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triathlon-szene.de | Europas aktivstes Triathlon Forum - Einzelnen Beitrag anzeigen - Fertan Bike Clean Gel
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Alt 30.11.2012, 13:40   #1
sybenwurz
triathlon-szene.de Autor
 
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Fertan Bike Clean Gel

Wenns hilft...





Also meine erste Zigarette war ne Camel.
Ich weiss es noch wie heute, im Gebüsch beim Busrondell am Gymnasium.
Mein Schulfreund Michael durfte sie spendieren und es wär mir nie etwas anderes als ne Camel in den Sinn gekommen.
Noch heute nehme ich, besonders in kalter Luft, dieses spezielle Aroma war, wenn jemand mit ner Zigarette in der Hand an mir vorbei geht, und auch wenn einige behaupten, die erste Fluppe im Leben würde nie schmecken, hatte ich daran nie Zweifel und so wars dann auch.
Die Cowboy-Geschichten und das Klischee von irgendnem Proleten, der die Marlboro-Schachtel im Muskelshirt, über der Schulter eingeklemmt, seinen Opel Manta spazierenfährt, war eher nicht so mein Ding, Gauloises gabs damals noch lange Zeit nur als böse Lungenputzer und erst recht noch nicht als Légères-Variante, Lucky Strike drängte sich erst mit den Werbeaktivitäten im Ralleysport in mein Bewusstsein und mit denen auch Chesterfield, die mein stets favorisiertes Yamaha-Belgarda-Team unterstützten.
Aber gut, mitm Landrover durch Borneo war schon ok und der verschmitzte und damals arg ungehörige Aufkleber mit dem etwas frech abgewandelten Text der Camel-Werbung „Lieber Schamlippen küssen als Schlammschippen müssen“ ebenfalls.

Ich hab keine Ahnung, wieso mir das nun ausgerechnet hier, im Herzen des rumänischen Banats durch den Kopf geht, nachdem wir mit abgeschalteten Motoren ins Dorf gerollt sind, wo für unser Auge volkstümlich gewandete Gestalten um einen spargelhaften Maibaum mit einem kümmerlichen Tännchen an der Spitze aufgepflanzt, den Maitanz aufführen.

Zu Zeiten vor der Verbreitung des Internets musste man seine Reisepartner, soweit sich nicht Freunde anboten, noch umständlich per Kleinanzeige in dementsprechenden Magazinen suchen und die noch deutlich dürftigere Kommunikation mündete in dem Umstand, dass ich nun nach zwei Briefen und vier Telefonaten mit Roland hier in den Karpaten stehe, verfluche, dass mein Kumpel Chris kurzfristig als dritter Mann ausgefallen ist und mir zumindest ein ganz ganz kleines Bisschen wünsche, wie mein Reisekollege jetzt fahrtechnisch komplett nix auf der Naht zu haben und dafür mein Hauptaugenmerk nur darauf zu legen, das Motorrad stets in einem für die Gattung völlig untypischen Zustand, sprich immer hübsch gewienert zu erhalten, egal wie die Technik hinter der blanken Fassade aussieht.
Der Grund unseres Besuchs hier im Ort ist nämlich meinem Wunsch geschuldet, meine Reifen mit nem Luftdruck zu versehen, der ein Vorankommen auf Asphalt ermöglicht, ohne dass sie innerhalb weniger Kilometer in Fetzen hängen.
Bald nach unserem Grenzübertritt hatte sich nämlich meine Befürchtung bestätigt, dass Roland unter Geländefahren etwas grundsätzlich anderes versteht als ich.
Um es dennoch auf meine Weise zu versuchen, bin ich im Gegensatz zu ihm natürlich dem üblichen Weg gefolgt: die Technik muss funktionieren, egal wie das Drumherum aussieht.
Natürlich war mir klar, dass er mit seinen Strassenenduroreifen nichtmal auf nem Feld- oder Waldweg einen Stich machen würde, aber während ich mir bei unseren Pausen ne Stulle durch die Knabberleiste gezogen und n paar Schlücke Wasser inhaliert hab, war Rolands oberstes Anliegen, zuerst den Staub und Schlonz der letzten Kilometer wieder rückstandsfrei von seinem Discobomber zu wienern.
Unsere Aktion hier im Ort würde also damit enden, dass er am Fluss Wasser schöpfen würde um sein Rädchen zu pflegen, während ich entweder bis nach den Feierlichkeiten warten müsste, um an einen Kompressor zum Reifendruck korrigieren zu gelangen (was zwangsweise mit einer ausufernden Einladung enden würde, der wiederum Roland eher nicht so zugeneigt wär...) oder halt mit meiner Minimalpumpe ne Stunde beschäftigt sein würde, den Reifendruck von Nullkomma... auf Zwokomma... anzuheben.
Es hatte sich nämlich auch herausgestellt, dass Roland, der eine 'vernünftige Luftpumpe' an Bord nehmen wollte, auch darunter etwas anderes verstand als ich.
Aber wie auch, wenn dem Guten völlig unklar ist, dass man bei unserem Vorhaben hier mehrmals täglich aufpumpen und wieder ablassen würde oder sich das rumänische Hinterland deutlich von den ihm bekannten, deutschen Landstrassen und Autobahnen unterscheiden könnte.
Ich glaube, nem blauäugieren Typen bin ich nie begegnet, nicht zu reden davon, mit so nem Kerl am Hals hier jetzt völlig aufgeschmissen zu sein.
Und seine Lagerfeuergeschichten waren auch zum Kotzen, daher erzähl ich lieber was vom Putzen...


