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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Hölle von Q – Wettkampfbericht
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 04.09.2019, 13:54   #1
Jesh
Szenekenner
 
Registriert seit: 10.10.2006
Beiträge: 182
Hölle von Q – Wettkampfbericht

Wer an Triathlon denkt, der denkt oft an die großen Player der Ironman oder Challenge-Serie oder an traditionsreiche Wettkämpfe, oft mit vielen Teilnehmern und häufig schon perfektioniert im Ablauf.

Die „Hölle von Q“ ein noch recht neuer Wettkampf und ist daher noch nicht so groß (und bekannt) und auch nicht so perfekt, aber vielleicht will dies der Veranstalter auch nicht sein... Vor wenigen Tagen fand die 3. Ausgabe statt, ich war dabei und möchte berichten...

Wer oder was ist denn die „Hölle von Q“?

Das „Q“ steht für Quedlinburg. Quedlinburg gehört zu Sachsen Anhalt und liegt am Ausläufer des Harzes. Es handelt sich um einen Triathlon über die Mitteldistanz (2 – 83 – 21,1) und wenn man schon den Harz vor der Haustüre liegen hat, dann nimmt man diesen gerne mit in die Streckenführung und macht die Strecke etwas „interessanter“. Laut Ausschreibung soll die Radstrecke 1430 und der Laufpart 200 Höhenmeter besitzen.

Da der Startschuss am Kiessee in Ditfurt (ca. 10 km von Quedlinburg) am Sonntag bereits um 6:35 Uhr erfolgen sollte war das Abholen der Startunterlagen, das Einchecken der Räder und die Abgabe der Wechselbeutel (Kisten) schon am Samstag erforderlich. Die Wettkampfbesprechung fand ebenfalls am Kiessee (18;00 Uhr) statt. Unter freiem Himmel und ohne Mikrofon wurden den ca. 180 Einzelstartern und 80 Staffeln die Besonderheiten der Strecken näher gebracht und mehrfach darauf hingewiesen, dass es die Radstrecke in sich hat.

Am Sonntag Morgen standen dann alle wieder am Kiessee in Ditfurt und wurden mit Wolfgang Petrys „Hölle, Hölle, Hölle“ begrüßt. Trotz der letzten warmen Tage durfte mit Neopren geschwommen werden was bei einigen Startern für Erleichterung sorgte. Um 6:20 war Sonnenaufgang. Es waren einige Zuschauer, Freunde und Interessierte vor Ort am See. Die Stimmung war gut und gelöst, insgesamt eher locker fröhlich.

Für die Einzelstarter ging es um 6:35 Uhr los, die Staffeln folgten 15 Minuten später.
Der See musste in fast vollständiger Größe in Form eines O´s durchschwommen werden, wobei der untere Teil des O´s zweimal geschommen werden musste.
Der Start erfolgte (in meinem Bereich) sehr gesittet, es gab kaum Tritte oder Schläge. Auch als es bereits nach ca. 150m um die erste Boje ging wurde meines Erachtens nach viel Rücksicht genommen. Der Rest ist einfach. 700 m im See hoch, um die Boje rum, 200 m rüber, um die Boje, wieder 700 m runter, um die Boje und nochmal die 150m vom Anfang, Boje nun von der anderen Seite umschwimmen und nochmal 100 Meter zum Ausstieg.

Raus aus dem Wasser, vorbei an den Zuschauern, 30 Meter laufen zu den Wechselkisten und rein ins Zelt. Wieder raus und zum Rad, mit dem Rad ca. 200 Meter laufen, da erst ab dort die „Straße“ befahrbar ist.

