Lionel Sanders wenige Stunden nach dem Rennen:
Ironman 70.3 Augusta Post Race Thoughts
Ich verdinge mich mal wieder als Chronist, man verzeihe mir die etwas nachlässige Übersetzung. Ich habe gerade keine Lust, mehr daran zu feilen.
Das Rennen hat Lionel Sanders Spaß gemacht. Die Strecke gefällt ihm sehr gut. Die Temperaturen haben dafür gesorgt, dass es ein guter Tag fürs Hitzetraining war. Beim Schwimmen war es das Übliche ("good, controlled swim"). Er war der "first loser", der es nicht in die erste Gruppe geschafft hat. Er und
Marc Dülsen schwammen zusammen. Er ist weder enttäuscht noch glücklich, es gibt einfach noch viel Arbeit zu erledigen beim Schwimmen. Man kann im Schwimmtraining in fünf Wochen nicht den Vorsprung aufholen, den sich andere in 10 Jahren erarbeitet haben.
Beim Radfahren trat er anfangs die Leistung, wie er für angebracht hielt um seine Kohlenhydrat-Vorräte nicht alle auf dem Rad zu verballern. Das waren 362 Watt, so lange bis er das Rennen anführte, nach 56 Minuten auf der Radstrecke. Nachdem er die Führenden eingesammelt hatte, waren die schwierigen Teile der Strecke vorbei. Die zweite Hälfte bietet nicht viele Gelegenheiten, sich zu lösen. Deswegen ist er statt wie gewohnt alleine zu fahren, in der ersten Gruppe geblieben und mit
Nils Frommhold und
Bradley Weiss in T2 eingefahren.
Die ersten zwei, drei Meilen rannten sie zusammen. Dann fiel Nils zurück. Lionels Vorbereitung galt Hawaii, deswegen war sein Training nicht auf ein optimales 70.3-Rennen ausgerichtet. Weil Bradley ein guter Läufer ist, blieb Lionel die meiste Zeit abwartend und ließ ihn das Tempo machen. Das war ziemlich hoch und Lionel hatte einiges zu leiden. Nach 14 km waren sie immer noch zusammen und Bradley zeigte keinerlei Ermüdung. Doch kurz darauf wurde er etwas langsamer und Lionel beschloss, es darauf ankommen zu lassen und das Tempo zu erhöhen. Er hielt das einen knappen Kilometer bis zur nächsten Verpflegungsstelle. Er wollte sich nicht umschauen, um keine Schwäche zu signalisieren, konnte dann aber beim Abbiegen aus dem Augenwinkel erkennen, dass er etwa 40 m Vorsprung hatte. Er schätzte ab, dass seine Tempoverschärfung nicht ausreichend war, um eine so große Lücke zu reißen und dass Bradley etwas langsamer geworden war. Daraufhin ging Lionel einen "Pakt mit sich selbst" ein, dass er das Tempo bis 19 km aufrecht erhalten würde. Und da sah er dann, dass er eine ordentliche Lücke erarbeitet hatte.
Es war ein denkwürdiger, guter Zweikampf in der Hitze. Vermutlich für Kona als Vorbereitung der Verpflegungsstrategie nicht ideal, weil es schwierig ist, sich bei dem Tempo ausreichend Kalorien zuzuführen, aber eine gute Tempoeinheit. Er hatte vor Kona sowieso 4 × 5 km geplant gehabt und so hat er die nun ohne Intervallpausen am Stück abgefeiert, nach Schwimmen und Radfahren. Diese Einheit hätte ihm alleine einen "monumental effort" abgenötigt und im Rennen fällt das viel leichter.
Er hatte ein ideales Rennen und fühlte sich - den Umständen entsprechend - perfekt. Das war nun die letzte große Einzahlung aufs Trainingskonto. Die Hitzevorbereitung hat auch stattgefunden, er kann sich nicht erinnern, dass er jemals so irrsinnig verschwitzt nach einem Rennen war.
Er freut sich nun auf ein paar Tage Erholung. Am Montag geht es nach Kona und den Rest der Woche ist überwiegend Krafttraining angesagt. So hatte er sich die ideale Vorbereitung dieses Jahr vorgestellt. Er wird ziemlich frisch an den Start gehen und nicht übertrainiert, wie in der Vergangenheit, und er sieht das als Vorteil. Er ist nicht in der allerbesten körperlichen Verfassung, aber beim Ironman unter extremen Bedingungen kommt es nicht nur darauf an. Er ist so voller Vorfreude, dass er sich nicht erinnern kann, dass dies vor irgendeinem anderen Rennen schon einmal so der Fall war, ganz besonders auf Kona bezogen.
Frage von Erin: Gibt Dir das Rennen zusätzliches Selbstvertrauen?
"Ja, absolut. Ich erinnere mich an Leistungen in der Vergangenheit, die mit Sicherheit bessere 70.3-Leistungen waren. Das hier war aber ein gutes Rennen. Und Kona ist ein Rennen, kein Einzelzeitfahren. Augusta war eine tolle Rennerfahrung und das war auch der Grund hier anzutreten."
Er hatte keine Zeit, sich spezifisch darauf einzustellen. Normalerweise verbringt er die erste Hälfte des Jahres, sich auf 70.3-Rennen vorzubereiten und versucht dann, das in Langdistanz-Performance umzumünzen. Dieses Jahr hat er sich nur auf Langdistanz-Ausdauer konzentriert. Er war nur damit beschäftigt, die Qualifikation für Kona zu schaffen. In Mont Tremblant waren zu viele gute Athleten am Start als dass er das Risiko hätte eingehen können, sich speziell für 70.3-Rennen fit zu machen.
Er möchte noch einige 70.3-Rennen zum Ende der Saison machen und seine Fähigkeiten über diese Distanz verbessern. Insbesondere möchte er Schnelligkeit zurückgewinnen. Die 1:12 in Augusta waren eher mühsam erbracht, aber das war zu erwarten.