Es ist ja so, dass ich mich schon in diversen Drecklöchern rumgetrieben hab, und während gewisse Herrschaften in Californien und sonstwo gemeinsam oder unabhängig voneinander die MTB-Fahrerei erfunden haben wollen, bereits tüchtig zirka einen Satz Laufräder im Quartal mit meiner Fahrerei im Gelände aufgehaxt hab, weil mir meine 26x 1 3/8-Reifen als durchaus ausreichend erschienen, wenngleich natürlich trotz der Defekte und nicht wegen.

Eine zentrale Geschichte zu der Zeit war dabei bereits in den späten Siebzigern (und später noch mehr) die Pflegerei vom Material und dass die elterlichen Einheiten so ne komisch weisse Nasenspitze, in der Farbe ähnlich von Tafelkreide kriegten, wenn neues Material angefordert werden musste, das gerade frisch verbrauchte aber jegliche Form der Zuwendung vermissen liess, was stets den Verdacht aufgeworfen haben konnte, der Exitus sei rein durch mangelnde Pflege herbeigeführt und keinesfalls, oder wenn, dann weniger durch aufopfernde Leibesertüchtigung.
Was damals also schon zu geschehen hatte, lag heute voll auf Rolands Linie: aussen hui, innen pfui, denn auf einem blitzenden und blinkenden Fahrrad würde man stets jegliche Materialdefekte nachgesehen kriegen.
Nu gab es zu der Zeit Pflegemittel für die verbreiteten Vinylautodächer, Cockpitspray kam auf für des Deutschen liebstes Kind, fürn Drahtesel aber gabs ein Fläschchen 'Fahrradöl' und die Massgabe von grosselterlicher Seite, Nähmaschinenöl täts sicher genauso.
Fertig.
Kein riesen Regal mit Pflegeprodukten, bestenfalls noch eine Sprühdose mit 'MoS-Öl', dem Vorläufer von WD40 und Kollegen.

Später, mitm Motorrad, drohte die Lage zu eskalieren, aber der Aufschwung war ja da, der Jägerzaun ums Häuschen mit Xyladecor lasiert und Spezialreiniger in den Regalen der aufkommenden Grossisten, die sich der Verpflegung der motorisierten Reiter widmeten.
Das Tüpfelchen auf dem 'i' war sicherlich der Hochdruckreiniger, mit dem man dem Wohlstand des Motoristen das Sahnehäubchen aufsetzen konnte, natürlich noch lange nicht für niedrig zweistelligen Kurs bei Werkzeug-Albrecht, sondern nur in deutlich dreistellig im Fachhandel und in gelber Farbe.
Schön und gut dies alles, nur einen Haken gabs: die meisten Kombinationen aus Spezialreinigungsmittel und Kärcher schafften es nichtmal, von der Crosspiste hinterlassene Lehmränder ohne elendes Nachwienern zu beseitigen, killten aber gerne durch O-Ringe abgedichtete Ketten, Rad- oder Schwingenlager oder auch Motordichtungen.

Kurzum: ich war bald weg von dem Hype, nahm wieder Daddys Autoshampoo und Muttis Putzeimer und widmete nach ein, zwei Fahrstunden dreie der nachträglichen Reinigung und hielt dies ohne weitere Exkursionen ins Spezialitätenregal jahrzehntelang durch.

Es war bereits deutlich im aktuellen Jahrtausend, als mich dann eine Nachricht ereilte, dass jemand ausm Forum hier nen eigenen Reiniger gebastelt hätte und den zum Testen anbieten würde.
Da konnte ich natürlich kaum „Nein“ sagen und wenige Tage später lag ne Probepackung im Laden und das war durchaus beabsichtigt, denn da laufen mehr erbarmungswürdige Vehikel ein als bei mir daheim.