Es geht durch Ditfurt und erst einmal flach Richtung Wegeleben, Zeit um sich das erste Mal zu verpflegen und etwas Tempo zu machen. Der Straßenbelag ist okay, am Rand etwas schlechter. Die meisten fahren nicht ganz rechts, aber man kann noch gut überholen. Die Radstrecke ist in diesem Abschnitt nicht für den Autoverkehr gesperrt, aber es fährt auch kaum ein Auto. Alles kein Problem. In Wegeleben (nach ca 10 km) folgt ein sehr kurzes Stück Kopfsteinpflaster, man wird ordentlich durchgeschüttelt und ich werde mir nochmal nen „besseren“ Flaschenhalter besorgen müssen.
Weiter über Harsleben, Westerhausen, Börnecke. Immer wieder wechselt der Fahrbahnbelag zwischen gut und naja. In Börnecke, nach ca. 30 km, gibt es die erste kurze, knackige Steigung und auch den ersten Verpflegungsposten.
Ab jetzt wird es deutlich bergiger, hier klettert man auf 10 Kilometern gute 270 Höhenmeter rauf. Wir sind im Bereich der sogenannten „Rosstrappe“. Vor dem anstehenden Bergab-Abschnitt wurde in der Wettkampfbesprechung gewarnt. Die „Straße“ ist ein einziger Flickenteppich (es soll in den Jahren zuvor noch schlechter gewesen sein – kaum vorstellbar). Obwohl es nun innerhalb von 5 Kilometern die 270 HM wieder abwärts geht (teilweise mit 14% Gefälle) zeigt mein Tacho nicht mehr als 40 km/h . Die Hände sind beide an den Bremshebeln und halten zugleich den Lenker ganz dolle fest. Es rappelt und rappelt und rappelt... ein richtiger Teufelsritt. Andere Teilnehmer scheinen die Strecke besser zu kennen oder sind einfach waghalsiger und nutzen die in diesem Bereich vollgesperrte Strecke bis zum letzten Zentimeter aus. Innerlich höre ich schon den Krankenwagen, aber anscheinend geht alles gut.
Angekommen in Thale (KM 45), es folgen 2 entspannte Kilometer durch die Stadt und dann geht es nach Friedrichsbrunn. Am Ortsausgang Thale ist das Stimmungsnest der Radstrecke. Hier stehen etliche Zuschauer, laute Musik wird gespielt und eine Trommlergruppe gibt ordentlich Gas. Hier gibt es auch nochmal eine Verpflegungstelle. Nun geht es insgesamt 8,5 Kilometer wieder berg hoch, die ersten 4 davon haben es in sich. 10% und 14% Schilder sehe ich. Die kann ich mir sehr lange ansehen, da ich gefühlt kaum näher komme. Dieser Bereich ist ebenfalls für den Autoverkehr gesperrt, da es in der Gegenrichtung den Berg wieder hinunter geht (später). Nach den 4 Kilometern, in Höhe des „Hexentanzplatzes“, wird es flacher, aber es geht immer noch bergan. Nach ca. 400 HM ist man „oben“ in Friedrichsbrunn. Hier wird auf einem Betriebshof in einer kleinen Schleife gedreht, die Wasserflaschen werden ausgetauscht und dann geht es die gleiche Strecke wieder hinab. Der Asphalt ist übrigens sehr gut, man kann es ordentlich krachen lassen. Im unteren Bereich (mit den 14 %) stehen an den Leitplanken zahlreiche Matratzen. Schnell ist man wieder unten und da man zu diesem Zeitpunkt erst 65 von 83 Kilometern erreicht hat fährt man diese „Schleife“ noch einmal... „Hölle, Hölle, Hölle...“ Berg hoch, Berg runter, dann zur Wechselzone 2 auf einem Supermarkt-Parkplatz.

Die Wechselkisten wurden vom Veranstalter zur W2 gebracht, sodass man sich selber nicht kümmern musste.

Rad abstellen, Laufschuhe an und raus auf die Laufstrecke. Diese führt zunächst etwas verwinkelt durch Thale. Alle fragwürdigen Bereiche wurden sehr gut von Helfern oder Polizei abgesichert oder gut beschildert. Es geht über Radwege oder auch über Kopfsteinpflaster ca. 2 km bis zum Ortsausgang, nun weiter über Feldwege und Singletrails zum Naturschutzgebiet Rund um die Teufelsmauer. Landschaftlich wirklich sehenswert und auch gut zu laufen, auch wenn es immer mal wieder leicht bergauf und ab geht. Es geht vorbei an den Orten Warnstedt, Weddersleben und Neinstedt und dann entlang der Bode Richtung Quedlinburg. Zuschauer gibt es auf der kompletten Laufstrecke kaum, nur am Stimmungsnest an einem Behindertenheim ist richtig was los. Nochmal ein paar Kilometer entlang der Bode. In Quedlinburg geht es unter anderem durch einen Park und wieder oft über Rad/Gehwege oder über Bereiche mit Kopfsteinpflaster. Man ist eigentlich schon fast im Ziel, wird dann aber (weil man ja noch keine HM gesammelt hat) noch einmal den Schloßberg hochgeschickt, umrundet eine alte Eiche und läuft den gleich Weg wieder hinunter und jetzt wirklich Richtung Ziel. Im Zielbereich stehen für diese doch recht kleine Veranstaltung überraschend viele Leute. Die Stimmung ist ausgelassen. Im Zielbereich lasse ich es mir gut gehen... Flüssigkeit wird wieder aufgefüllt und ich nutze die „Würstchen-Flatrate“.


Insgesamt ist es eine sehr gelungene Veranstaltung und ich habe mir den Termin für das nächste Jahr bereits vorgemerkt.

+ tolle, später Mitteldistanz
+ anspruchsvolle Strecke
+ günstige Startgebühren (6 Wochen vorher habe ich 130 € gezahlt, war dann kurz später ausgebucht)
+ überall nette Helfer, Polizisten usw.

- Wechselzonen an unterschiedlichen Orten
- teilweise sehr schlechter Straßenbelag (andererseits war das dann auch wieder was besonderes)
- relativ wenige Stimmungsnester
- noch ein paar kleinere "Kinderkrankheiten"
Jesh ist offline   Mit Zitat antworten