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Alt 10.11.2022, 16:41   #8449
anlot
 
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Zitat:
Zitat von TriVet Beitrag anzeigen
Auch in deutschen Kommentarspalten kann man sehr oft lesen, dass Deutschland viel zu weit im Norden läge, um nennenswert Energie aus der Sonne zu gewinnen, dabei lag die im Jahr 2020 mittels Photovoltaik gewonnene Energiemenge (51 TWh) bereits deutlich über der aus Steinkohle (35 TWh). Ja, 51 sind schon mal besser als gar nichts, aber für unsere fehlenden 600 Terawattstunden bzw. 6 Megastrom ist das ja trotzdem immer noch eine ganz schöne Lücke. Die große Frage ist: Wie viele Wälder müssen wir abholzen, wie viele Seen mit Zement aufschütten und wie viele Bergkuppen wegsprengen, um die vielen benötigten Photovoltaik-Module aufzustellen?

Kurze Antwort: Gar keine.
Lange Antwort: Solarmodule haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Windkraft – wir können sie einfach an unsere ohnehin schon gebauten Gebäude drankleben. Will ich mit Solarzellen die restlichen 6 Megastrom generieren, brauche ich dafür knackige 3.000 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Berlins Fläche beträgt knapp 900 Quadratkilometer, wir müssten also dreieinhalb mal eine Fläche so groß wie ganz Berlin mit entsprechenden Modulen bestücken, inkl. Tiergarten, Tempelhofer Feld, Spree und so weiter*.

* Die Rechnung basiert auf Photovoltaikmodulen mit einer Leistung von 350 Wp pro 1,7 m² und dem errechneten Stromertrag vom Online-Rechner der EU-Kommission für den Mittelpunkt Deutschlands.

Das klingt jetzt erst mal viel, entspricht aber weniger als einem Prozent der gesamten Landesfläche, mit der wir in anderen Belangen jetzt nicht gerade sparsam umgehen: Wir verwenden allein 14 Prozent der gesamten Fläche für Siedlungen und Verkehr, also für Wohnungen, Gewerbe, Straßen, Schienen und so was; das Umweltbundesamt kürzt das lustigerweise mit „SuV-Fläche“ ab. Die zweitmeiste Fläche ist mit knapp 30 Prozent Wald und den größten Anteil macht mit 50 Prozent die Landwirtschaft aus.

Der Witz ist jetzt, dass die benötigten Anlagen nicht mal mit diesen anderen Flächen konkurrieren, sondern einfach kombiniert werden können. Klar, die Solarmodule auf den Dächern kennt ihr alle, aber deren Potential ist lange noch nicht ausgeschöpft: Allein auf den Dächern der Ein- und Zweifamilienhäuser sind noch 89 Prozent der Flächen ungenutzt.

Aber nicht nur Dächer sind geeignet, auch die Fassaden selbst können wunderbar zur Stromerzeugung genutzt werden, ohne dafür Naturflächen zu versiegeln. Eine Studie des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) und Fraunhofer ISE beziffert das theoretische Flächenpotential auf 12.000 km² – wobei man da fairerweise sagen muss, dass diese Schätzung auf einem sehr vereinfachten Modell der Realität beruht, das viele Faktoren nicht berücksichtigt. Aber selbst mit der Hälfte dieser Fläche kämen wir ja bereits ein großes Stück weiter.

Ebenso ist es bereits möglich, transparente Solarzellen in die Fenster unserer Häuser einzubauen. Richtig, damit die Menschen in besagten Häusern nicht ständig vor sich hin fluchen müssen, weil sie im Dunkeln mal wieder zielsicher barfuß auf ein paar Legosteine getreten sind, müssen diese Solarzellen den für Menschen sichtbaren Teil des Lichts natürlich durchlassen und können daher nicht so viel Strom erzeugen wie ein klassisches Solarmodul, aber ist der Gedanke nicht faszinierend? Ein Gerät, das uns mit Strom versorgt, dazu keinen zusätzlichen Platz benötigt und sich dafür mit dem für uns ohnehin nicht sichtbaren Teil des Lichts begnügt? Würden Geräte für Genügsamkeit ausgezeichnet, der transparenten Solarzelle gebührte wohl der erste Platz.

Im urbanen Raum haben wir also eine Menge Flächen, die aktuell bei Sonnenschein recht nutzlos in der Gegend herumoxidieren: Viele tausend Quadratkilometer Dächer, Fassaden und Glasflächen von Wohnhäusern, Fabriken, Gewerbegebieten oder auch Parkplätzen können von uns in Stromerzeuger verwandelt werden, ohne dass wir dafür auch nur einen Quadratzentimeter Naturraum versiegeln oder anderweitig zerstören müssen (Unter der Annahme, dass wir die benötigten Wechselrichter irgendwo in den angrenzenden Gebäuden unterbringen).

Aber auch auf den gigantischen 50 Prozent der Fläche, auf denen bei uns Landwirtschaft betrieben wird, können wir die Energie der Sonne anzapfen. Das Konzept nennt sich „Agri-Photovoltaik“ oder auch „Agro-Photovoltaik“, aber ich bevorzuge den ersten Begriff, da „Agro“ immer so nach rumpöbelnden Solarzellen ohne Impulskontrolle klingt. Die Idee: Wir nutzen Agrarflächen gleich doppelt, landwirtschaftlich und zur Stromerzeugung. Projekte dazu gibt es weltweit
...
Diese Einsatzmöglichkeit böte gerade den unter großem Preisdruck stehenden Landwirt:innen die Chance, ihre Flächen lukrativer zu nutzen. Neben der weiteren Einnahmequelle durch die zusätzliche Stromgewinnung ergeben sich weitere Vorteile. Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesysteme bietet die Kombination aus Agrarflächen und Solarzellen gerade im Hinblick auf heißere, trockenere Sommer zahlreiche Synergieeffekte:

Reduktion des Bewässerungsbedarfs um bis zu 20 Prozent
Möglichkeiten der Regenwassersammlung für Bewässerungszwecke
mögliche Verminderung der Winderosion
Möglicher Schutz vor Hagel-, Frost- und Dürreschäden

Wir haben also ein riesiges ungenutztes Potential an Flächen für Solarmodule, die voll ausgebaut selbst im eher nördlich gelegenen Deutschland viel mehr Energie liefern könnten als wir überhaupt verbrauchen. Laut besagter Studie des Fraunhofer-Instituts ist das Potential der Agri-Photovoltaik das größte, da nur vier Prozent der deutschen Ackerfläche den gesamten (heutigen) Strombedarf decken könnten. Berücksichtigt man vorwiegend schattentolerante Kulturen, könnte die gesamte deutsche Ackerfläche 1.700 Terawattstunden im Jahr liefern, also 17 Megastrom.


Ansonsten bieten sich auch die vielen tausend Kilometer Autobahn zur PV an,
guxdu: https://www.energiezukunft.eu/erneue...-der-autobahn/

Interessante Auflistung. Selbst wenn man mal voraussetzen würde, dass jeder damit einverstanden wäre auf diesen Flächen PV’s zu installieren, alle Genehmigungsverfahren in Monaten statt Jahre abgeschlossen wären, sehe ich das Problem, das wir schlicht zu wenig Handwerker haben, um diese Installationen durchführen zu können.

Wie Harald Lesch bei Lanz sagte: „we are running out of Handwerker…“
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