gemeinsam zwiften | youtube | forum heute
Trainingslager Südbaden
Triathlon Trainingslager Südbaden
Keine Flugreise
Deutschlands wärmste Gegend
Kilometer sammeln vor den Wettkämpfen
Traumhafte Trainingsstrecken
Training auf dem eigenen Rad
25.05.-02.06.2024
EUR 390,-
triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Laufen bis zur Erkenntnis
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 22.07.2021, 17:14   #658
Acula
Szenekenner
 
Registriert seit: 10.12.2013
Beiträge: 2.461
2 Tage später ging es dann zu meinem Jahreshighlight, welches der ein oder andere vielleicht bereits per Instagram mitbekommen hat. Mit 2 Freunden hatte ich eine Radtour von Basel nach Marseille geplant.
Mein Gravelrad hatte bereits vor dem Wettkampf 2 neue Reifen bekommen und ich war einfach mal so mutig meine nicht TL Laufräder auf TL umzurüsten. Geworden ist es der Conti 5000 TL in 32 mm. Die Montage war ein sowohl Krampf als auch Kampf und hat mehrere Tage gedauert. Das Rad wurde dann noch mit einer Lenkertasche (7 L) und Arschrakete (16 L) ausgestattet. Die Wettervorhersage war leider sehr bescheiden und ich habe mich mental auf eine Menge Regen eingestellt.
Morgens um 7 ging es dann zum Bahnhof und diese 15 Minuten haben mich bereits komplett durchnässt. Mit einer Stunde Verspätung kamen wir dann Mittags in Basel an. Von dort sind wir dann 112 km nach Muntschemir gefahren und wir sind zum Glück auch nur eine Stunde lang wirklich Nass geworden. Die Strecke war aber total gut und schön zu fahren. In einer kleinen Abfahrt ist mir auf einem steilen Stück dann das Hinterrad durchgerutscht und ausgebrochen, aber ich habe das zum Glück gehandelt bekommen. Ich musste mich wohl noch an die neuen Reifen sowie die Power der Disc brakes gewöhnen. Spät Abends angekommen, waren wir in einem Wohnwagen einer sehr familären Unterkunft und so gab es einige schöne Gespräche und ein tolles Abendessen. Gefahren sind wir
Am nächsten Tag stand der Weg bis nach Genf an. Während der 148 km sind wir viel direkt am Neuenburgersee gefahren und auch einen Großteil parallel zum Genfersee. Landschaftlich ist das wirklich total schön und auch an diesem Tag wurden wir nur eine Stunde lang Nass. Allerdings ist mir auch an diesem Tag ein mal in einer Abfahrt das Hinterrad ausgebrochen, es war dann zum Glück das letzte mal
Der dritte Tag sollte von Profil und Länge der härteste werden, doch es kam noch härter. Von Genf ging es nach Bour-Saint-Maurice. Direkt nach Beginn ging es den Col de la Croisette hinauf, welcher auf 8 km gute 800 hm vorweisen kann. Einige Rampen waren dabei richtig hart und ich hatte nun endlich keinen Muskelkater mehr vom Triathlon. An diesem Col habe ich mich auch das erste mal während dieser Tour gut gefühlt, da ich mir an den ersten beiden Tagen eher schwach und drucklos Vorkam. Hier bin ich dann gut Vorrausgefahren und habe mir am "Gipfel" ordentlich den Hintern abgefroren während ich auf meine Mitstreiter wartete. Gemeinsam sind wir dann hoch auf den Col du Pistons und nach der Abfahrt haben wir wieder auf unseren Nachzügler gewartet. Diese Motto blieb während der ganzen Tour auch so, an diesem Tag war es auf Grund der Temperaturen und unseres Zeitdruckes leider etwas nervig. Wir hatten nämlich das Problem bis 19 Uhr den Schlüssel der Ferienwohnung abholen zu müssen und es war früh klar, dass das so nichts wird. Nach knapp 6 gemeinsamen Stunden war klar, dass ich alleine vorfahren muss um den Schlüssel abzuholen. Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch zwei Hindernisse vor uns. Der Col du pré und der Cormet de Roseland. Falls ihr dieses Jahr die Tour geguckt habt, unsere Wetterbedingungen waren exakt genauso. Ich war noch nie 10,5 h ununterbrochen im Regen, an diesem Tag habe ich es aber geschafft. Mit viel Selbstvertrauen und in Anbetracht des Zeitdrucks habe ich den Col du pré hinauf alles riskiert. Riskiert allerdings im Sinne der Leistung, nicht im Sinne des Fahrstils. Ich bin den Berg mit 300 W angegangen und hatte gehofft ihn in einer Stunde zu schaffen. Aufgrund des Nebels konnte ich die Aussicht ohnehin nicht genießen. nach ca. 1/3 habe ich gemerkt, dass ich die 300 W nicht halten kann und wollte dann zumindest bestmöglich eingehen. 4 km vor dem Gipfel, also nach 2/3, bin ich dann aber unter der Kälte eingegangen. Mein Rücken hat total zu gemacht und ich konnte nur noch versuchen überhaupt raufzukommen. Das war wahrlich kein Spaß. Im Schnitt kam ich trotzdem auf 244 W, was nach der Fahrzeit doch auch ganz geil ist eigentlich. Meine durchschnittswerte waren dann 10 min 296 W, 20 min 281 W, 40 min 262 W und 1:12 h 244 W.
