nicht und die Stilpolizei wird die ersten Meter auch noch gnädig sein.
Ich schwimme einfach wie in den beiden Trainingseinheiten zuvor und blende die anderen Athleten einfach aus.
Auch von dem Sternebeobachter, der einige Züge zur gleichen Zeit atmet und dabei senkrecht nach oben schaut, lasse ich mich nicht anstecken. Und wenn mir einer auf die Füsse schlägt, versuche ich einfach schneller zu schwimmen. Vielleicht rührt daher die deutlich verbesserte Schwimmzeit.
Oder aber einfach an die ständigen Erinnerung an die Hinweise der beiden Franks: Nicht übergreifen!
Vielleicht war das auch entscheidend dafür, dass ich endlich mal wieder ohne Krämpfe die Langdistanz durchgeschwommen bin. Auf jeden Fall ein geniales Schwimmen. Trotz der Wellen und der tückischen Strömung auf dem Rückweg.

In der Wechselzone war dann auch der Wassereimer noch mit Wasser gefüllt. Also erste Fußreinigung erfolgreich. Die zweite dann mit den Wasserflaschen aus dem Beutel.
Pingelig sind wir schon!

Nach dem Eincremen und Toilettengang dann endlich radeln. Und erstmal überholen. Hoch nach Conil auf der Aeroposition sieht bei manchen echt komisch aus. Mit meinem Rennrad fühlt es sich passender an.
Ist das etwa Regen? Egal, der frische Wind und die Feuchtigkeit ist für mich gerade noch angenehm. Die Fahrt an der bizarren Felsküste bei Los Hervideros ist bei strahlemden Sonnenschein auch schöner.
Durch den Nationalpark Timanfaya zeigt der Wind, dass er die Steigung noch versüßen kann. Bis zum nördlichsten Punkt am Mirador del Rio bleibt auf ihn verlass und er zeigt sich überwiegend von vorne.

Fair fahren? Weitestgehend ja, nur ganz wenigen könnte ich Drafting Versuche unterstellen und selber versuche ich entweder weg zu fahren oder mich von entstehenden Pulks zurückfallen zu lassen. Es hilft mir dabei ungemein, die Strecke sehr gut zu kennen.

Die out and back Passage auf dem Hinweg in Teseguite kommt mir dann im Vergleich zum letzen Jahr sehr lange vor. Wo wollt Ihr das wieder einsparen?

Die Profis überholen mich nicht auf der Passage, im letzten Jahr sind sie mir hier noch entgegengekommen. Motivierend!

In der Folge ist dann auch die special needs Station bereits in Los Valles aufgebaut (und nicht erst oben vor den Serpentinen nach Haria beim Mirador Barranco del Chafarís). Ich darf also meine zwei Flaschen zu der noch fast gefüllten dritten Flasche den Berg hoch fahren.
Besser aber als auszutrocknen!

Die Auffahrt zum Mirador del Rio ist und bleibt für mich einer der Gänsehautmomente auf der Strecke. Der Blick auf La Graciosa lädt zum verweilen ein. Oder doch lieber mit voller Konzentration die Abfahrt in Richtung Arrieta angehen. Wie auch die Abfahrt nach Haria ist die Passage mit den Scheibenbremsen und dem festen Griff am Rennradlenker anspruchsvoll, aber zum Glück nicht mit tückischen Windecken bestückt.
Auf dem Weg Richtung Teguite lässt dann der Rückenwind langsam nach und durch die beginnende Steigung wird die flotte Reisegeschwindigkeit wieder zurechtgerückt.

Richtung Famara ist dann an Tagen wie diesen die Abfahrt gegen den Wind mühsam. Kommt die Wende früher als im letzten Jahr? Laut Anzeige ist der Wendepunkt in 6 Kilometer. Tatsächlich, wir kehren eine Ecke früher um.
Und plötzlich ist es surreal still. Mit dem Rückenwind ist die Auffahrt wieder ein Spaß.

