Zitat:
Zitat von Helmut S
Vor dem Hintergrund, Gaspreis hin oder her, am neuerlichen Abschluss der IGM rumzumäkeln ist nicht nur völlig weltfremd, sondern eigentlich schon eine Frechheit.
|
Ich habe den Abschluss verlinkt und dazu genau drei "freche, unverschämte, weltfremde" Punkte geschrieben:
1. Reallohnverlust bei einem Szenario von 8,8 % Inflation,. Svenio hat das präzisiert:
Svenio: "Die Inflation in DE 2023 wird wahrscheinlich niedriger sein als die von Dir gegoogelten 8,8% (
https://www.tagesschau.de/wirtschaft...osen-101.html). Im Median liegen die Erwartungen bei 7,1%, im Mittel bei 6,4%.
Nimmt man 7,1%, dann ist die Lohnsteigerung bis zu einem monatlichen Entgelt von ca. 4.750 EUR höher als die Inflation und erst bei höheren Entgelten kann man von einem Reallohnverlust sprechen."
Das ist berechnet, ohne rückwirkend 2022 einzubeziehen, wo im Durchschnitt
aller Gehälter leider bis jetzt ein deutlicher Reallohnverlust stattfand. Dass die unteren Gehaltsgruppen aufgrund der zwei festen Einmalbezahlung besser fahren, finde ich sinnvoll, weil sie von der Inflation stärker betroffen sind. Da es sich um Einmalzahlungen handelt, stellen sie keine bleibende Erhöhung der Gehälter dar, da muss man mit den 5,5 % in 23 und 3,5 % in 24 für alle rechnen. Ausserdem beziehen die Gewerkschaften zu recht eine anteilige Gewinn- / Wachstumsbeteiligung in die Tarifverhandlungen mit ein.
2. Die Laufzeit bis 2024 finde ich zu lang. Besser wären Abschlüsse von 1 Jahr, weil niemand die Entwicklung bis 2024 sicher prognostizieren kann.
3. Die Tarifabschlüsse der IG Metall und von Verdi für den öffentlichen Dienst wirken sich indirekt auf weitere Abschlüsse und alle Löhne in Deutschland bis hin zum Mindestlohn und den Renten aus. Insofern kommt ihnen eine besondere Bedeutung zu.
Offenbar treffen diese Punkte alle faktisch zu. Wo da jetzt die Frechheit oder Weltfremdheit liegt, wenn man über schlichte Fakten und die Frage diskutiert, inwiefern der Abschluss die Reallöhne plus eine Wachstumsbeteiligung sichert, oder über die Laufzeiten, erschliesst sich mir nicht.
"Gaspreis hin oder her": Natürlich wollen die Gewerkschaften bei den Tarifabschlüssen einen Inflationsausgleich, möglichst auch rückwirkend, erreichen. Die Beschäftigten bezahlen ja privat und an den Supermarktkassen auch die inflationsbedingt (energiebedingt) höheren Preise. Solange keine "Lohn-Preis-Spirale" entsteht, wovon nach Aussagen aller Ökonomen die deutsche Volkswirtschaft entfernt ist und weshalb sich die Gewerkschaften auf Einmalzahlungen einlassen, bedeuten inflationsausgleichende Abschlüsse plus Beteiligung am Wachtum (!) auch, dass die Nachfrage erhalten bleibt, wodurch das Risiko für eine grössere Rezession sich verringert.
Ich wünschte, meine Gewerkschaft Verdi erreicht im Januar einen auch rückwirkenden inflationssichernden Abschluss für den öffentlichen Dienst mit hoffentlich kürzerer Laufzeit.