Die anschließende Abfahrt zur Barrage de Roseland ist wirklich traumhauft und die Staumauer wortwörtlich atemberaubend. Diese kurze Pause gab mir auch wieder Kraft für die letzten fast 500 hm des Cormet de Roseland. Ich konnte unten wieder gut treten, dann hat der Rücken allerdings erneut zugemacht. Hier habe ich dann langsam die Befürchtung bekommen, dass ich es auch nicht rechtzeitig schaffe, aber es ging dann doch noch gut aus. Die Abfahrt nach Bourg-Saint-Maurice ist jedenfalls richtig geil. Dort musste ich dann knapp 1 h frierend warten bevor es eindlich ein Dach über dem Kopf und eine warme Dusche gab. Dieser Tag mit 8,5 Fahrtzeit und 10,5 h Gesamtzeit war wirklich wirklich hart.
An Tag 4 wandelte sich das Wetter langsam zu unseren gunsten. Bereits nach 15 Minuten waren wir am Fuß des Col de l'Iseran und meine Beine haben sich grausig angefühlt. Knapp 35 km und 2000 hm mussten wir bewältigen um auf den höchsten Alpenpass zu kommen. Gefahren sind wir dabei über Tignes und auch diese Staumauer ist atemberaubend. Bis auf 2100 Meter Höhe sind wir mehr oder weniger gemeinsam gefahren. Hier sind dann endlich meine Beine aufgewacht und während meine Mitstreiter langsam anfingen die Höhenluft zu spüren, habe ich auf den letzten 700 hm etwas angezogen und bin diese in 55 Minuten (214 W) gefahren. Ich habe ich mich dabei auch tatsächlich richtig gefühlt und bin oben raus nochmal in Richtung meiner FTP gefahren bevor mir dann 2 km vor dem Gipfel in einer Nebel- und Windfront wieder der Rücken zugemacht hat. Diesmal aber nicht ganz so krass und ich konnte noch problemlos im 200 W Bereich weiter fahren.
An Tag 5 ging es dann den Telegraph, Galibier und Izoard hinauf und ich weiß gar nicht wo ich da anfangen soll zu schwärmen. Der Galibier ist einfach unfassbar schön zu fahren und hat einen Atemberaubenden Blick. An diesem Tag hat sich auch endlich die Sonne zum ersten mal gezeigt und ab da ist sie auch nicht mehr verschwunden und wir hatten durchgängig >20 bis 30 ° C. Den Galibier bin ich ganz locker angegangen um bei unserem Nachzügler zu bleiben. Mit 177 W hat sich das dann trotz der 3,5 h eher wie ReKom angefühlt und vor dem Izoard war ich gefühlt echt frisch. Die Abfahrten dieser beiden Berge sind natürlich auch der Knüller. Den Izoard hinauf sind wir bis 6 km vor dem Gipfel gemeinsam gefahren, anschließend bin ich hinter einer Französin den Berg hoch und die hat mir echt ordentlich eingeschenkt. Der Galibier lässt sich ja bis auf wenige Rampen sehr gleichmäßig fahren. Zwischendurch ist er ein mal steil und die letzten 2 km ziehen auch ordentlich an. Der Izaord hingegen ist am Ende des Waldes in den Serpentinen total rampig. Da mein Systemgewicht vermutlich 30 kg über ihrem lag, war dass für mich dann echt anstrengend. Mit Gepäck habe ich nämlich tatsächlich über 100 kg gewogen. Der max 5 min Schnitt waren zwar auch nur 254 W, aber für den Moment hat mir das gereicht.
Tag 6 war dann richtig heiß und schön. Vom Fuß des Izoards ging es rüber bis nach Sault. Der Wechsel der Alpinenlandschaft hin zur Provence ist einfach richtig schön. Da die Hitze uns ordentlich eingeschenkt hat, sind wir dann zwischendurch in einen kleinen Fluss gesprungen.
Am letzten Tag ging es den Mont Ventoux hinauf und anschließend noch 40 km weiter. Die letzten 80 km nach Marseille haben wir dann den Zug genommen. Der Ventoux, da erzähle ich euch nix neues, ist auch richtig bezaubernd und die Abfahrt hat mal so richtig Foffo
In Marseille haben wir dann noch 1,5 Tage Urlaub gemacht.
Tag 1: 112 km 4:49 h 1200 hm
Tag 2: 148 km 6:43 h 1200 hm
Tag 3: 157 km 8:25 h 3400 hm
Tag 4: 123 km 6:26 h 2600 hm
Tag 5: 128 km 7:15 h 3300 hm
Tag 6: 150 km 6:09 h 1500 hm
Tag 7: 94 km 4:20 h 1300 hm
Gesamt: 915 km 44 h (ohne Stops/Pausen) 14.500 hm

