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Alt 26.04.2021, 16:49   #368
qbz
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Registriert seit: 24.03.2008
Beiträge: 10.285
Zitat:
Zitat von mumuku Beitrag anzeigen
.....
Es gab eine Zeit da waren Immobilien finanziell absolut uninteressant. Zu dieser Zeit hat das Land Berlin unzählige Wohnungen aus ihrem Bestand an Investoren, die das Risiko des Verlustes bereit waren zu tragen, verkauft (im Durchschnitt wurde 600€/m² gezahlt). Als dann einige Jahre später jährlich zwischen 20T€ und 40T€ Menschen nach Berlin kamen und der Leerstand der damals bestand aufgezehrt wurde hat das Land Berlin nicht reagiert. ......
Zur Geschichte:
Richtig ist und dem stimme ich sofort zu, dass Berlin seine Immobilien (und Berlin besass aus historischen Gründen sehr, sehr viel) massenhaft verscherbelt hat, und zwar ab 1990 ff in wachsendem Ausmasse mit dem Maximum unter dem SPD-PDS-Senat. Der zeitweilige Leerstand betraf hingegen vor allem in den 90ziger Jahren neuerrichtete Büroräume im Übergang zur Hauptstadt, wobei es klar absehbar war, dass sich das nach dem Umzug aus Bonn auch schnell ändern wird. Bei Wohnungen gab es kaum nennenswerten Leerstand, aber sehr viel Bevölkerungsaustausch im Zuge der Gentrifizierung von Teilen aus Pankow und Friedrichshain und Zuzug.

Es waren letztlich alle Parteien am Ausverkauf beteiligt und es gab keine nennenswerte Opposition von den Parteien, die alle einem neoliberalen Credo folgten. Ich redete in Gremien bei Vertretern der Parteien gegen Granitwände bei meinen Versuchen, verständlich zu machen, dass man mit dem Verkauf sich aller Möglichkeiten beraubt, regulierend auf den Mietpreis und den Markt einzuwirken und Verkäufe nur einmalige Haushaltsverbesserungen bringen, hingegen Grundstücke und Immobilien rentabel sind. Man konnte bei der SPD, der PDS, den Grünen und den Gewerkschaften keine breite Opposition gegen die Verkäufe organisieren, die CDU und die FDP unterstützen sie von hause aus und klagten ja jetzt auch gegen den Mietendeckel. Die Parteien stellten den Ausverkauf quasi als "Naturgesetz" dar, als absolute Notwendigkeit. Die Vertreter von McKinsey, Goldman Sachs, Ronald Berger, Kienbaum, Merryl Lynch gaben sich im Rathaus die Klinke in die Hand und manche Repräsentanten profitierten von Stellen mit höherer Bezahlung bei den privaten Besitzern oder mit Provisionen. Als öffentlicher Vorwand für den Senat musste in den 2000ff Jahren auch die Pleite der Bankgesellschaft Berlin herhalten, welche den Haushalt belastete. Mich persönlich machte diese Art der Enteignung öffentlicher Immobilien damals ziemlich wütend, weil rationale Argumente kein Gehör fanden und klar absehbar war, dass der Wohnungsmarkt in wenigen Jahren dasteht wie heute.

Wer sich dafür interessiert, wie in Berlin ab der Wende sukzessive öffentliches Wohneigentum verkauft wurde, findet hier eine kurze, sehr differenzierte chronologische Darstellung mit den handelnden Regierungspersonen:

Berliner Wohnungspolitik: Teil 1 – Die 90er Jahre

Berliner Wohnungspolitik: Teil 2 – Die rot-rote Koalition

"Die Wahlen im Jahr 2002 brachten eine Mehrheit für eine rot-rote Koalition. Die neoliberale Politik der 90er Jahre, für die Strieder, Fugmann-Heesing u. Co. standen, war damit jedoch keineswegs beendet. Im Gegenteil, sie wurde von der noch immer die Geschäfte dieser Stadt verwaltenden rot-roten Koalition ungebrochen und viel effizienter, weil nun auch ohne Opposition, fortgesetzt.

Deutschland ist das einzige Land, das seine öffentlichen Wohnungsbestände an Finanzinvestoren verkauft hat. Die rot-rote Koalition stellt die Landesregierung, die den Rekord im Verkauf von landeseigenen Wohnungen hält und zugleich am wenigsten deswegen ins Gerede gekommen ist. Ein Grund zum Feiern für Finanzinvestoren wie Cerberus und Co. Es wurde stillschweigend verscherbelt, was das Zeug hält........"

Geändert von qbz (26.04.2021 um 17:27 Uhr).
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