Nach dem Kreisverkehr in Teguite weiß ich vom letzten Jahr: Es bleibt noch ein Stück ordentliche Arbeit bis zum Ziel. Und jetzt fangen die Fußsohlen an zu brennen. Auch das Öffnen der Klettverschlüsse hilft nur bedingt.
Beißen!

Zurück in Puerto del Carmen habe ich dann meine bisherige Zeit an den Stranduhren ablesen können. Deutlich flotter als im letzten Jahr.
Jetzt noch den Marathon sicher ins Ziel bringen und alles ist fein. Das bedeutet: Klamottenwechsel und Toilettengang und raus in die Sonne pur an der Strandpromenade.

Und kommt mir jetzt Andreas Raelert zum Zieleinlauf entgegen? Ich kann ihn nicht erkennen, die anderen flotten Jungs sind aber klar auf Kurs Richtung Ziel und damit vor ihm. Schade, ich hätte ihm gerne ein Chapeau zugerufen.

Auf den ersten Kilometern dann den Blick auf die Toiletten. Ok, diesmal sind an der Promenade genügend aufgestellt. Und ich habe dieses Jahr keine mehr bis ins Ziel gebraucht. Als nächstes vor dem Weg am Flughafen vorbei gut kühlen und Flüssigkeit aufnehmen. Es zieht sich bis zur Verpflegungsstation. Und es zieht sich noch weiter als im letzten Jahr. Es gibt nämlich nur noch eine Station, und die 500 Meter vor dem Turnaround.
Tolle Idee!

Also auf dem Rückweg noch mehr reinschütten. Der stramme Gegenwind kühlt nämlich dann nicht mehr. Insgesamt habe ich auf dem ersten Drittel des Marathons meine Laufbeine nicht gefunden. Ob aufgrund der äußeren Situationsanalyse oder doch eher, weil ich dem Risiko des erneuten Aufbrechens meiner Verletzug vom Barcelona Marathon aus dem Weg gehen wollte, ist das einzige kleine offene Rätsel. Im Nachhinein betrachtet war wahrscheinlich der weitere Rennverlauf am Ende des Radfahrens mit dem Blick auf die Uhr vorgegeben.
Ergebnissicherung und Risikominimierung!

Den Zieleinlauf wollte ich dieses Jahr für mich alleine haben. Also kurzer Check und den Athleten hinter mir vorbei lassen. Die netten Helfer das Zielband aufspannen lassen und einen fulminaten Zielspurt angehen.
Ein paar animalische Geräusche dazu und einfach im Moment sein.
So soll es sein. So kann es bleiben. So hab ich es mir gewünscht.

Die Finisher-Medaille mit der Zahl 100 in der Gravur schaut schön aus. Es war aber erst mein zehntes Langdistanz-Finish!?! Ok, die Zahl erinnert an den 100sten Geburtstag des zweiten Insel Helden (nach oder vor Kenneth Gasque?) César Manrique!

Der Wettbewerb war in 2019 härter als in 2018. Der Wellengang beim Schwimmen und der Wind beim Radfahren und Laufen haben die Herausforderung gut gewürzt.
Es war aber dann doch nicht einer der seltenen Tage im Mai, bei dem das Wetter die maximale Brutalität über die Strecke legt.

Meine ersten zehn Langdistanzen haben jeweils eine eigene Geschichte zu erzählen und unvergessliche Momente geschaffen. Vom IM Lanzarote bleibt dabei der big moment you never walk alone nach dem Wettbewerb mit meiner Frau!

Ich freue mich auf die nächsten Herausforderungen Madrid und Nizza sowie im Ausblick auf Wales und Elba.
Ein drittes Mal Lanzarote? Ja, mindestens genauso gerne wie die anderen bisherigen Locations. Aber zuerst möchte ich den Vergleich zu Wales!
Als Lanzarote Fan bin ich gerade beim lesen Deines Beitrages geistig mitgefahren, vielen Dank für den tollen Bericht!
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