Ich fand das war wirklich eine tolle Erfahrung. Landschaftlich, die Anstrengung, die Berge, die Menschen und Orte. Es war einfach ein richtig bereicherndes Erlebnis und auch das erste mal, dass ich so eine Bikepacking-Tour gemacht habe. Es war ja auch erst man zweites mal in den Bergen. Fürs nächste mal gibt es hier und da bestimmt noch Optimierungspotential, aber mir hat das so schon sehr gefallen. Meine Freunde würden wohl nicht nochmal so eine harte Tour fahren, aber ich würde es jederzeit wieder tun.
2 Dinge die mir aufgefallen sind: Wie schon im letzten Jahr in der Schweiz, kam ich meinem empfinden nach eigentlich relativ problemlos mit der Höhenluft klar. Und zum anderen habe ich mich, ebenfalls wie letztes Jahr mit jedem Tag besser gefühlt. Klar kommen irgendwo Erschöpfungserscheinungen dazu, aber vom so morgens aufstehen und in den Sattel setzen Gefühl. Mir ist das nach Ruhewochen auch schon oft aufgefallen und ich glaube ich komme einfach nicht mit dem runterfahren des Körpers in Pausenphasen klar. Für zukünftige Touren und Wettkämpfe werde ich mir das mal im Hinterkopf bewahren.

Eventuell lade ich noch Bilder hoch. Hier im Forum nervt das leider unfassbar. Auf Instagram gab es welche in den Stories, aber die Tage werde ich noch ein paar dort posten.
__________________
Forums-Trainings-Blog

Ich bin Ernährungswissenschaftler und haben einen kleinen Ernährungsblog, schau doch mal rein

Instagramprofil
Acula ist offline   Mit Zitat antworten