Ein Blick aufs Label der Sprühflasche genügte mir schon (dachte ich), denn wenn da schon draufsteht, dass mans grosszügig verwenden soll, ist der Fall für mich eigentlich normal schon gelaufen.
Aber hier: wurscht, kost´ja nix...
Eine ganz hilfreiche Geschichte ist es immer, die Anleitung zu beachten, mir kamen nur im Laufe vieler Jahre immer wieder Produkte unter, die dennoch nicht zu gebrauchen waren und was Fahrrad- oder auch Motorradreiniger anbelangt, gilt meine besondere Skepsis stets dem Umstand, dass man Isoplörre (oder zerklatschte Insekten) am ehesten mit Zeug abkriegt, gegen das Kettenschmiere vollkommen immun ist und beides über Wasser, mit welchem man am besten Sand und Schlamm abspült, ohne den Lack zu ruinieren, nur milde zu lächeln scheint.

Aber nun steht da diese Büchse Fertan Bike Clean Gel im Raum und die ungepflegteste Rodel eines unserer Randonneure ist die Auserwählte, um dank ner braunen Fettwurst statt Kette und einem von Isoplörre komplett verpappten Rad zu zeigen, was es drauf hat.
Hätte mich im Vorfeld jemand danach gefragt: ich würde keinen Pfifferling auf irgendwas gewettet haben oder bestenfalls all meine Habe darauf, dass die Geschichte in die Hose geht, aber nö, das Ergebnis haute mich ziemlich aus den Schuhen.

Ich schreibe das nicht aus Gefälligkeit oder weil noch ne Tube Handwaschpaste im Paket lag, sondern weil das Rad wirklich nach der Prozedur nicht wiederzuerkennen war.
Kette clean, Isoplörre weg und ebenso die Schlonze aus Iso, Dreck und sonstigem Spritzzeug, die sich auf vielen Kilometern im Bermudadreieck hinter Tretlager und Kettenblättern ansammelt und festbackt.
Man darf natürlich Eines nicht verlangen: Kratzer, Lackschäden und Dellen werden von keinem Reiniger der Welt egalisiert, spröde Reifen bleiben spröd und rissig, angerostete Züge rostig, ein gebrauchtes Rad wird nicht wieder ladenneu, und, das muss man aber halt auch der Wirkung des Teufelszeugs zuschreiben: auf rauhen Oberflächen ziehts so dermassen den Dreck aus den Poren, dass man erstmal meint, man hätte den Lack ruiniert.
Ist aber kein Thema, nen Spritzer Silikonspray oder auch Brunox auf nen Lappen und damit drüberreiben, fertig, wie neu.

Zur inneren Anwendung im menschlichen Organismus ists natürlich nicht geeignet, aber dennoch nicht so hautunfreundlich wie der andere Reiniger, den wir im Laden haben und der vor Warnhinweisen nur so strotzt.
Plus: der Sprühmechanismus funktioniert bis fast zum letzten Tropfen so gut, dass man auch ohne Handschuhe nicht die Hälfte am Pumphebel runter- und über die Flossen laufen hat.

Nächsten Sommer werde ich dazu mal noch probieren, ob und wie das Fertan Bike Clean Gel zur Insektenabwehr geeignet ist;- das wär die güldene Krone, ...
Wir haben jedenfalls ausreichend auf Lager jetzt und direkt ne Kiste mit nem Dutzend bestellt.
Die Grossmenge mildert dann auch den einzigen Wermutstropfen ab, das Haar in der Suppe, das ich dann doch finde: den Preis.
Mit aktuell 16,70€ für die Pumpflasche mit 1000ml ist das Bike Clean Gel kein Schnäppchen, obwohl man natürlich relativieren muss, dass der Preis bei der vorhandenen Wirkung angemessener erscheint als die Hälfte davon für irgendne wirkungslose Brühe.
Unter www.fertan-shop.de kann man direkt bestellen, ob und wo der Fachhandel bereits Fertan-Produkte führt, kann ich nicht sagen.
Die Marke an sich ist mir schon ewig bekannt für ihre (erfolgreichen) Chemieprodukte für die Pflege und Restauration von Oldtimern, daher war es auch keine wirklich Entscheidung, das Bike Clean Gel auszuprobieren, sondern sofort klar.

Mittlerweile muss ich gestehen, setzte ich das Zeug wieder sehr sparsam ein.
Bei total versifften Kisten hilft eine gezielte Überdosierung wo Kettenschmiere im Spiel ist, dazu nehme ich dann eine Flaschenbürste um auch dort hinzugelangen, wo evtl. kein Reiniger gelandet ist, und verwende dabei eben weniger davon, der mit der Bürste verteilt wird.
Dies hilft auch, die Einwirkzeit zu verkürzen, was für mich/uns echtes Geld ist, da die Kunden zwar manchmal gezielt die Radreinigung in Auftrag geben, aber nicht damit rechnen, dass wir dann da ne dreiviertel- bis ganze Stunde dran sind und die auch kassieren.
Spielt aber zuhause sicherlich eine untergeordnete Rolle und man kann sich dort mit wenig Aufwand selbst viel Freude bereiten, wenns geschundene Radl wieder ordentlich glänzt.
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Do not shit in the air like a god!

Geändert von sybenwurz (21.11.2014 um 22:50 Uhr).
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